Pokerprofi Tom Dwan erhebt Misshandlungsvorwürfe gegen britische Psychiatrie

  • Pokerstar Tom Dwan wirft Londoner Klinik Zwangsbehandlung und Freiheitsberaubung vor
  • Dwan berichtet, er habe keinen Anwalt kontaktieren und nicht mit seiner Familie sprechen dürfen
  • Google-Rezensionen und Berichte von Nachbarn stützen die Vorwürfe mit drastischen Schilderungen
Pokerprofi Tom Dwan im Porträt.

Tom Dwan war schon immer als Exzentriker bekannt (Bild von 2008). © Casino Connection/wikipedia

Zwangseinweisung nach auffälligen Social-Media-Posts

Der US-amerikanische Pokerspieler Tom Dwan (38) sorgt erneut für Schlagzeilen. Erst Ende April 2025 war Dwan nach einer Reihe von Tweets in das Park Royal Centre for Mental Health in Nordwest-London eingeliefert worden. Er hat in den Social-Media-Posts unter anderem behauptet, von internationalen Agenten verfolgt und bedroht zu werden. In einem der Tweets hat er sogar um nicht-medikamentöses Wasser und NHS-Bodyguards gebeten.

Laut eigenen Angaben sei er damals gegen seinen Willen festgehalten und medikamentös behandelt worden. Inzwischen ist Dwan wieder in den USA und kündigte an, rechtliche Schritte gegen die Klinik sowie beteiligte Institutionen einleiten zu wollen.

Die zwielichtige Geschichte psychiatrischer Einrichtungen

Psychiatrische Kliniken waren über Jahrhunderte hinweg Schauplätze bedenklicher Praktiken. Schon im 18. und 19. Jahrhundert galten viele Einrichtungen eher als Verwahranstalten und weniger als Orte medizinischer Heilung. Zwangsjacken, Isolation, Elektroschocks und fragwürdige Medikamentengaben gehörten lange zum Standard, häufig ohne fundierte Diagnostik oder das Einverständnis der Betroffenen.

Auch im 20. Jahrhundert kam es immer wieder zu Skandalen: In Großbritannien etwa wurde das umstrittene Sectioning kritisiert, bei dem Menschen unter dem Mental Health Act gegen ihren Willen eingewiesen werden konnten. Selbst in jüngerer Vergangenheit stehen manche Einrichtungen in der Kritik, psychisch instabile Personen zu leichtfertig zu sedieren, statt auf individuelle Therapie zu setzen.

Vorwürfe: Missachtung rechtlicher Standards und Manipulation

Dwan erklärte auf X (ehemals Twitter), er habe sich wie ein Gefangener gefühlt. Besonders empörend sei laut ihm ein Tweet vom 30. April gewesen, zu dem ihn das Klinikpersonal gezwungen habe. Darin hieß es: Endlich geht es mir ein bisschen besser, ich war ein bisschen gestresst, sorry.

Deutsche Übersetzung: Dieser Tweet wurde aus mir herausgepresst (sie halten die Leute fest und injizieren ihnen Drogen). Ich sollte mein Telefon nach 5–10 Minuten zurückbekommen. Am Ende hatte ich für mehr als zwei Wochen keinen Zugang. Offensichtich habe ich einige Details falsch eingeschätzt und bin paranoid geworden, ich muss so schnell wie möglich an einen Strand.

Diese Aussage habe jedoch nicht seinem tatsächlichen Zustand oder seinem freien Willen entsprochen. Zudem wirft er der Klinik vor, ihn nach dem Veröffentlichen eines Fotos eines Mitarbeiters von allen Kommunikationsmitteln abgeschnitten zu haben. Auch eine ärztliche Versorgung sei ihm verweigert worden. Laut eigener Aussage sei ihm außerdem der Zugang zu einem Anwalt und der Kontakt zur Familie untersagt worden.

Er wolle nun in Streams und Medienauftritten umfassend über seine Erlebnisse berichten, zunächst plane er jedoch eine Auszeit von Social Media.

