Tipico-Vorstand Axel Hefer offenbart: Sportwetten-Anbieter hat keine Rückstellungen für drohende Erstattungen gebildet
- Der Sportwetten-Anbieter Tipico rechnet nicht damit, Verluste aus den Jahren vor 2021 erstatten zu müssen
- Bilanziell hat sich der Buchmacher nicht auf bevorstehende Rückzahlungen vorbereitet
- Das Geschäft von Tipico in Deutschland ist laut Vorstand Axel Hefner legal und zukunftssicher aufgestellt

Der Sportwetten-Anbieter Tipico hat keine nennenswerten Rückstellungen für die Erstattung von Spielerverlusten gebildet (Symbolbild). © Lukas/pexels.com
Milliarden-Rückzahlungen für Buchmacher drohen
In einem Interview mit der FAZ hat Tipico-Vorstand Axel Hefner erklärt, wie sein Unternehmen mit dem Umstand umgehe, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) in diesem Jahr wegweisende Entscheidungen für die Branche treffen werde.
Aktuell warte die Glücksspielindustrie auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs zur Legalität von Sportwetten, die in einem Zeitraum von deutschen Spielern abgegeben wurden, als es noch keine flächendeckenden Glücksspiellizenzen in Deutschland gab.
Bekämen die Spieler Recht, könnten die Sportwetten-Anbieter zur Rückzahlung von Verlusten in Höhe von rund 20 Milliarden Euro verpflichtet werden. Hefner habe erklärt, dass Prozessfinanzierer eine “Wette auf das große Geld” eingegangen seien und zahlreiche Spieler im Voraus entschädigt hätten.
Tipico hält negatives EuGH-Urteil für unwahrscheinlich
Der richtungsweisende Fall mit dem Aktenzeichen I ZR 90/23 zwischen Tipico und dem Prozessfinanzierer Gamesright war vom Bundesgerichtshof (BGH) im Juli 2024 dem EuGH vorgelegt worden – und liegt dort bis heute.
Hefer habe betont, dass Tipico jedoch bisher “keinen signifikanten Posten” an Rückstellungen aufgebaut habe, um sich auf drohende Rückzahlungen vorzubereiten. Er habe darauf verwiesen, dass die gewählte Bilanzierungspolitik seines Unternehmens dies nur vorsehe, falls der Eintritt eines solchen Ereignisses “hinreichend wahrscheinlich” wäre.
Dies scheint laut Tipico nicht der Fall zu sein. Allerdings werde man sich auch nicht “hinter maltesischen Gesetzen verstecken”, falls es zu einer Verurteilung käme. Damit scheint Hefer auf das umstrittene Bill No. 55 abzuzielen, das maltesische Glücksspielunternehmen vor der Strafverfolgung aus dem Ausland schützen soll.
Das Jahr 2025 steht im Zeichen wichtiger Glücksspiel-Urteile
In diesem Jahr wurden schon zahlreiche Urteile, welche die Glücksspielbranche in Deutschland betreffen, getroffen oder eine Entscheidung steht kurz bevor. So haben beispielsweise maltesische Glücksspielunternehmen erfolglos gegen die Doppelbesteuerung innerhalb der EU geklagt und der BGH hat entschieden, dass Verfahren gegen maltesische Online Casinos weiterverfolgt werden dürfen, obwohl mehrere wichtige Urteile des EuGH noch ausstehen.
Eine dieser wesentlichen EuGH-Verhandlungen hat am 09. April 2025 stattgefunden. Im Kern geht es sowohl bei dem genannten Fall mit dem Aktenzeichen C-440/23 als auch im Tipico-Fall um die sogenannte Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU. Die Verhandlung, bei der anders als im Tipico-Fall nicht Sportwetten, sondern Online-Casinospiele und Lotterie-Angebote im Fokus standen, ist jedoch ohne Urteil beendet worden.
Die Anbieter mit Lizenzen im EU-Ausland scheinen darauf zu setzen, dass ihnen rückwirkend der Status bestätigt werden könnte, vor der Regulierung in Deutschland durch den Glücksspielstaatsvertrag 2021 legal tätig gewesen zu sein. Vor Juli 2025 ist mit einer Entscheidung jedoch wohl nicht zu rechnen.
Tipico sieht sich für die Zukunft gewappnet
Hefner habe erklärt, dass der Blick von Tipico auf das zukünftige Geschäft und nicht auf “Altlasten” gerichtet sei. Als Inhaber einer deutschen Glücksspiellizenz operiere Tipico nicht mehr in einer rechtlichen Grauzone und sei gut für die Zukunft aufgestellt.
Anders als diverse illegale Anbieter, die weiterhin mit ausländischen Lizenzen in Deutschland tätig sind und einen Großteil des Marktes repräsentieren, scheint die Rechtmäßigkeit des Angebotes von Tipico seit Lizenzerteilung unzweifelhaft zu sein.
Darüber, ob Tipico durch ein ungünstiges EuGH-Urteil und damit verbundene Rückzahlungen an Spieler in Schieflage geraten könnte, kann jedoch nur spekuliert werden.