Casino-Shutdown in Las Vegas

Um die Covid-19-Pandemie zu verlangsamen, hat der Gouverneur von Nevada, Steve Sisolak, alle Casinos des Bundesstaates angewiesen, ihren Betrieb für mindestens 30 Tage einzustellen. Der „Shutdown“ trifft vor allem das Glücksspieldelta Las Vegas, doch auch in anderen Staaten kommt es zu Schließungen. Der Branchenverband AGA hat einen Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Regierung gestellt.

Das Paris Hotel & Casino am Las Vegas Strip.

Allein am Las Vegas Strip werden Verluste in Milliardenhöhe erwartet. ©Sarangib/Pixabay

„Entschlossenes Handeln“

Aufgrund des Coronavirus wird der gesamte Glücksspielbetrieb Nevadas mindestens bis zum 17. März eingestellt. Betroffen sind 334 registrierte Casinos, 104 davon befinden sich in Las Vegas. Doch auch Freizeiteinrichtungen wie Restaurants, Bars, Kinos, Einkaufszentren und Fitnesscenter müssen dicht machen. „Mein höchstes Ziel ist es, gemeinsam mit dem Staat Nevada, Leben zu retten“, kommentierte Staatschef Steve Sisolak seine drastische Entscheidung.

Wie der Gouverneur weiter ausführte, seien „aggressive Strategien“ erforderlich, um einer Ausbreitung des Lungenerregers entgegenzuwirken. Medizinische Fachleute hätten deutlich gemacht, dass es derzeitig keine Behandlung gibt, weshalb „Menschen sich selbst, ihre Familien und ihre Gemeinschaft schützen“ müssen. Es gebe „keine Zeit zu verlieren“ und man wolle „entschlossen handeln“, bis ein Impfstoff entwickelt ist.

„Nie dagewesenes Ausmaß“

In diesem Sinne wird die Anordnung aktuell von der örtlichen Glücksspielaufsicht NGCB (Nevada Gaming Control Board) in Kooperation mit der Polizei durchgesetzt. Laut Berichten der Los Angeles Times vollzieht sich der Shutdown in einem „noch nie dagewesenen Ausmaß“. Bewaffnete Sicherheitskräfte sollen ab Mitternacht (18.03.) in die Casinos auf beiden Seitens des Strips eingedrungen sein, um die Casino-Schließungen zu überwachen.

Die Spielchips von tausenden Tischen wurden eingesammelt. Die Bildschirme von über 163.000 Spielautomaten wurden schwarz. Die Barkeeper nahmen hunderte Wein- und Schnapsflaschen aus den Regalen. Blackjack-Dealer und High-Roller mussten zusammenpacken. Entertainer und Musiker wurden nach Hause geschickt. Die Hausmeister begannen damit Desinfektionsmittel zu sprühen und Türgriffe abzuwischen. Und plötzlich stand die redensartliche „Stadt der Sünden“ still.

„Ich habe in meinen 35 Jahren, in denen ich auf dem Strip arbeitete, noch nie gesehen, wie ein Casino geschlossen wird, nur wenn sie öffnen“, kommentierte ein Mitarbeiter des Treasure Island Casinos die befremdliche Situation. Ein weiterer Angestellter erklärte, dass die Casinos von Las Vegas zuletzt nach der Ermordung von John F. Kennedy im Jahr 1963 geschlossen wurden, „und das war für einen Tag“.

Mehrere Händler und Manager bestätigten: Einen solchen Shutdown hat es noch nie gegeben. Nicht während der Finanzkrise 2008. Nicht nach dem 11. September. Auch nicht nach dem verheerenden Amoklauf im Jahr 2017, bei dem in Las Vegas 58 Menschen von einem MGM Hotel aus erschossen wurden. Die langfristigen Folgen von Covid-19 seien derzeitig kaum absehbar.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Der Shutdown von Nevada bedeutet für die US-amerikanische Glücksspielindustrie einen signifikanten Einschnitt. Ähnlich wie Macau, wo das Coronavirus ebenfalls zum Shutdown führte, ist insbesondere Las Vegas größtenteils vom Casinogeschäft abhängig. Im Januar beliefen sich die Einnahmen aus dem landbasierten Glücksspiel auf 1,04 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg von 5,5 Prozent im Vorjahresvergleich.

Da die Coronavirus-Pandemie die globale Tourismusbranche praktisch stillgelegt hat, werden allein am Las Vegas Strip langfristige Verluste von über 6,6 Mrd. US-Dollar erwartet. Betroffen davon sind etliche Mitarbeiter. Im Jahr 2018 beschäftigten die Casino Resorts etwa 164.400 Menschen, was 16,8 Prozent der Gesamtbeschäftigung in der Region und 18,7 Prozent aller privaten Arbeitsplätze ausmacht.

Obendrein gilt die 2,2 Mio. Einwohner zählende Glitzermetropole als Aushängeschild des amerikanischen Traums. Eine Schließung dieser Größenordnung könnte daher auch in der Psyche der US-Bürger tiefe Spuren hinterlassen. Die USA zählt zurzeit über 6.400 Infektionen. Präsident Donald Trump, der von Experten für seine anfängliche Zurückhaltung kritisiert wird, hat mittlerweile den nationalen Notstand ausgerufen und spricht von „kriegsähnlichen Zuständen“.

AGA fordert Finanzhilfen

Die Pandemie hat nicht nur in Nevada zu Casino-Schließungen geführt. Immer mehr US-Bundesstaaten haben vergleichbare Shutdowns angeordnet, darunter auch New Jersey, Pennsylvania, Indiana, Illinois, Michigan und Massachusetts. In Nevada hatten bereits vor der offiziellen Anordnung einige Betreiber freiwillige Schließungen angekündigt, zum Beispiel MGM und Wynn Resorts.

Dazu haben einzelne Städte individuelle Verordnungen erlassen, zum Beispiel die kalifornische Metropole Los Angeles, wo unter anderem das Commerce Casino und das Bicycle Casino für mindestens zwei Wochen schließen müssen. Ähnliche Maßnahmen wurden in New York City und San Francisco ergriffen. Aufgrund der drohenden Defizite, die mit den Shutdowns einhergehen, hat sich nun die American Gaming Association (AGA) an die Länderchefs gewandt.

Gefordert wird ein finanzielles Unterstützungspaket. AGA-Chef Bill Miller erklärte vor dem Länderkongress, es sei notwendig die 260 Mrd. US-Dollar schwere Industrie zu stabilisieren. Er schätzte, dass bereits 60 Prozent der Casinomitarbeiter von den Shutdowns betroffen seien. Im Wortlaut hieß es:

“Innerhalb weniger Tage ist die blühenden US-Casinoindustrie fast zum Stillstand gekommen. Wir sind Zeuge einer schnell wachsenden Zahl von Casino-Schließungen. Dies wird sich verheerend auf die Gemeinden auswirken, in denen wir in 43 Bundesstaaten tätig sind. Wir benötigen Maßnahmen, die Liquidität schaffen, damit wir die Beschäftigten weiter unterstützen können.”

Des Weiteren erklärte Miller, dass die AGA sowohl während der Krise als auch nach der Wiedereröffnung der Casinos mit den Regierungen zusammenarbeiten will, um die Beschäftigten des gesamten Sektors zu unterstützen. Das Glücksspiel sei eine „widerstandsfähige Branche“, man werde alle Maßnahmen verantwortungsbewusst umsetzten, die zur Eindämmung der Pandemie erforderlich sind. Die weiteren Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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