Urteil gegen FIFA-Lootboxen: EA und Sony müssen wegen Glücksspiel-Vorwürfen 10.800 Euro an Spieler in Österreich zahlen

Der Spieleentwickler Electronic Arts (EA) und der Elektronik-Riese Sony müssen 10.800 Euro an verschiedene Spieler in Österreich zahlen, die gerichtlich gegen das Lootbox-System im Fußball-Videospiel FIFA vorgegangen sind. Die Unternehmen hätten erklärt, nicht in Berufung gehen zu wollen, fühlten sich aber keiner Schuld bewusst.

Ein Mann hält einen PlayStation-Controller in der Hand

Mehrere Spieler aus Österreich erhalten eine Entschädigung von EA und Sony für erworbene FIFA-Packs. (Symbolbild) © Karolina Grabowska/pexels.com

Wiener Gericht sieht Verstoß gegen Glücksspielgesetz

Wie die Salzburger Nachrichten berichten, habe das Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien im aktuellen Fall entscheiden, dass Lootboxen im Fußball-Videospiel FIFA eine Form des illegalen Glücksspiels darstellen. Hierfür sei eine Strafe von 10.800 Euro fällig, über deren genaue Zusammensetzung keine weiteren Details veröffentlicht wurden.

Spieler haben im Modus Ultimate Team die Möglichkeit, sogenannte Packs im Austausch gegen reales Geld zu erwerben. In diesen virtuellen Tütchen befinden sich digitale Sammelkarten von Fußballspielern, die im Spiel zum Aufbau eines Teams genutzt werden können. Die Tatsachen, dass die Inhalte der Packs nicht vorhersehbar seien und der Handel zwischen Spielern die Hoffnung auf finanzielle Vorteile schüren könnte, würden nach Auffassung des Gerichts genug Anhaltspunkte für eine Einstufung als Glücksspiel bieten.

Weder EA noch Sony hätten Berufung gegen das jüngste Urteil eingelegt. Allerdings scheinen die Verantwortlichen von EA mit besonderem Nachdruck deutlich machen zu wollen, dass man keine Verfehlungen seitens des Unternehmens sehe:

Obwohl wir beschlossen haben, keine Berufung gegen diese knappe Entscheidung einzulegen, die über diesen individuellen Anspruch hinaus keine weiteren rechtlichen Auswirkungen hat, sind wir zuversichtlich, dass unsere Spiele kein Glücksspiel darstellen und dass wir die Gesetze in vollem Umfang einhalten. offizielles Statement von EA, Quelle: GamesIndustry

Bereits im April sorgte ein FIFA-Fall in Österreich medial für Aufregung, als das Landesgericht Kärnten die Rechtskräftigkeit eines ähnlichen Urteils bestätigte. Damals sei nur Sony als Store-Betreiber zur Zahlung von 336,26 Euro an einen Spieler aufgefordert worden, der FIFA-Packs gekauft habe.

Droht EA jetzt eine große Klagewelle?

Es scheint denkbar, dass erfolgreiche Klagen von österreichischen Spielern andere Personen dazu motivieren könnten, selbst gegen das vermeintliche Unrecht vorzugehen. Ein Prozessfinanzierer habe bereits gegenüber den Salzburger Nachrichten erklärt, dass Tausende ähnlich gelagerter Klagen gegen diverse Spieleunternehmen angestrebt würden.

In Österreich wird jede zivilrechtliche Klage als eine individuelle Angelegenheit betrachtet, sodass die Gerichte dazu angehalten sind, jede Sachlage individuell und objektiv zu beurteilen. Frühere Urteile sind demnach keine Garantie für eine erfolgreiche Klage. Nach Aussagen von EA seien auch bereits diverse Fälle zugunsten des Spieleentwicklers entschieden worden.

Europaweit scheint derzeit auch noch Uneinigkeit darüber zu bestehen, wie Lootboxen im Allgemeinen und der Ultimate-Team-Modus von FIFA im Besonderen glücksspielrechtlich einzustufen sind. In den Niederlanden war EA bereits vor Jahren in Berufung gegangen, als es um eine Strafe von 10 Millionen Euro wegen mutmaßlich illegalen Glücksspiels ging. Letztlich hat der Spielehersteller sich vor Gericht durchsetzen können und musste die horrende Strafe nicht zahlen.

Wie geht es für EA und Sony weiter?

Der Ultimate-Team-Modus ist für EA von großer wirtschaftlicher Bedeutung, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen auf diese Weise milliardenschwere Umsätze generiert. Man kann vermuten, dass Einschränkungen in diesem Geschäftsbereich den Spieleentwickler hart treffen würden.

In Europa stehen Lootboxen unter besonderer Beobachtung. Für EA scheint es dennoch keine Option zu sein, einfach abzuwarten. Stattdessen wurde mit EA Sports FC 24 der Nachfolger der FIFA-Reihe präsentiert, der Ende September erscheint. Auch der beliebte Ultimate-Team-Modus soll wieder Teil des Spiels sein.

In Deutschland wird EA Sports FC 24 erst ab einem Alter von 12 Jahren freigegeben. Dies geschehe unter anderem deshalb, weil gewisse Inhalte für ein jüngeres Publikum als problematisch eingestuft worden seien. Konkret habe die USK In-Game-Käufe und einen Handlungsdruck erwähnt, der auf Spieler ausgeübt werden könne.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die rechtliche Einordnung des Pack-Systems im Ultimate-Team-Modus weiterentwickelt und ob es eine EU-weite Regelung hinsichtlich der Gleichstellung von Lootboxen und Glücksspiel geben könnte.

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