Blackstone will Crown übernehmen

Die Investmentgesellschaft Blackstone (New York) hat dem australischen Casinoriesen Crown Resorts ein Übernahmeangebot im Wert von umgerechnet 6,1 Milliarden US-Dollar unterbreitet. Blackstone breitet sich seit einiger Zeit in der Glücksspielbranche aus, dennoch kommt das Angebot an Crown überraschend, denn der australische Marktführer steckt mitten in einem Skandal um Geldwäsche. Jüngst wurde das Unternehmen als ungeeignet eingestuft, um eine weitere Casinolizenz in Sydney zu erhalten.

Das Crown Casino Resort Melbourne in Australien.

Im Fokus der Ermittlungen stehen die Crown Casinos in Melbourne und Perth. ©torcasiojohn/Pixabay

Blackstone hält bereits Anteile von Crown

Trotz des harten Urteils gegen Crown Resorts im Februar will Blackstone den australischen Glücksspielmarktführer für 6,1 Milliarden US-Dollar übernehmen. Eine Beteiligung von 9,99 Prozent besitzt Blackstone bereits. Um die übrigen 90,1 Prozent der Anteile zu erhalten, hat die Private-Equity-Gruppe aus New York City 11,85 australische Dollar für jede Aktie von Crown angeboten.

Ob Crown Resorts das Angebot annimmt, ist zurzeit noch unklar. Man befinde sich in einer Prüfungsphase und müsse das Angebot bewerten, so das Management. Dabei müsse mit allen relevanten Interessengruppen und den Aufsichtsbehörden, inklusive der ILGA (Independent Liquor & Gaming Authority), zusammengearbeitet werden.

Der Betreiber fügte hinzu, dass die Aktionäre zum jetzigen Zeitpunkt keine Entscheidung treffen müssen, da es noch keine Garantie dafür gibt, dass das Angebot auch zu einer Transaktion führen wird. Für das Übernahmeangebot beauftragt wurden UBS als Finanzberater und Allens als Rechtsberater.

Prüfung auf Rechtmäßigkeit des Angebots

Vor allem Allens dürfte mit der Prüfung viel zu tun haben, denn Blackstone hat seinen 9,99 Prozent-Anteil nicht von Crown erhalten, sondern von Melco Resorts & Entertainment Limited. Dies geschah infolge eines dubiosen Aktiendeals im Juni 2019 zwischen Crown-Inhaber James Packer und dem umstrittenen Melco-CEO Lawrence Ho. Dessen Vater, Ex-Melco-CEO Stanley Ho, soll mit organisierten Verbrechersyndikaten in China kooperiert haben.

Der Vorgang hatte maßgeblich zum Entzug der dritten Crown-Lizenz beigetragen, denn laut Lizenzvereinbarung durfte Crown in keinerlei Geschäftsbeziehungen mit Personen oder Firmen treten, die mit Melco in Verbindung stehen. Packer hatte Ho dennoch 20 Prozent seiner Aktien zu einem Preis von 2,5 Milliarden Dollar angeboten. Die erste Transaktion von 1,2 Milliarden Dollar wurde im Juni 2019 durchgeführt. Im darauffolgenden September sollte der Deal abgeschlossen werden. Der Chef der Rechtsabteilung, Joshua Preston, bekundete im August 2020 von den Aktivitäten nichts geahnt zu haben.

Skandal um Geldwäsche bei Crown

Im Rahmen einer großangelegten ILGA-Untersuchung wurden auch Beweise für Geldwäsche gefunden, was Ende Februar zum Rücktritt des CEO’s Ken Barton führte. Sowohl die Konten von Tochtergesellschaften als auch die von den Crown Resorts in Melbourne und Perth waren in die kriminellen Machenschaften verwickelt. Um wieder als geeigneter Lizenznehmer eingestuft zu werden, wird von der ILGA eine Umstrukturierung des Managements gefordert.

Die Vorwürfe gegen Crown Resorts sind schwerwiegend, es geht um unzureichende Sorgfalt bei der Auswahl der Geschäftspartner. So kam es unter anderem zu Kooperationen mit chinesischen Junket Operator-Agenturen, die in Kontakt mit Verbrechersyndikaten stehen. Die ILGA unterstellte Crown in ihrem Abschlussbericht einen ungerechtfertigten Glauben an sich selbst, unternehmerische Arroganz sowie einen Mangel an gründlichen Überprüfungen.

Junket Operators sind Agenturen, die superreiche Casinogäste anwerben und diese auf organisierten Glücksspielreisen betreuen. Zum Beispiel werden Auskünfte über hohe Gewinnchancen geliefert. Die Tätigkeit ist in Australien (noch) erlaubt, es dürfen aber keine Kunden aus Ländern in denen Glücksspiele verboten sind angeworben werden, wie zum Beispiel China. Crown hatte von Überprüfungen abgesehen, obwohl bereits 2014 Berichte über kriminelle Verbindungen aufgetaucht waren.

Crown-Affäre mit Nachhall

Ausgelöst wurde der Skandal im August 2019 durch investigative Berichte der australischen Zeitungen The Sydney Morning Herald, The Age und 60 Minutes. Seitdem spitze sich die Affäre immer mehr zu und zog weite Kreise: Sogar das australische Konsulat, zuständig für die Ausstellung von Visa, soll teilweise involviert gewesen sein. Die Zeitungen beriefen sich dabei auf hunderte E-Mails und Insiderinformationen.

Momentan beziehen sich die Ermittlungen auf Perth, wo ebenfalls die Casinolizenz auf dem Spiel steht. Überprüft werden sollen unter anderem die Finanzkontrollsysteme des Konzerns sowie die Eignung der zuständigen Mitarbeiter. Es bleibt daher abzuwarten, ob das Angebot von Blackstone tatsächlich zu einer Transaktion führt.

Die neue Geschäftsführerin Helen Coonan steht zurzeit enorm unter Druck. Jüngst stellte sie klar, dass Crown fortan alle Anstrengungen unternehmen werde, um die Forderungen der ILGA in Bezug auf die Neuausrichtung zu erfüllen. Der Vorstand sei festentschlossen, bedeutende Schritte zur Verbesserung des Managements und der Führungskultur einzuleiten. Man werde die Behörden weiterhin mit aller Energie bei ihren Untersuchungen unterstützen.

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