Europa: EU-Parlament beschließt Maßnahmen gegen Lootboxen

Weltweit und in Europa wächst die Gaming-Industrie rasend schnell. Der Umsatz schießt immer weiter in die Höhe, ein Ende ist nicht in Sicht. Im Jahr 2021 lag das Marktvolumen der Branche bei geschätzten 23,3 Milliarden Euro. Jetzt hat das EU-Parlament einen Beschluss gefasst, der den Sektor regulieren und den Verbraucherschutz stärken soll.

In Straßburg wehen die verschiedenen Landesfahnen.

Aus dem EU-Parlament kommt viel Lob für die Branche, doch insbesondere beim Verbraucher- und Jugendschutz gibt es großen Handlungsbedarf. ©Bru-nO/Pixabay

Der Siegeszug ist ungebrochen

Es gibt viele Belege dafür, dass der Siegeszug der Gaming-Industrie immer noch ungebrochen ist. Im Jahr 2021 stieg der Umsatz bei Spielen und Hardware allein in Deutschland um 17 Prozent. Auch in Österreich gab es einen Zuwachs von 62 Prozent zwischen 2019 und 2022, vermutlich angetrieben durch die Coronapandemie. Dass die sogenannte Gaming Disorder zeitgleich als Krankheit anerkannt wurde, zeigt die andere Seite der Medaille deutlich auf. Insbesondere Lootboxen und In-Game-Käufe werden schon lange kontrovers diskutiert.

Initiativbericht in Straßburg angenommen

Genau deshalb hat sich nun das EU-Parlament dem Verbraucherschutz in der Gaming-Industrie angenommen. Der Initiativbericht, der Anstoß dazu gab, wurde von der Abgeordneten Adriana Maldonado López vorgelegt und am 18. Januar 2023 mit der überwältigenden Mehrheit von 577 Stimmen angenommen. Nur 56 Personen stimmten dagegen, 15 enthielten sich. López forderte in ihrem Bericht unter anderem einheitliche Regelungen, die Eltern einen Überblick und Kontrolle darüber geben, welche Spiele ihre Kinder spielen sowie wie viel Zeit und Geld sie investieren.

Einfluss von Lootboxen soll begrenzt werden

Eine zentrale Forderung ist es, die Verbreitung und damit auch den Einfluss von Lootboxen in Games einzudämmen. Die sogenannten Lootboxen stehen seit Langem in der Kritik, weil sie meist zufällig zusammengestellte virtuelle Spielinhalte enthalten, die im Game weiterhelfen. Weil sie zudem mit Echtgeld erworben werden müssen und Videospiele häufig auch dazu verleiten, sind die möglichen sozialen, psychologischen und finanziellen Folgen vielfältig, insbesondere für junge, vulnerable Menschen. Es ist daher die Aufgabe der EU-Kommission, die Verkaufspraxis zu verändern.

“Damit wird der Weg zu einer rechtlich sicheren Regelung endlich geebnet. Die nun beschlossene Initiative geht genau in die richtige Richtung, um Lootboxen in Videospielen zu regulieren und Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen.”Andreas Kötter, Geschäftsführer von WestLotto, Pressemitteilung

Einführung von Alterseinstufung für Lootboxen geplant

Weil Lootboxen eine potentielle Schuldenfalle für junge Menschen darstellen, die sich damit In-Game-Erfolge erkaufen wollen, ist ein wichtiger Baustein des geplanten Gesetzes, auf die Einführung der Alterseinstufung PEGI für Lootboxen zu setzen. Die Abkürzung PEGI steht für Pan-European Game Information und existiert seit 2003, um Auskunft über die empfohlene Altersfreigabe von Spielen auf diversen Plattformen zu geben. So sollen Verbraucher, insbesondere die mit Kindern, einen besseren Zugang zu Informationen über Lootboxen und ihre Inhalte erhalten.

“Es müssen nun rechtlich klare Wege gefunden werden, wie vor allem Jugendliche und Kinder geschützt werden können – ohne Gaming ganz zu verbieten.”Andreas Kötter, Geschäftsführer von WestLotto, Pressemitteilung

Nicht nur Lootboxen stehen im Fokus

Das zentrale Element in der Debatte des EU-Parlaments sind Lootboxen und In-Game-Käufe, doch auch weitere Themen sollen im neuen Gesetz enthalten sein. Beispielsweise soll der umstrittenen Praxis des Goldfarmings, die mit Geldwäsche, Zwangsarbeit und Ausbeutung von jungen Menschen in Verbindung gebracht wird, ein Ende gesetzt werden. Beim sogenannten Goldfarming wird Spielwährung angehäuft, um diese gegen Echtgeld zu tauschen. Auch Gegenstände, Benutzerkonten und andere Spielelemente können verkauft oder eingetauscht werden. Bei populären Spielen existiert sogar ein Wettmarkt.

Kündigungen sollen erleichtert werden

Wichtig war es dem EU-Parlament, zu betonen, dass es genauso leicht sein muss, ein Abonnement für ein Online Game zu kündigen, wie es abzuschließen. Auch automatische Verlängerungen, die auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden, können vor dem Hintergrund des Verbraucher- und Jugendschutzes problematisch sein. Es soll in Zukunft keinen Unterschied mehr zwischen persönlichen und digitalen Käufen geben, was die Rückgabe und Erstattung betrifft. Bei all den Änderungsplänen unterstreicht das Parlament aber auch die guten Seiten des Gamings.

Gaming-Branche soll gewürdigt werden

Gaming ist, so das EU-Parlament, auch ein wichtiges Instrument in der Bildung. Um die Erfolge der Branche zu würdigen, soll nun ein jährlicher EU-Preis für Online Games eingeführt werden. Auch wurde eine Finanzierungsgrundlage für EU-Forschungsprojekte in Aussicht gestellt, die die Erfahrungen von Kindern mit Online Videospielen untersuchen, darunter beispielsweise Kids Online. Nun muss sich im nächsten Schritt die EU-Kommission mit der Erstellung von Gesetzesentwürfen befassen.

WestLotto spricht sich für Regulierung aus

Unterdessen spricht sich mit WestLotto der größte Lotterieanbieter in Deutschland für die Regulierungen von Lootboxen und In-Game-Käufen ein. Insbesondere Andreas Kötter, seines Zeichens Geschäftsführer, ruft zu einer gesellschaftlichen Diskussion rund um das Thema auf. Zeitgleich betont er, dass Lootboxen durchaus ein Einstieg in das Glücksspiel sein kann – ohne aber den gleichen Beschränkungen zu unterliegen. Die Kaufanreize, die bei Lootboxen hergestellt werden, nutzen beispielsweise Mechanismen, die beim Glücksspiel verboten sind. In Deutschland fehlen hierzu jegliche Regelungen.

“Wir müssen jetzt handeln. Ansonsten erben wir als verantwortungsvolle Anbieter in einigen Jahren Glücksspieler, die als Minderjährige eingestiegen sind – und problematisches Spielverhalten gleich mitbringen.”Andreas Kötter, Geschäftsführer von WestLotto, Pressemitteilung

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