Casinos Austria plant Stellenabbau

Durch die Corona-Krise hat sich die finanzielle Schieflage der Casinos Austria weiter verstärkt. Trotz der eingeschränkten Wiedereröffnung am 29. Mai bleiben viele Gäste aus. Das neue Sanierungsprogramm „Refit“ sieht nun einen erheblichen Stellenabbau von 27 Prozent vor, jeder vierte Job steht auf dem Spiel. Außerdem könnte es zu Gehaltskürzungen kommen.

Das Casino Baden bei Wien, Österreich.

Das Casino Baden bei Wien gehört zu den Aushängeschildern des Unternehmens. ©BigAmount/Pixabay

Defizitäre Standorte stärker betroffen

Laut einem Bericht der österreichischen Tageszeitung Kurier plant die teilstaatliche Casinos Austria AG einen Stellenabbau von 27 Prozent. Bis 2021 sollen 427 Vollzeitstellen gestrichen werden, wobei die zwölf Standorte des Unternehmens erhalten bleiben. Die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Etablissements soll bei den Kürzungen berücksichtigt werden, defizitäre Standorte müssen dabei mit einem Stellenabbau von bis zu 55 Prozent rechnen.

Im Klartext bedeutet dies, dass jeder vierte Arbeitsplatz auf der Kippe steht. Die drastische Maßnahme ist Teil des sogenannten Sanierungsprogramms Refit, welches von Casinos Austria in Kooperation mit dem Beratungsunternehmen McKinsey erarbeitet wurde. Das Programm soll dem Aufsichtsrat am 08. Juli in einer Sondersitzung vorgestellt werden. Hintergrund ist, dass Casinos Austria schon seit längerer Zeit finanzielle Schieflage gefallen ist.

Wie Kurier berichtet, ist die Zahl der tatsächlich betroffenen Mitarbeiter wahrscheinlich noch höher, da sich viele Angestellte in Teilzeitverträgen befinden. Alle, die ihre Stelle behalten dürfen, müssen darüber hinaus mit Gehaltskürzungen zwischen 15 und 20 Prozent rechnen. Insgesamt sollen die Personalkosten um 11 Prozent gemindert werden.

Hiervon ist auch das Management betroffen. Dieses soll um ein Drittel reduziert werden, was bedeutet, dass die Anzahl von 113 auf 75 Vollzeitstellen fallen könnte. Im Headoffice könnte es obendrein zu einem Stellenabbau von 41 Prozent auf 113 Arbeitsplätze kommen. Das Unternehmen hat sich bis dato nicht zu den genauen Zahlen geäußert.

Rote Zahlen durch Corona-Krise

Die Corona-Krise hat der ohnehin abfallenden Glücksspielgesellschaft enorm geschadet. Zurzeit geht der Betriebsrat von einem Defizit in Höhe von 47 Mio. Euro aus. Der Aufsichtsrat geht sogar noch weiter und spricht von einem Minus von 65 Mio. Euro. Das Minus würde sich im kommenden Jahr auf mindestens 56 Mio. Euro belaufen, wenn keine Sanierung der Unternehmensgruppe erfolgt.

Sollten die Sparmaßnahmen umgesetzt werden, würde sich das Minus auf lediglich 13 Mio. Euro belaufen, wobei 2022 wieder ein Plus von 9,5 Mio. Euro erwartet wird. Die Zahlen sind jedoch schon seit längerer Zeit rückläufig. So zählten die Casinos im Jahr 2000 noch 1,98 Millionen Besucher, 2019 waren hingegen nur noch 1,23 Millionen.

Die Krise sorgt nun für ein zusätzliches Ausbleiben der ausländischen Gäste. Doch auch die einheimischen Besucher kehren laut lokalen Medienberichten nur teilweise wieder in die Etablissements zurück. Laut einer durchgeführten Refit-Analyse ist dies auf eine Verminderung der privaten Einkommen durch die Corona-Krise zurückzuführen. Es herrsche eine geringere Zahlungsbereitschaft für Unterhaltungsangebote vor. Besonders jüngere Erwachsene bleiben aus.

Mitarbeiter über Sparprogramm empört

Der Betriebsrat der Casinos Austria und die Gewerkschaft zeigten sich angesichts der drastischen Sparmaßnahmen empört. Vor allem wird kritisiert, dass die Betroffenen erst über die Medien von den Plänen erfahren hätten. Den Angestellten würde mit der Androhung von Kündigungen Unrecht getan, da diese seit der Wiederöffnung hervorragende Arbeit leisten. Laut Zentralbetriebsratschef Manfred Schönbauer seien die Erträge außerdem höher als erwartet.

Schönbauer hegte gegenüber den Salzburger Nachrichten den Verdacht, dass die Art und Weise des Vorgehens kein Zufall sei. Man wolle Druck auf die Verhandlungspartner ausüben, zudem seien die Grundannahmen über die finanziellen Verhältnisse der Unternehmensgruppe stark überzogen. Barbara Teiber, die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft GPA-djp, sprach hingegen von Plänen, die aus sozialer Sicht unverantwortlich wären.

Debatte um Rauchverbot

Ebenfalls kritisiert wird, dass die Unternehmensführung die Umsatzschwäche teils auf das seit November 2019 geltende Rauchverbot zurückführt. Die Auswirkungen seien hierdurch bei weitem nicht so drastisch, wie dargestellt. Lediglich in den ersten Wochen habe der Wegfall der Raucherkabinen zu spürbaren Einbußen geführt. Dies könne man jedoch nicht in die Prognosen für kommende Jahre miteinbeziehen.

Schönbauers Ziel ist es daher, die Kündigungen unter allen Umständen zu vermeiden. Man habe Modelle entwickelt, um die Personalkosten zu senken, ohne dass es zu Entlassungen kommen muss. Dies wäre für beide Seiten von Vorteil. Als Beispiel nannte der Betriebsratschef ein Teilzeitmodell für ältere Mitarbeiter. Eine Stellungnahme der Unternehmensführung zu der Kritik und den Vorschlägen bleibt abzuwarten.

Deutlich wird, dass sich Casinos Austria infolge der sogenannten Casinos Austria-Affäre sowie der Bieterschlacht um die Aktienanteile auf wirtschaftlicher Talfahrt befindet. Die Pläne zum Stellenabbau verdeutlichen, dass die Corona-Krise dem Unternehmen einen weiteren Tiefschlag versetzt hat, der noch über längere Zeit nachhallen wird. Dass der Konzern unter diesen Voraussetzungen wirklich alle 12 Standorte aufrechterhalten kann, erscheint eher fraglich.

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