Glücksspiel in Großbritannien: Rasanter Anstieg von 24/7-Spielhallen
- Die Anzahl der rund um die Uhr geöffneten Spielhallen in Großbritannien steigt
- Betreiber erzielen hohe Umsätze mit 2-Pfund-Slots und nutzen Gesetzeslücken
- Experten warnen vor steigenden Spielsuchtrisiken

In Großbritannien steigt die Zahl der 24/7-Spielhallen (Symbolbild). © OnlineCasinosDeutschland.com/DALL-E
Hoher Anstieg an 24/7-Spielhallen und steigende Suchtgefahr
In Großbritannien nimmt die Zahl der Adult Gaming Centres (AGCs) weiter zu [Link auf Englisch]. Dabei handelt es sich um Spielhallen, die ausschließlich Slots und Bingoterminals anbieten. Die AGCs befinden sich in Großbritannien meist in Stadtzentren, sind leicht zugänglich und häufig rund um die Uhr geöffnet.
Glücksspielanbieter Merkur hat seit 2020 über 100 neue AGCs in Großbritannien eröffnet. In Peterborough betreibt der Glücksspielriese sogar mehrere Standorte, die sich nur wenige Minuten voneinander entfernt befinden. Um möglichst viele Glücksspieler über längere Zeit in den Spielhallen zu halten, böten die Anbieter unter anderem kostenlose Speisen und Getränke an. Die Anzahl an Wettanbieter-Filialen sei hingegen rückläufig.
Spielsucht-Experten warnen vor einer erhöhten Suchtgefahr durch die AGCs und fordern strengere gesetzliche Regelungen sowie mehr Präventionsangebote. Zuletzt hatte die britische Regierung die Lockerung der Spielautomaten-Regeln gestoppt, um Spielsuchtrisiken zu minimieren und gefährdete Glücksspieler zu schützen.
Hoher Jahresumsatz durch 2-Pfund-Spielautomaten
Die Glücksspielanbieter setzen in ihren AGCs verstärkt auf 2-Pfund-Spielautomaten. Bei 2-Pfund-Automaten handelt es sich um Slots, an denen Spieler bis zu 2 Pfund pro Runde setzen könnten. Diese seien für die Betreiber besonders lukrativ, da sie pro Automat im Durchschnitt über 30.000 Pfund Jahresumsatz generieren würden.
In Großbritannien sollen sich derzeit über 14.200 dieser Spielautomaten befinden, die insgesamt einen Jahresumsatz in Höhe von 463 Millionen Pfund generieren würden. Neben den 2-Pfund-Spielautomaten werden jedoch auch 1-Pfund-Slots in den Spielhallen angeboten. Insgesamt würden die Glücksspielanbieter durch die AGCs einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Pfund erzielen.
Glücksspielanbieter nutzen Schlupfloch in britischer Gesetzgebung
Viele Anbieter bedienen sich eines Schlupflochs in der britischen Glücksspielgesetzgebung, um mehrere 2-Pfund-Automaten aufstellen zu können. Dabei würden Tablets als Bingoterminals aufgestellt.
Laut der Gambling Commission (britische Glücksspielbehörde) [Link auf Englisch] darf in AGCs nur jeder vierte Automat ein 2-Pfund-Slot der Kategorie B sein. Der Großteil der Geräte muss zur Kategorie C gehören (1-Pfund-Automaten). Da Tablets ebenfalls zur Kategorie C zählen, bieten Betreiber mehr Tablets an, um die Zahl der erlaubten 2-Pfund-Automaten zu erhöhen.
Dr. Matt Gaskell, Psychologe und klinischer Leiter des Northern Gambling Service, kritisierte die steigende Anzahl der AGCs und warnte vor einem erhöhten Spielsucht-Risiko.
Sie sind auf langes Spielen ausgelegt und genau das richtet Schaden an. Dass ihre Verfügbarkeit auf den High Streets zunimmt, ist äußerst besorgniserregend.– Dr. Matt Gaskell, Psychologe und klinischer Leiter des Northern Gambling Service, The Guardian
Proteste und Gerichtsverfahren gegen AGCs häufig erfolglos
Die britische Bevölkerung und Politik sprechen sich zunehmend gegen die steigende Anzahl der AGCs aus. Der Widerstand gegen weitere Filialen der Glücksspielanbieter ist jedoch häufig erfolglos. Aufgrund der „aim to permit“-Klausel in der britischen Gesetzgebung sind Behörden dazu verpflichtet, AGCs zu genehmigen, sofern diese nicht gegen die geltenden Glücksspielregelungen in Großbritannien verstießen.
Glücksspielanbieter wie Merkur seien zudem finanziell und rechtlich gut aufgestellt und würden Genehmigungsverfahren in den meisten Fällen für sich entscheiden. Dabei würden sich Glücksspielanbieter von spezialisierten Anwaltskanzleien vertreten lassen. Zuletzt wurde Mehrkur jedoch in Großbritannien zu einer Geldstrafe wegen Verstößen gegen Vorschriften zur sozialen Verantwortung verurteilt.
Britische Kommunen seien zudem häufig unterbesetzt und würden in den meisten Genehmigungsverfahren unterliegen. Die Glücksspielanbieter würden zudem selbst bei einem abgelehnten Antrag in Berufung gehen und sich oftmals in zweiter Instanz durchsetzen.
Britische Politiker fordern eine Reform der aktuellen Glücksspielregeln, um die steigende Anzahl der AGCs einzudämmen. Da bisher jedoch keine Änderungen am britischen Glücksspielgesetz vorgenommen wurden, ist in Zukunft mit einer weiteren Expansion der Glücksspielbranche und einer zunehmenden Zahl der AGCs in Großbritannien zu rechnen.