Schweizerische Post stellt Losverkauf ein

Die Schweizerische Post AG (Bern) hat ihre Kooperationen mit den Lotteriegesellschaften Loterie Romande und Swisslos eingestellt, zukünftig werden keine Lottoscheine und Rubbellose mehr verkauft. Die betroffenen Lotterieunternehmen kritisieren die Entscheidung. Da Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, schlägt auch die Gewerkschaft Syndicom Alarm. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Post Hauptsitz Bern

Am Hauptsitz der Schweizerischen Post in Bern wurde über die Auflösung der Lotterie-Verträge entschieden. (©Post Bern)

Bereinigung des Postsortiments

Bis spätestens Ende April 2020 will die Schweizerische Post alle Lottoscheine und Rubbellose aus dem Verkauf nehmen. Durch Lottoscheine und Losverkäufe sollte das zunehmend rückläufige Schaltergeschäft der Post eigentlich angekurbelt werden, jetzt plant das Unternehmen ihr Sortiment jedoch wieder enger zu staffeln, die Verträge mit den Lotteriegesellschaften Loterie Romande und Swisslos sollen aufgelöst werden, so das Kredo eines internen Schreibens. Im Wortlaut heißt es diesbezüglich:

“Aktuell bereinigen wir unser Sortiment aus Sicht der Strategienähe und Wirtschaftlichkeit und trennen uns von Angeboten wie den Lotterieprodukten, wenn wir sie nicht kostendeckend betreiben können.”

Wie aus dem Dokument hervorgeht scheint sich das Lotteriegeschäft der Schweizerischen Post finanziell schlichtweg nicht mehr zu lohnen. Darüber hinaus passe der Verkauf von Lotterielosen nicht zu den „grundlegenden Aufgaben einer Poststelle“, lautet das Statement von Seiten der Unternehmensführung.

Weitere Drittprodukte betroffen

Dem Rückzug aus dem Lotteriezweig geht in diesem Sinne auch die Aussetzung des Verkaufs von Snacks, Süßigkeiten und Telefonartikeln voraus. Im Rahmen einer großangelegten Reformierungswelle wolle man innerhalb der nächsten Monate auch anderweitige Drittprodukte wie Schreibwaren und Bücher einer neuen Bewertung unterziehen. An ausgewählten Schaltern vermittelt die Schweizerische Post außerdem auch Beratungsgespräche mit der Krankenkasse Concordia.

Zum Verständnis: Der Verkauf von sogenannten Drittprodukten wurde von der Schweizerische Post bereits im Jahr 2000 eingeführt. Die Kooperationen mit den benannten Lotterieunternehmen bestehen inzwischen schon seit über 15 Jahren. Kunden können Lottoscheine oder Rubbellose seitdem landesweit in über 1.200 Postfilialen erwerben. Von der Auflösung der Lotterie-Verträge werden zunächst nur die Filialen in der deutschen Schweiz betroffen sein, hier sollen die Lottoprodukte schon bis zum Ende des Jahres aus dem Sortiment genommen werden.

Lotteriegeschafften kritisieren Entscheidung

Auf Anfrage der Berner Zeitung (BZ) hat das Lotterieunternehmen Swisslos inzwischen die Aufhebung der Postverträge bestätigt und seine Betroffenheit angesichts der Entscheidung bekundet: „Das wird bei uns zu einem Umsatzrückgang führen“, heißt es laut Swisslos-Sprecher Willy Mesmer. Das letztendliche Ausmaß könne zurzeit allerdings noch nicht abgesehen werden. Wie die fehlenden Einnahmen kompensiert werden können, werde aktuell geprüft.

Von Seiten der Schweizerischen Post gab es an dieser Stelle bislang kein Statement – klar ist jedoch, dass Swisslos im vergangenen Jahr einen Bruttospielertrag von umgerechnet rund 555 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Der Bruttospielertrag ergibt sich aus der Differenz zwischen den Spieleinsätzen und den Gewinnauszahlungen.

Bei der französischen Lotteriegesellschaft Loterie Romande stößt die Entscheidung des „gelben Giganten“ hingegen nicht nur auf Betroffenheit, sondern auch auf Kritik und Unverständnis. Zu den Entwicklungen äußerte sich jüngst der Generaldirektor Jean-Luc Moner-Banet, der darauf verwies, dass das Lotteriegeschäft durchschnittlich rund vier Prozent der Einnahmen der Postfilialen ausmacht, was einen nicht unerheblichen Wert von immerhin 14,2 Mio. Euro markiere. Die Begründung, dass die Auflösung der Verträge auf sinkende Umsätze zurückzuführen sei, hält Moner-Banet für unglaubwürdig. Der Generaldirektor im Wortlaut:

“Zum einen hat die Post ihre Entscheidung damit gerechtfertigt, dass sie ihre Geschäfte wieder vermehrt in Richtung ihrer eigentlichen Postaufgaben lenken wollen, zum anderen damit, dass die Spiele nicht rentable genug wären, was wir jedoch in Frage stellen.”

Wie Moner-Banet fortführend erklärte sei die Zusammenarbeit zwischen der Lotterie und der Post obendrein immer zur vollsten Zufriedenheit verlaufen, er bedauere daher den Zusammenbruch der Kooperation, unter der Trennung hätten künftig auch viele gemeinnützige Projekte zu leiden.

150 gefährdete Arbeitsplätze

Wie aus den Berichten der BZ hervorgeht stehen infolge der drastischen Entscheidung bis zu 150 Arbeitsstellen auf dem Spiel. Aus diesem Grund äußerte auch die Gewerkschaft Syndicom Bedenken: Die Entscheidung der Post werde demnach „die Rentabilität der Poststellen nicht erhöhen, sondern verschlechtern“, so David Roth, der Syndicom-Zentralsekretär für den Bereich Logistik. Es sei folglich mit einem „schleichenden Abbau von 150 Stellen“ zu rechnen, der Grund sei ein höhere Deckungsbeitrag zur Erhaltung der einzelnen Filialen.

Laut BZ reagierte die Schweizerische Post bisher nur „ausweichend“ auf die Frage, ob Arbeitsplätze gefährdet sind. Man wolle den Personalbestand der einzelnen Filialen anhand diverser Faktoren prüfen und „bei Bedarf anpassen“. Zu den besagten Faktoren gehört unter anderem jedoch auch eine Untersuchung darüber, ob und inwiefern eine Postfiliale von sinkenden Umsatzzahlen im traditionellen Briefgeschäft betroffen ist. Dies dürfte angesichts der zunehmenden Digitalisierung in sämtlichen Filialen vorherrschen. Die weiteren Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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