Crown-Chef ahnte von nichts?

Im August 2019 sorgte die Junket Operator-Affäre um den australischen Casinoriesen Crown Resorts für einen landesweiten Skandal. Seitdem laufen die Ermittlungen, es geht um Verbindungen zu kriminellen Organisationen in China und hohe Schmiergelder. Nun wurde der Chef der Rechtsabteilung von Crown Resorts, Joshua Preston, von der Glücksspielaufsicht in New South Wales (NSW) verhört. Dieser gibt an nichts von den kriminellen Machenschaften gewusst zu haben.

Der Roulette-Spieltisch eines Casinos.

Trotz Verbot soll Crown superreiche VIP-Spieler aus China angeworben haben. ©ArielleFisch/Pixabay

Crowns dritte Casino-Lizenz in Gefahr

Laut Aussagen der Glücksspielaufsichtsbehörde von NSW ahnte der Crown-Chef für Rechtsangelegenheiten, Joshua Preston, nichts von der Problematik der dubiosen Junket Operator-Geschäfte seines Arbeitgebers. Er sei sich nicht darüber bewusst gewesen, dass die vorwiegend in Macau stationierten Agenturen schlecht reguliert sind und in Bezug auf ihre Verbindungen kaum überprüft werden. Dies, obwohl Preston für die Einhaltung von Gesetzen bei Crown Resorts verantwortlich ist.

Im Rahmen der Anhörung zeigte sich Preston dementsprechend überrascht, dass einige der Junket-Partner des ehemaligen Crown-Inhabers James Packer Verbindungen zum organisierten Verbrechen in China haben sollen. Obendrein konnte Preston der Glücksspielaufsicht nicht mitteilen, ob Crown eine Überprüfung seiner Junket-Partnerschaften durchgeführt hatte, obwohl bereits 2014 erste Berichte über etwaige kriminelle Verbindungen auftauchten.

Die öffentliche Anhörung von Preston fand am Montag (27.07.) statt. Im Zentrum stand dabei die Frage, ob Crown eine dritte Casino-Lizenz für ein 2,4 Mrd. Dollar-schweres Resort in Barangaroo erhalten sollte. Diese wurde schon einmal ausgestellt, durch den Skandal soll die Lizenz nun erneut auf Rechtmäßigkeit überprüft werden. Die Anhörung sollte schon im April stattfinden, wurde jedoch aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben.

Hintergründe des Crown-Skandals

Alles begann im August 2019 mit einem investigativen Bericht der australischen Zeitungen The Sydney Morning Herald, The Age und 60 Minutes. Hierin wurden schwerwiegende Vorwürfe gegen das Unternehmen erhoben. Mit Hilfe eines dubiosen Geschäftsmodells soll Crown superreiche VIP-Spieler aus China angeworben haben, die innerhalb kurzer Zeit millionenschwere Summen im Crown Casino Melbourne umgesetzt haben.

Junket Operators sind Mittelsmänner, die für das Anwerben wohlhabender Casinogäste zuständig sind. Sie begleiten die potenziellen Kunden auf organisierten Glücksspielreisen, betreuen währenddessen deren Gelder und geben Auskunft über hohe Gewinnchancen. Die Tätigkeit ist in Australien prinzipiell erlaubt. Es dürfen jedoch keine Kunden aus Ländern angeworben werden, in den Glücksspiel verboten ist, wie zum Beispiel China.

Die meisten der chinesischen Junket-Agenturen sollen mit kriminellen Gruppierungen zusammenarbeiten, so auch im Fall Crown. Wie aus den Berichten hervorgeht, hat Crowns Junket-Partner Suncity in diesem Kontext mit einer illegalen chinesischen Vereinigung namens „The Company“ kooperiert. Die Gruppierung habe folglich die Crown Casinos in Melbourne und Perth infiltriert und dort Geldwäsche betrieben.

Die Zeitungen bezogen sich dabei in erster Linie auf tausende geheime E-Mails sowie Insider-Informationen von ehemaligen Angestellten. Demnach sind sowohl die Crowns Bankkonten als auch die High-Roller-Räume für kriminelle Zwecke genutzt worden. Der Betreiber habe in diesem Zusammenhang alle Risiken in Kauf genommen und keine Skrupel gehabt, so die Vorwürfe der Medien.

Weitreichende politische Verbindungen

Seit 2019 hat sich die Affäre um Crown immer mehr ausgeweitet. Auch das australische Konsulat, zuständig für die Ausstellung von Einreisegenehmigungen, soll in die kriminellen Aktivitäten des Casinokonzerns involviert gewesen sein. Das Konsulat könnte die Ausstellung von Visa für die reichen chinesischen Spieler erleichtert und beschleunigt haben. Zudem habe es dafür gesorgt, dass die Spieler standardisierte Sicherheitskontrollen umgehen konnten.

Außerdem wurden ein ranghohes Labour-Mitglied und ein chinesischer Geschäftsmann mit in den Strudel gezogen. Beiden soll der Privatjet von Crown mehrfach für Privatflüge bereitgestellt worden sein. Bei dem Politiker handelt es sich um Jamie Clements, ehemaliger Labour-Generalsekretär des australischen Bundestaates New South Wales (NSW). Bei dem chinesischen Milliardär um den Immobilienhändler Huang Xiangmo.

Innerhalb einer Anti-Korruptionsanhörung der ICAC (Independent Commission Against Corruption) in Sydney wurde folglich eine fragwürdige Verbindung zwischen Clements und Xiangmo festgestellt. Immer noch wird untersucht, ob Xiangmo womöglich illegale Spenden unter australischen Politikern verteilt hat. Parteispenden aus dem Ausland sind in Australien gänzlich verboten. Klar ist, dass der Milliardär dem Politiker 35.000 australische Dollar in bar in einer Weinkiste überreichte.

Ist Crown Opfer medialer Hetze?

Das Unternehmen Crown Resorts streitet bis dato alle erhobenen Vorwürfe vehement ab. Der Casinobetreiber sieht sich als Opfer einer hinterlistigen Medienkampagne, wofür sogar ein öffentliches Werbeschreiben aufbereitet wurde, das den wahren Sachverhalt aufklären sollte. Den Medien wurde hierin unter anderem eine sensationsgierige Berichterstattung und Wahrheitsverzerrung vorgeworfen.

Die schwerwiegenden Erinnerungslücken von Joshua Preston, dem Chef der Rechtsabteilung, scheinen die Haltung des Konzerns abermals zu unterstreichen. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass durch den Auftritt eine Abmilderung der Debatte erzielt wird. Eher ist das Gegenteil der Fall. Sollten sich die Vorwürfe gegen Crown weiter verhärten – oder möglicherweise sogar bestätigen – droht ein kompletter Lizenzentzug. Schon nächste Woche sollen die Anhörungen fortgesetzt werden.

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