Deutsche Übersetzung: Übrigens, wenn die Leute um mich herum richtig auf meine Bitte um öffentlichen Druck gehört hätten, hätte ich ~10 Tage effektive Gefangenschaft und Drogen gegen meinen Willen vermeiden können. Ich werde versuchen, nicht zu viel zu twittern, bis zum @abruzuc Stream. Ich brauche etwas Strand.

Kritik am Zustand der Klinik – Bewertungen und Anwohnerberichte

Unabhängig von Dwans Fall steht das Park Royal Centre schon länger in der Kritik. Bereits am 2. Mai hatte ein Nutzer auf X auf Google-Bewertungen hingewiesen, die ein erschreckendes Bild zeichneten.

Deutsche Übersetzung: Gibt es Neuigkeiten über Tom Dwan? Die Berichte über die Einrichtung, in der er sich befindet, sind fürchterlich.

Ehemalige Patientinnen beschrieben die Betreuung als lieblos, unprofessionell und mitunter traumatisierend. Auch Anwohner hätten laut Bewertungen regelmäßig Schreie aus dem Gebäude gehört und mehrfach die Polizei gerufen. Ein Rezensent schrieb, das Personal habe ohne Mitgefühl mit den Patienten gesprochen. Eine andere Nutzerin sprach von erschreckend schlechter Betreuung. Die Klinik selbst hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert.

Auszüge aus den Google-Bewertungen der Einrichtung:

Niemals in meinem Leben würde ich wollen, dass irgendjemand das Trauma und den Missbrauch, den ich hier erlebt und gesehen habe, durchmachen und erfahren muss.

Ich wohne in der Nähe. Ich kann oft Schreie hören. Es ist entsetzlich, das zu hören. Ich habe in der Vergangenheit die Polizei gerufen, aber ich bezweifle, dass sie gekommen sind.

Dieses Krankenhaus bietet die erschreckend schlechteste Pflege, die ich je erlebt habe. Es bricht mir das Herz, wenn ich an die stationären Patienten auf den Stationen denke, die nicht so viel Glück haben, wie ich es hatte, am Ende meiner Termine gehen zu können.

Pokercommunity zwischen Mitgefühl und Sorge

Innerhalb der Pokerszene sorgt der Fall für gemischte Reaktionen, so auch in diversen Foren. Während einige Mitglieder ihr Mitgefühl ausdrücken, schildern andere ihre unangenehmen Erfahrungen mit dem exzentrischen Pokerstar.

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Deutsche Übersetzung: Vor etwa 20 Jahren musste ich Dwan aus einer Bar in Kanada entfernen. Er war einer von denen, die keinen Respekt vor Autoritäten haben und denken, dass er schlauer/besser ist als alle anderen, und es scheint sich nicht viel geändert zu haben.

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Deutsche Übersetzung: Ich kann nicht einmal darüber lachen. Er hatte oder hat einen kompletten Zusammenbruch.

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Deutsche Übersetzung: Tom Dwan lässt Phil Helmuth wie ein ausgeglichenes, stabiles Genie aussehen.

Auch Daniel Negreanu äußerte sich in einem Podcast zu dem Fall: Zwar sei Dwan immer wieder durch exzentrisches Verhalten aufgefallen, der aktuelle Vorfall sei jedoch alarmierend. Negreanu erinnerte sich, Dwan habe ihn früher gebeten, beim Gespräch den Akku aus dem Handy zu entfernen – aus Angst, abgehört zu werden.

Ob und wann Dwan wieder aktiv am Pokergeschehen teilnehmen wird, ist derzeit offen. Zuletzt war er 2023 mit einem Rekordpot über 3,1 Millionen USD (2,74 Millionen EUR) bei Hustler Casino Live in den Schlagzeilen gewesen. Dwan, der unter dem Spitznamen „Durrrr“ bekannt wurde, erlangte bereits in den späten 2000er-Jahren auf der Plattform Full Tilt Poker Bekanntheit, wo er gegen Größen wie Phil Ivey oder Patrik Antonius regelmäßig sechsstellige Beträge in Cash Games gewann.

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