Spanien: Branchenverband warnt vor starken Regulierungen

Überall auf der Welt verändern sich digitale Märkte schnell und drastisch, der des Online Glücksspiels ist nur einer davon. In Spanien scheinen sich die Konsequenzen von insbesondere den jüngsten Einschränkungen bei der Werbung nun zu zeigen. Der CEO des Branchenverbands Jdigital, Jorge Hinojosa, warnt deshalb jetzt vor einer Überregulierung der Branche.

Regulations wird gerade auf Glas geschrieben.

Überregulierungen begünstigen illegale Angebote. ©geralt/Pixabay

Das ist die Lage in Spanien

Erst im September des vergangenen Jahres wurde in Spanien ein neues Glücksspielgesetz verabschiedet, das den Spieler- und Jugendschutz stärken und die Spielsuchtgefahr durch Prävention senken soll. Auch Wettbetrug und Wettmanipulationen sollen damit stärker im Fokus stehen. Das neue Glücksspielgesetz stieß bei Branchenverbänden und Betreibern auf wenig Gegenliebe. Hauptargument ist, dass der private Sektor benachteiligt würde, ohne dass es äquivalent starke Einschränkungen auch für staatliche Lotterien gäbe, darunter auch ein partielles Werbeverbot.

Werbung braucht soziale Verantwortung

Bereits in der Coronapandemie gab es Einschränkungen im Bereich der Glücksspielwerbung, die auch gesetzlich verankert wurden. Was bereits damals auf Kritik stieß, wird auf die Spitze getrieben. Marketing für Glücksspiel muss dabei dem Prinzip der sozialen Verantwortung Folge leisten, so ist es im neuen spanischen Glücksspielgesetz verankert. Bußgelder bei leichten Verstößen rangieren zwischen 150 Euro und 150.000 Euro, bei sehr schweren hingegen kann sogar eine Million Euro fällig werden – von der Schließung für eine Dauer von maximal fünf Jahren einmal abgesehen.

Noch weitere Einschränkungen vorgesehen

Die Regierung plant mit dem neuen Glücksspielgesetz in Spanien auch, Lootboxen zu regulieren und für Mechanismen in Videospielen, die auf den Verdienst der Hersteller ausgelegt sind, einen angemessenen Umgang zu finden. Ebenfalls soll ein Zentralregister für Spielersperren entstehen, das die lokalen Systeme der regionalen Behörden verbindet, ähnlich wie OASIS. Doch obwohl nicht alle Details feststehen, ist laut Jorge Hinojosa vom Branchenverband Jdigital bereits klar, dass es einen Bruch gegeben hat – durch das Dekret aus November 2020.

“Wir beginnen jetzt, am Ende des Jahres, die deutlichsten Auswirkungen zu sehen: Rückgänge von mehr als 40 % pro Jahr bei den Marketinginvestitionen, ein Rückgang von mehr als 45 % bei der durchschnittlichen Anzahl neuer Konten und ein jährlicher Rückgang von 5,2 % bei der Spielmarge oder dem Bruttospielertrag (GGR) des Online-Glücksspielmarktes in Spanien – der Gesamtbetrag, der für die Teilnahme am Spiel ausgegeben wird, abzüglich der vom Betreiber an die Teilnehmer gezahlten Preise – unter anderem.”Jorge Hinojosa, CEO vom Branchenverband Jdigital, Interview

Folgen der Beschränkungen sind deutlich sichtbar

Obwohl die Beschränkungen deutliche Spuren hinterlassen haben, wie Hinojosa auch illustriert, plant die Regierung weitere Regulierungen. Der Branchenverband stimmt den dabei gewählten Methoden jedoch nicht zu, obwohl er einige Ziele hinter dem neuen Glücksspielgesetz teilt. Werbung, so betont es Hinojosa, ist eines der wirksamsten Mittel, um Nutzer und Nutzerinnen zu legalen, regulierten und lizensierten Plattformen zu bringen, wo Sicherheits- und Schutzmaßnahmen eingehalten werden. Ein Werbeverbot spielt dagegen dem illegalen Schwarzmarkt in die Hände.

“Einmal mehr sehen wir, dass die Regulierung des Online-Glücksspiels weiterhin eines der wichtigsten Arbeitspferde der aktuellen Regierung ist, insbesondere des Ministeriums für Verbraucherangelegenheiten, aber wir bei Jdigital sind weiterhin der Meinung, dass die ergriffenen Maßnahmen möglicherweise nicht die effektivsten sind, um das von der Regierung verfolgte Ziel zu erreichen: den Verbraucherschutz.”Jorge Hinojosa, CEO vom Branchenverband Jdigital, Interview

Branchenverband gibt noch nicht auf

Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wird der Branchenverband Jdigital weiterhin Maßnahmen vorschlagen, die sowohl realistisch als auch wirksam sind. Auch soll natürlich nicht aufgehört werden, sich für Verbraucher und Verbraucherinnen einzusetzen, damit diese ein sicheres Glücksspielerlebnis haben. Eine Überregulierung hingegen, die auch mit der Kontrolle von Nutzern und Nutzerinnen einhergeht, schadet dem legalen Markt. Bei illegalen Anbietern existieren die meisten Mechanismen nämlich nicht, das Spiel wird seltener gestört. Es ist eine eine Diskussion, die schon lange geführt wird.

Branchenverband sorgt sich auch um Kapazitäten

Potenzieller Zulauf für den Schwarzmarkt ist jedoch nicht alles, um das sich der Branchenverband sorgt. Hinojosa weist daraufhin, dass die hohe Intensität der Gesetzgebung dazu führen kann, dass die Regulierungsbehörden nicht die operativen Kapazitäten haben, die sie hierfür benötigen würden. Es können so jederzeit neue Szenarien und Aktivitäten aufkommen, die noch nicht reguliert sind, ohne dass die Behörden angemessen darauf reagieren könnten – was wiederum die Verbraucher und Verbraucherinnen schutzlos zurücklasse.

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