Glücksspielwerbeverbot droht in Irland

Irland befindet sich in einer Reform des Glücksspiels: Im Dezember 2020 wurde der Gaming and Lotteries (Amendment) Act 2019 in Kraft gesetzt – eine vorläufige Gesetzgebung, welche den veralteten Gaming and Lotteries Act von 1956 aktualisiert. Das Parlament berät nun über weitere, teils stringente Regularien. Ein Gesetzentwurf der Labour Party sieht (u. a.) ein komplettes Verbot von Glücksspielwerbung vor. Was sind die Hintergründe des Vorschlags?

Das irische Parlamentsgebäude bei Nacht.

Die Labour Party kritisiert vor allem die Vielzahl an Reklamen bei Sportveranstaltungen. ©Nicholas Chester-Adams/Unsplash

Unterstützung von Gesundheitsminister

Es ist kein Geheimnis, dass das neue Glücksspielgesetz Irlands mit verschärften Auflagen für Glücksspielanbieter einhergeht. Nun könnte sich die Situation allerdings erheblich zuspitzen: Die irische Labour Party hat einen Entwurf unter dem Titel Gambling (Prohibition of Advertising) Bill 2021 im Parlament eingereicht. Dieser verbietet jede Art von Werbung für Glücksspiele. Eine Ausnahme würde lediglich im Bereich Sponsoring gelten.

Wie die oppositionelle Partei mitteilte, soll das Gesetz dazu beitragen, dass die Glücksspielindustrie von alltäglichen Sektoren wie Sport, Politik und Unterhaltung getrennt wird. Der amtierende Minister für öffentliche Gesundheit, Frankie Feighan (Fine Gael), hat bereits angekündigt, das Gesetz in seinen Kernaussagen zu unterstützen. Bevor er eine endgültige Entscheidung fällt, müsse er den Entwurf jedoch erst komplett lesen.

Laut Senator Mark Wall, Sprecher der Labour Party für Sport, der den Gesetzentwurf zusammen mit Aodhán Ó Ríordáin einbrachte, habe sich das Glücksspiel in Irland zu einem schleichenden Problem entwickelt. Mit neuen Gesetzen wolle man diesem Problem entgegentreten und den Verbraucherschutz stärken. Hintergrund ist die veraltete Gesetzgebung des Landes, die den Anforderungen eines modernen Marktes nicht mehr gewachsen war.

Laut Wall wurde im Jahr 2019 ein Betrag von rund 9,8 Mrd. Euro für Glücksspiele ausgegeben. Dies entspricht 379,51 Euro pro Kopf – die siebthöchsten Glücksspielausgaben der Welt. Fast die Hälfte davon (~ 4,8 Mrd. Euro) wurde in Casinos, Spielautomaten und Bingospiele investiert. Die restliche Summe floss in Sportwetten, Pferderennen und Lotterien. Allein aufgrund dieser enormen Summen sei es, so Wall, bedeutsam, unnötige Förderungen des Glücksspiels zu verhindern. Dazu diene ein Werbeverbot in den Medien, in öffentlichen Verkehrsmitteln, auf Plakatwänden und im Internet.

Kritik an Werbung für Sportwetten

Senator Wall kritisierte insbesondere das hohe Aufgebot an Wettwerbung bei Sportereignissen. 75,4 Prozent der TV-Übertragungen würden mindestens eine Glücksspielreklame enthalten. Zudem sei Glücksspielwerbung die häufigste Art, die bei Sportübertragungen im Fernsehen gezeigt wird und die siebthäufigste Form von Werbung allgemein. In den letzten Jahren sei somit eine feste Verbindung zwischen Sport und Wetten entstanden.

In Bezug auf die Reklamen bei Sportereignissen sprach Wall von einem Bombardement. Dazu käme die hohe Verfügbarkeit von Sportwetten auf Mobiltelefonen. Jederzeit könnten Geldbeträge gesetzt werden, während früher die Notwendigkeit bestanden habe, zum Tippen in ein Wettbüro zu gehen. Aus der allgemeinen Verfügbarkeit der Angebote hätten sich in Irland zunehmend problematische Spielweisen entwickelt. Dies sei ein Problem der öffentlichen Gesundheit.

Der Abgeordnete Ó Ríordáin, der ebenfalls an dem Gesetzentwurf beteiligt ist, verwies diesbezüglich auf eine Studie des College of Psychiatrists in Irland. Darin sei ein enger Zusammenhang zwischen dem hohen Volumen an Wettanzeigen und einer Zunahme von problematischen Spielweisen dargelegt worden. Die medizinischen Fachleute Irlands würden ebenfalls ein sofortiges Verbot aller Glücksspielwerbung fordern. Die Bevölkerung sei dazu aufgefordert, der Regierung ihre Erfahrungen mit zunehmender Wettwerbung mitzuteilen. Dies gelte vor allem für die Zeit der Pandemie, in der die Menschen häufiger isoliert sind.

Inklusion des Online Glücksspiels

Das irische Glücksspielgesetz wurde zuletzt 2013 modernisiert. Dabei fußten die Regelungen aber immer noch auf dem Gaming and Lotteries Amendment Act von 1956. Seit 2015 reguliert Irland zwar auch das Online Glücksspiel, allerdings ohne eine umfassende Überarbeitung der ursprünglichen Gesetzgebung vorgenommen zu haben. Abgesehen von den lotteriespezifischen Vorschriften gibt es keine zeitgemäßen Kontrollinstanzen für die moderneren Geschäftszweige des Sektors.

Dem wollte der Staatsminister David Stanton bereits 2019 Abhilfe schaffen: Eine neue Glücksspielbehörde sollte binnen 18 Monaten entstehen. Diese sollte das boomende Online Glücksspiel integrieren und regulieren. Die neuen Regularien aus 2013 bezeichnete Stanton hingegen als Ansatz aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, der die Fortschritte der neuen Technologien nicht berücksichtigt. Den Zeitplan konnte Stanton jedoch nicht einhalten.

Die neue Behörde soll nun im Lauf des Jahres 2021 eröffnen. Eine angemessene Regulation des Online Glücksspiels sowie eine Kanalisierung in den legalen Markt kann allerdings nur erfolgen, wenn seriöse Anbieter in angemessenem Umfang für ihre Produkte werben dürfen. Anderenfalls droht eine Abwanderung der Kundschaft in den Schwarzmarkt. An dieser Stelle muss Irland aufpassen, nicht durch ein pauschales Werbeverbot vom Regen in die Traufe zu geraten.

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