Die WSOP im Wandel der Zeit: Von den Anfängen bis zur Gegenwart – Teil 1

Die World Series of Poker (WSOP) hat sich über die Jahre hinweg zum wichtigsten Termin im internationalen Pokerkalender entwickelt. Die Ursprünge dieses renommierten Turniers sind jedoch bescheiden und verankert in Las Vegas’ staubigen Spielräumen in den späten 1960er Jahren. Es war eine Zeit, in der Poker weniger als globales Phänomen und mehr als ein Zeitvertreib für hartgesottene Spieler und Enthusiasten galt.

Das Horseshoe-Casino bei Nacht.

Die Geschichte der WSOP begann im Jahr 1970 im Horseshoe Casino in Las Vegas. © Wikipedia

Von bescheidenen Anfängen zur weltweiten Poker-Institution: Die Entstehungsgeschichte der WSOP

Zu Beginn war die WSOP weit davon entfernt, das kolossale Event zu sein, das sie heute ist. Sie entstand aus dem simplen Wunsch heraus, den besten Pokerspieler der Welt ausfindig zu machen. Das anfangs sehr einfache Konzept, kombiniert mit der Vision einiger wichtiger Schlüsselfiguren, legte den Grundstein für die Transformation dieses Turniers von einer lokalen Attraktion zu einer globalen Sensation.

Die Geschichte der WSOP ist nichts weniger als ein Spiegelbild der Evolution des Pokerspiels und ein Zeugnis dafür, wie Vision, Leidenschaft und eine Portion Glück ein bescheidenes Turnier in eine weltweite Institution verwandeln konnten.

Die Gründungsjahre der WSOP: Ein Blick auf die 70er-Jahre

Poker Chips und Karten auf einem Tisch

Die Anfänge der WSOP in Las Vegas waren eher bescheiden. © Thorsten Frenzel / Pixabay

1970 markiert den Startpunkt einer neuen Ära in der Pokerwelt: die Geburtsstunde der World Series of Poker. Gegründet von Benny Binion, dem Besitzer des Horseshoe Casinos in Las Vegas, hatte die WSOP anfangs wenig Ähnlichkeit mit dem groß angelegten Spektakel von heute. Anstelle Tausender Spieler kamen gerade einmal sieben der absolut Besten zusammen. Sie trafen sich in Binions Casino, um den inoffiziellen Titel des „Weltbesten“ unter sich auszumachen.

Zu Beginn war die WSOP nicht einmal ein echtes Turnier in dem Sinne. Die sieben Teilnehmer spielten stattdessen eine Serie von Cash Games in verschiedenen Pokervarianten. Am Ende bestimmten die Spieler selbst, wer von ihnen als der Beste gekürt werden sollte. Dieser Spieler war Johnny Moss (USA), eine Legende in der Pokerwelt, der durch eine Abstimmung zum Sieger gewählt wurde.

Schon im folgenden Jahr nahm die WSOP jedoch eine für heutige Verhältnisse vertrautere Form an. Es wurde ein Freezeout No Limit Texas Hold’em Event eingeführt, bei dem Johnny Moss erneut triumphierte.

Während der 1970er Jahre wuchs die WSOP kräftig weiter. Die Teilnehmerzahlen und die Preisgelder stiegen an. Was folgte, war größere internationale Aufmerksamkeit. Diese kam nicht zuletzt dank des Aufschwungs großer Pokerpersönlichkeiten wie dem vor kurzem verstorbenen Doyle Brunson (USA) und Amarillo Slim (USA) auf.

“Ein Mann mit Geld ist kein Gegner für einen Mann mit einer Mission.”Doyle Brunson, ehemaliger professioneller Pokerspieler, Doyle Brunson

Bis zum Ende des Jahrzehnts entwickelte sich die WSOP in rasendem Tempo von einem Treffpunkt für eine Handvoll Pokerenthusiasten zu einem absoluten Must-Visit-Event für Profispieler aus der ganzen Welt. Die mediale Berichterstattung nahm zu, und die Pokerwelt erkannte, dass die WSOP nicht einfach nur ein Pokerturnier war, sondern ein Phänomen, das das Spiel für immer verändern würde.

Spieler, die WSOP-Geschichte schrieben

Die Hall of Fame der World Series of Poker (WSOP) ist randvoll mit Legenden, deren Können am Tisch sie unsterblich gemacht hat. Hier sind einige Spieler, deren Triumphe Geschichte gemacht haben:

Johnny Moss: Wegen seiner drei Main-Event-Siege in den Jahren 1970, 1971 und 1974 ist Moss bekannt als der Grand Old Man of Poker. Er wurde durch eine Abstimmung zum Champion des ersten WSOP-Hauptevents gewählt und etablierte sich in den folgenden Jahren durch seine Siege als einer der größten Spieler seiner Generation.

Doyle Brunson: Mit seinem ikonischen Cowboyhut, seinem texanischen Akzent und einer über fünf Jahrzehnte andauernden Pokerkarriere ist Brunson zur Legende geworden. Zweimal in Folge hat er das Hauptevent gewonnen (1976 und 1977). Sein Buch Super System gilt als Bibel des Pokerspiels.

Phil Hellmuth: Mit rekordverdächtigen 15 WSOP-Armbändern hat Hellmuth im Laufe seiner Karriere immer wieder gezeigt, dass er zu den Besten aller Zeiten gehört. Dank seines hitzigen Temperaments und seines scharfen Verstands ist er zur Ikone geworden.

