Affäre um Crown weitet sich aus

Die Debatte um die womöglich kriminellen Aktivitäten des australischen Casinokonzerns Crown Resorts geht in die nächste Runde. Nun wird das Unternehmen verdächtigt, einem ehemals hochrangigen Angestellten der australischen Labour-Partei sowie einem chinesischen Milliardär wiederholt ein firmeneigenes Flugzeug für private Zwecke zur Verfügung gestellt zu haben. Was genau steckt dahinter?

Blick auf ein Casinogebäude.

Seit August mehren sich die Skandale um Australiens Casinogiganten Crown Resorts. ©ImmortalShots/Pexels

Privatflüge mit Crown-Jet?

Die Kriminalitäts- und Korruptionsvorwürfe gegen den australischen Glücksspielriesen Crown Resorts ziehen immer weitere Kreise: Jetzt wird ein ranghohes Labour-Mitglied und ein chinesischer Geschäftsmann mit in den Strudel gezogen. Beiden soll der Privatjet der Firma mehrfach für Privatflüge bereitgestellt worden sein. Bei dem Politiker handelt es sich um Jamie Clements, ehemaliger Labour-Generalsekretär des australischen Bundestaates New South Wales (NSW). Bei dem chinesischen Milliardär um den Immobilienhändler Huang Xiangmo.

Die fragwürdige Verbindung zwischen Clements und Xiangmo wurde innerhalb einer Anti-Korruptionsanhörung der ICAC (Independent Commission Against Corruption) in Sydney festgestellt und anschließend öffentlich gemacht. In diesem Kontext untersucht die Instanz nun, ob Xiangmo womöglich illegale Spenden unter australischen Politikern verteilt hat. Parteispenden aus dem Ausland sind Australien gänzlich verboten. Xiangmos früherer Assistent, Tim Xu, sagte diesbezüglich am Montag (10.12.) vor einem ICAC-Ausschuss aus. Hier bezog er unter anderem Stellung zu Clements Flügen im Crown-Jet. Im Wortlaut hieß es:

“Er nutzte das Flugzeug wahrscheinlich für Meetings und manchmal für Entertainment, manchmal für ein Tennisspiel.”

Doch damit nicht genug: Die Frage, ob der Crown-Jet Clements auch schon innerhalb seiner Zeit als Generalsekretär zur Verfügung gestellt worden sei, um sowohl geschäftlichen als auch privaten Aktivitäten nachzugehen, konnte Xu mit einem klaren „Ja“ beantworten. Zudem bestätigte Xu eidesstattlich, dass es sich bei dem Jet definitiv um ein Flugzeug der Crown Resorts-Gruppe gehandelt hat. Darüber hinaus soll der Milliardär Huang Xiangmo als High Roller-Kunde regelmäßig im Crown Resorts Melbourne gespielt haben.

Wie tief reicht die Verbindung?

Laut einem aktuellen Bericht der SMH besteht der Verdacht, dass zwischen Huang Xiangmo, Jamie Clements und Crown Resorts eine ebenso tiefgreifende wie fragwürdige Dreiecksbeziehung besteht. Australische Medien hatten innerhalb der letzten Monate immer wieder darüber spekuliert, ob Xiangmo seine guten Beziehungen zu chinesischen Regierungskreisen ausnutzt, um den australischen Casinomarktführer Crown zu unterstützen.

In diesem Zusammenhang soll es vor allem um die Unterstützung von Crown-Angestellten gegangen sein, die in China aufgrund ihrer Beteiligung an verbotenem Glücksspiel in Haft sitzen. Die Verbindungen reichen sogar noch weiter: Xiangmo soll zu diesem Zweck sogar einen Crown-Mitarbeiter als persönlichen Assistenten engagiert haben.

Schmiergelder in Weinkiste?

Die Verbindung zwischen dem australischen Politiker und dem chinesischen Geschäftsmann ist den Behörden nicht erst seit gestern bekannt. Bereits in einer Anhörung im Oktober hatte Clements zugegeben Gelder von Xiangmo angenommen zu haben. Wie Clements erklärte, habe der Milliardär ihm jedoch lediglich in einer finanziellen Notsituation ausgeholfen. Konkret ging es hierbei um 35.000 AUD in bar, die Xiangmo dem Politiker in einer Weinkiste übergeben hatte, angeblich damit dieser seine Anwaltskosten decken konnte.

Grund für die juristischen Aufwendungen war ein Prozess wegen sexueller Belästigung. So soll Clements im Jahr 2015 versucht haben, sich an einer 27-jährigen Labour-Angestellten zu vergehen. Folglich habe ihn Xiangmo in sein Haus eingeladen, wo er dem Politiker die dubiose Weinkiste überreichte. Ob es sich hierbei trotz der juristischen Schwierigkeiten um Schmiegelder gehandelt haben könnte wird derweil von der ICAC untersucht.

Ermittlungen seit 2015

Jamie Clements ist nicht der einzige Politvertreter, der aufgrund seiner Verbindungen zu Huang Xiangmo auf dem Radar der australischen Behörden blinkt. Schon seit längerem untersucht die ICAC in diesem Kontext mehrere Verdachtsfälle auf Korruption. Im Jahr 2015 soll Xiangmo einem Labour-Politiker eine Plastiktüte mit satten 100.000 AUD in 100 Dollar-Noten überreicht haben. Aufgrund dieser Affäre war der damalige Labour-Senator Sam Dastyari im Januar 2018 von seinem Amt zurückgetreten.

Auch für Xiangmo hatte der Fall Folgen: Im Februar 2019 verweigerten ihm die australischen Behörden die australische Staatsbürgerschaft und entzogen ihm gleichsam seine Aufenthaltsgenehmigung. Der schwerreiche Geschäftsmann darf seitdem nicht mehr in Australien einreisen.

Crown Resorts am Pranger

Die Ermittlungen in dem aktuellen Fall dauern weiter an. Ob sich die Verbindungen zwischen Clements, Xiangmo und Crown Resorts tatsächlich beweisen lassen, bleibt abzuwarten. Klar ist indessen, dass der Casinokonzern Crown binnen letzter Monate immer wieder für negative Schlagzeilen sorgte. Alles begann im August mit einem investigativen Bericht der australischen Zeitungen The Sydney Morning Herald, The Age und 60 Minutes, der für einen regelrechten Skandal um Crown Resorts sorgte.

Die Vorwürfe gegen das Unternehmen sind schwerwiegend: Mit Hilfe eines höchst dubiosen Geschäftsmodells soll Crown reiche VIP-Spieler aus China angeworben haben, die innerhalb kurzer Zeit millionenschwere Summen im Crown Casino Melbourne umgesetzt haben. Die Zeitungen beziehen sich dabei in erster Linie auf tausende geheime E-Mails sowie Insider-Informationen von ehemaligen Angestellten.

Durch die vermeintliche Vernetzung mit chinesischen Verbrechersyndikaten ist inzwischen sogar Crowns dritte Resort-Lizenz in Gefahr. Neben den juristischem Fiasko muss sich Crown zudem auch Sorgen um die eigenen Mitarbeiter machen. Erst vor kurzem kam es zum ersten Mal nach 16 Jahren zum Streik im Crown Casino Melbourne. Grund für die Arbeitskampfmaßnahmen ist der Stillstand der Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft United Voice und Crown Resorts Limited. Die weiteren Entwicklungen um den Glücksspielriesen bleiben vorerst abzuwarten.

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