Studie zu Glücksspielwerbung im Fußball: Logos von Sportwetten-Anbietern tausendfach bei TV-Übertragungen sichtbar

Während der Übertragung eines Fußballspiels im Fernsehen sollen die Logos von Glücksspielunternehmen (vor allem von Sportwetten-Anbietern) teilweise tausendfach zu sehen sein. In einer Studie haben Psychologen aus Großbritannien untersucht, wie oft Firmenlogos aus verschiedenen Branchen in der Premier League eingeblendet werden.

Außenansicht des London Stadium

Forscher haben herausgefunden, dass besonders im Stadion von West Ham United exzessive Glücksspielwerbung präsent ist (Symbolbild) © Samuel Regan-Asante/unsplash.com

Studie macht Glücksspielwerbung transparent

Das britische Forscherteam rund um Jamie Torrance, einem Psychologen der University of Chester (England), hat in ihrer am 14. Juli 2023 veröffentlichten Studie untersucht, wie oft die Logos von Glücksspielunternehmen, Kryptowährungsdiensten und Trading Apps [Studie auf Englisch] im Laufe eines durchschnittlichen Spiels der Premier League im Fernsehen angezeigt werden.

Im The Guardian wurde die Methodik der Studie näher erläutert und dabei beschrieben, dass zehn Spiele der abgelaufenen Saison [Artikel auf Englisch] hierfür untersucht worden seien. Es sei ermittelt worden, dass durchschnittlich alle 16 Sekunden das Logo eines Glücksspielunternehmens in einer Live-Übertragung der Premier League zu sehen sei.

Bei der Partie zwischen West Ham und Chelsea sei ein Rekord aufgestellt worden: 3.552 Mal hätten die Zuschauer Logos von Glücksspielunternehmen während des Spiels in voller Länge zu Gesicht bekommen. Dies sei darauf zurückzuführen, dass West Ham den Sportwettenanbieter Betway prominent im gesamten Stadion bewerbe.

Ein Sprecher der Organisation The Big Step, die sich für die Beendigung jeglicher Glücksspielwerbung im Fußball starkmacht, habe die Erkenntnisse der Studie zum Anlass genommen, um die Regierung zum Handeln aufzufordern:

Jeder dieser 3.500 Anstöße zum Glücksspiel ist ein potenzieller Anstoß zur Sucht für junge Fans, ihre Eltern und sogar Spieler. Der Schaden, den Glücksspielwerbung verursacht, ist nicht mehr zu vernachlässigen. Die Regierung muss eingreifen und jegliche Glücksspielwerbung im Fußball beenden. Offizielles Statement von The Big Step, Quelle: The Guardian

Die Premier League habe ein Statement abgelehnt und Vertreter der Wettbranche hätten bereits oft betont, dass es keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Glücksspielwerbung im Fußball und der Entstehung von spielsüchtigem Verhalten gebe. Dies werde von Forschern jedoch angezweifelt.

Reicht die Einschränkung der Trikotwerbung nicht aus?

Die Teams der englischen Premier League haben sich darauf verständig, ab 2026 freiwillig auf Trikotwerbung für Glücksspielunternehmen zu verzichten. Dies betreffe aber nur den Brustbereich.

Während einige diesen Schritt lobten, sehen andere darin eher eine symbolische Maßnahme, welche kaum Wirkung entfalte. Unter ihnen ist auch Ross Hendry, der Geschäftsführer der Organisation Christian Action Research and Education (Care), der die Sponsoring-Vereinbarungen als “sehr enttäuschend” bezeichne [Artikel auf Englisch].

Diese anhaltende Kritik wird durch die Erkenntnisse der Forscher rund um Jamie Torrance fundiert. Nur 6,9 % der sichtbaren Glücksspiellogos während der Premier-League-Übertragungen seien demnach auf Trikotwerbung zurückzuführen.

Welche Implikationen folgen aus der Studie?

Die Studie beschäftigt sich primär mit der Häufigkeit der Einblendung von Logos. Zudem scheint auch ermittelt worden zu sein, dass sehr wenig Werbebotschaften mit der Aufforderung zu maßvollem Spielverhalten verknüpft seien.

Direkte Verbindungen zwischen der Intensität der Werbung und dem Auftreten von spielsüchtigem Verhalten sind hingegen in diesem Kontext nicht untersucht worden. Sollten weitergehende Studien hier entsprechende Ergebnisse nachweisen, könnte dies auch Einfluss auf politische Prozesse in Großbritannien zur Regulierung des Glücksspiels haben.

Auch in Deutschland wird teilweise ein Verbot von Sportwetten-Werbung gefordert. Insbesondere der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer macht sich hierfür stark. Mit dem Glücksspielstaatsvertrag hat sich auch die Werbelandschaft für Glücksspielangebote, darunter Sportwetten, in Deutschland bereits stark verändert.

Es bleibt aber abzuwarten, wie drastisch die Politik in Großbritannien, aber auch in Deutschland und anderen Ländern der Welt, gegen die Glücksspielwerbung im Sport vorgehen wird.

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