Daniel Negreanu: Der Kanadier ist wohl einer der besten und vielseitigsten Spieler in der Geschichte des Pokerspiels. Seine Fähigkeit, Gegner zu lesen, ist in der Pokerwelt legendär und bei seinen Gegnern gefürchtet. Das hat ihm unter anderem sechs WSOP-Armbänder und eine Fülle weiterer Turniersiege beschert.

Stu Ungar: Der US-Amerikaner Ungar ist neben John Moss der Einzige, der das Hauptevent dreimal (1980, 1981 und 1997) gewonnen hat. Trotz seiner Spiel- und Drogensucht, die letztlich zu seinem frühen Tod geführt haben könnten, wird er oft als der talentierteste Pokerspieler aller Zeiten betrachtet.

WSOP im Aufwind: Expansion und weltweite Reichweite

In den 1970er-Jahren wurden die Grundsteine für den Erfolg der WSOP gelegt. Die 1980er Jahre markierten den Beginn einer neuen Ära für die World Series of Poker. Von einem einzigen Hauptevent entwickelte sich die WSOP zu einer Reihe von Turnieren, die ganz verschiedene Pokerformate umfassten und so ein breiteres Publikum ansprachen. Mit Omaha, Five Card Draw, Seven-Card Stud und vielen weiteren Varianten wollte die WSOP das ganze Spektrum des Pokerspiels abdecken.

Parallel zur Erweiterung der Events wuchs auch die Medienpräsenz. Die 1980er und 1990er Jahre waren Zeiten rasanten technologischen Wandels, insbesondere im Bereich der Medienkommunikation. Dies kam auch der WSOP zugute.

1973 übertrug der amerikanische Fernsehsender CBS Sports die Ereignisse im Horseshoe Casino zum ersten Mal. Die TV-Übertragungen boten fesselnde Geschichten, intensive Duelle und boten interessierten Zuschauern einen Einblick in die Gedankenwelt der Spieler durch kommentierte Analysen. Pokerspieler wurden erstmals zu richtigen Stars, bauten sich Fanbasen auf und sorgten für ein steigendes öffentliches Interesse am Poker.

Nebenbei wurde das Teilnehmerfeld bei der WSOP immer internationaler. Während anfangs fast ausschließlich US-amerikanische Spieler teilnahmen, fanden sich in den Teilnehmerlisten neben Stars wie Stu Ungar (USA) und Johnny Chan (USA), der die Pokerwelt mit seinen ikonischen Back-to-Back-Siegen in den Hauptevents 1987 und 1988 begeisterte, auch immer mehr Spieler aus anderen Ländern.

Zu Beginn des neuen Millenniums hatte sich die WSOP von einem regionalen Turnier zu einer globalen Veranstaltung entwickelt. Mit Tausenden von Teilnehmern, einem wachsenden Medieninteresse und einem internationalen Teilnehmerfeld war die WSOP jetzt fest in der internationalen Sport- und Unterhaltungsszene verankert.

Einige der denkwürdigsten Momente in der WSOP-Geschichte

Die World Series of Poker (WSOP) ist seit ihrer Gründung im Jahr 1970 Schauplatz vieler denkwürdiger und fesselnder Momente geworden. Einige davon in der Übersicht:

1972 – Amarillo Slims Sieg: Slim war ein äußerst charismatischer Spieler, bekannt für seinen Cowboyhut, seine Freundschaft mit Doyle Brunson und seine schlagfertigen Bemerkungen. 1972 gewann er das WSOP Main Event und wurde so zur Pokerikone. Weil Slim nach seinem Sieg immer wieder in Talkshows und sogar in Filmen auftrat, trug er dazu bei, Poker in den Mainstream zu bringen und die Faszination des Spiels einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

1982 – Jack Straus’ Chip und Stuhl: Nachdem er vermeintlich alle seine Chips verloren hatte, fand Jack Straus (USA) einen einzigen Chip, den er übersehen hatte. Mit diesem einen Chip kämpfte er sich zurück und gewann schließlich das Hauptevent. Seine bemerkenswerte Aufholjagd führte zum Sprichwort: „Solange du einen Chip und einen Stuhl hast, bist du noch im Spiel.“

1989 – Phil Hellmuth wird zum jüngsten Hauptevent-Gewinner: Mit nur 24 Jahren besiegte Hellmuth (USA) den zweifachen Champion Johnny Chan und stellte einen Rekord auf, der für über zwei Jahrzehnte Bestand haben sollte. Gleichzeitig markierte Hellmuths Sieg den Beginn einer beeindruckenden Poker-Karriere, die bis heute andauert.

2006 – Jamie Golds Lauf: Mit einer rekordverdächtigen Führung während eines Großteils des Turniers dominierte Gold (USA) das Main Event der WSOP 2006. Sein aggressiver Stil und seine beeindruckende Fähigkeit, Informationen aus seinen Gegnern herauszukitzeln, brachten ihm schließlich ein Preisgeld von 12 Millionen Dollar ein, das bis zum Sieg von Daniel Weinman (USA) bei der WSOP 2023 das höchste war.

2019 – Hossein Ensan trotzt den Odds: In den Jahren vor Ensans (Deutschland) Sieg dominierten jüngere Spieler das Pokerspiel. 2019 setzte der Deutsch-Iraner jedoch diesem Trend ein Ende. Mit 55 Jahren sicherte sich Ensan das begehrte Bracelet sowie ein Preisgeld von 10 Millionen Dollar.

In Teil 2 unseres Artikels über die Geschichte der WSOP befassen wir uns mit dem digitalen Zeitalter.

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