Paddy Power: Fußballspiel ohne Werbung

Der irische Buchmacher Paddy Power hat zwei seiner gesponserten Fußballteams ohne Trikotwerbung gegeneinander antreten lassen. Die Aktion steht im Zeichen der „Save our Shirt“-Kampagne, womit der Anbieter auf die wachsende Kritik am Wettsponsoring im englischen Profifußball reagiert. Hier ein Überblick zum Geschehen.

Ein Blick in das Old Trafford während eines ManU-Spiels.

Besonders in der englischen Premier League wird die Zunahme an Wettsponsoren kritisiert. ©AlexMotoc/Unsplash

Werbefreies Derby

Als die beiden englischen League Two-Vereine Newport County und Macclesfield Town am vergangenen Dienstag (28.01.) aufs Spielfeld liefen, bot sich den britischen Fußballfans ein ungewohntes Bild: Die Trikots der Mannschaften waren werbefrei, das heißt, ohne Sponsorenlogo des irischen Buchmachers Paddy Power. Dieser veranstalte hier das zweite sogenannte „Unsponsored Derby“ im englischen Fußball.

Da Paddy Power bei beiden Klubs als Hauptsponsor fungiert, sind beide Teams auch fester Bestandteil der „Save our Shirt“-Kampagne, die von Paddy Power im letzten August ins Leben gerufen wurde. Schon beim letzten Aufeinandertreffen der Mannschaften im September, waren beide Teams ohne das Logo des Anbieters aufgelaufen.

Mit der Kampagne gegen Trikotsponsoring reagiert der Buchmacher auf die wachsende Kritik an Wettsponsoren im britischen Fußball. Aus diesem Grund wurde das Logo des Anbieters an diesem Tag nicht nur von den Trikots, sondern auch von Werbebannern im Stadion sowie aus der Stadionzeitung gestrichen. In einem Statement hieß es vonseiten des Buchmachers:

“Wir freuen uns darüber, dass unsere beiden Partnerklubs wieder gegeneinander spielen. Wir sind stolz darauf, dass Match so weit wie möglich werbefrei zu gestalten, um den Fans etwas vom Spiel zurückzugeben.”

Vereine begrüßen Engagement

Im Vorfeld hatte sich Paddy Power sogar mit sechs weiteren involvierten Unternehmen darüber verständigt, dass während des Derbys keine Werbung geschaltet wird. Auf diese Weise wurde tatsächliche ein nahezu komplett werbefreies Fußballspiel ermöglicht. Die Aktion wurde auch von Seiten der Vereine begrüßt. Im Rahmen einer Pressemitteilung erteilte Alex Eagle, Commercial Manager von Newport County, seinen Zuspruch:

“Unser Verein freut sich sehr, das zweite Save Our Shirt-Unsponsored Derby der Saison auszurichten. Ein großes Dankeschön an unsere Partner, die sich darin engagiert haben. Wir hoffen, das County den Sieg erringen und sich den Pokal sichern kann!”

Einen Sieg hat Newport County tatsächlich errungen, das Spiel ging 1:0 für die Heimmannschaft aus. Im September kam es hingegen nur zu einem Unentschieden. Für seinen Sieg erhielt Newport County anschließend einen von Paddy Power gestifteten Unsponsored Derby-Pokal. Schon im Vorfeld hatte der Buchmacher angekündigt: „Die Trophäe ist poliert und bereit bei der zweiten Ausgabe des Derbys gewonnen zu werden.“

Der Verlierer, Macclesfield Town, liegt derzeitig auf dem 22. Platz in der Tabelle, nur sechs Punkte außerhalb der Abstiegszone. Newport County liegt hingegen nur zehn Punkte hinter den Playoffs auf Platz 11.

Alles nur Marketing?

Trotz des Erfolgs der Aktion werfen Kritiker Paddy Power vor, ihre Kampagne nur aufgrund von Marketingzwecken zu verfolgen. Die Kritik basiert vor allem auf der Tatsache, dass es sich bei den Fußballklubs Newport County und Macclesfield Town lediglich um Viertligisten des englischen Ligakonzepts handelt. Hiervon würden im Vergleich zu Premier League und zur Football League Championship nur wenige Zuschauer angelockt.

Es handle sich demnach nur um eine PR-Aktion, da Paddy Power das Match auf seinen Social Media-Plattformen als „Unsponsored Derby“ vermarktet. Der Marketingwert der Aktion könnte daher die Verluste durch fehlende Logos ohne Probleme ausgleichen. Vonseiten des Buchmachers gab es zu der Kritik bislang kein Statement. Ob es zu weiteren vergleichbaren Aktionen kommt, bleibt vorerst abzuwarten.

Kritik am Wettsponsoring

Wie bereits angedeutet, ist die Aktion von Paddy Power auf die zunehmende Kritik am Wettsponsoring im Fußball zurückzuführen. Laut einer Umfrage der Spielerschutzorganisation GambleAware aus September sind britische Fußballfans durch Wettsponsoren verunsichert. In der Saison 2019/20 wird mehr als die Hälfte aller Mannschaften in Englands ersten beiden Divisionen von Buchmachern unterstützt.

Der britische Sportminister Nigel Adams bestätigte erst vor kurzem, dass das DCMS (Department for Digital, Culture, Media & Sport) eine „Überprüfung des Verhältnisses zwischen Fußball und Wetten“ vornehmen werde. Im Fokus soll dabei die Frage stehen, ob Wettsponsoring „das Glücksspiel unter den Fans normalisiert“ habe. Ferner soll untersucht werden, ob Wettsponsoring, ähnlich wie Tabakwerbung, im Sportbereich gänzlich verboten werden sollte.

Droht ein komplettes Verbot?

Ausschlaggebend für die Debatte war eine BBC-Untersuchung im September 2018. Diese zeigte, dass sich Sportwettreklamen auf den Juniorwebseiten von über 15 britischen Profiklubs befanden. Folglich schlug die britische Glücksspielaufsicht (UK Gambling Commission) und die Werbeaufsichtsbehörde ASA (Advertising Standards Authority) Alarm. Das Thema Kinder- und Jugendschutz im Zusammenhang mit Sportwetten sorgte seitdem in Großbritannien regelmäßig für Schlagzeilen.

Auch ein Fall um den früheren Manchester United-Star Wayne Rooney (33) heizte die Debatte an: Der 120-fache englische Nationalspieler ist seit Jahresbeginn als Spieler-Trainer beim englischen Zweitligisten Derby County tätig. Dort wurde Rooney vorab im Trikot des Vereins mit der Rückennummer 32 präsentiert. Brisant daran ist, dass ausgerechnet der Buchmacher 32Red (Kindred Group) der offizielle Hauptsponsor des Klubs ist.

Britische Medien und der Fußballdachverband FA (Football Association) spekulierten folglich, ob es sich um eine Doppeldarstellung der Zahl 32 handeln könnte, was gegen die Werberichtlinien der FA verstoßen würde. Mittlerweile wird eine Änderung des Glücksspielgesetzes von 2005 angestrebt, um gegen das massive Wettaufgebot vorzugehen. Ob dies zu einem kompletten Verbot von wettspezifischem Trikotsponsoring führen wird, bleibt abzuwarten.

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