BGC kritisiert 22 Uhr-Ausgangssperre

Der britische Glücksspielverband BGC (Betting and Gaming Council) hat die Regierungspläne zur Einführung einer landesweiten Ausgangssperre ab 22 Uhr massiv kritisiert. Die Corona-Schutzmaßnahme führe dazu, dass sowohl Gaststätten als auch Casinos vorzeitig schließen müssen, was Tausende Arbeitsplätze kosten könnte. Die Instanz fordert gleichzeitig mehr Unterstützung zur Sanierung des schwerangeschlagenen Sektors.

Ein U-Bahnschild in London, Großbritannien.

In den vergangenen drei Tagen wurden in UK täglich mehr als 3.000 Neuinfektionen gemeldet. ©Ichigo121212/Pixabay

Mehr Schaden als Nutzen?

Nach einer zweiwöchigen Verzögerung sind die britischen Casinos und Wettbüros seit Mitte August wiedergeöffnet, nun droht der schwerangeschlagenen Branche jedoch ein weiterer Tiefschlag. Um die ansteigenden Corona-Infektionen einzudämmen, plant die Regierung eine Ausgangssperre ab 22 Uhr, die noch diese Woche in Kraft treten könnte. Damit einher ginge die vorzeitige Schließung der Etablissements, die durch die Folgen der Pandemie ohnehin ums Überleben kämpfen.

Aktuell warnt der Glückspielverband BGC die Regierung vor dem Schritt, da die Ausgangssperre womöglich Tausende Arbeitsplätze in den Casinos gefährden könnte. Zudem würde eine Ausbreitung des Coronavirus (Covid-19) durch die Maßnahme nicht wesentlich verlangsamt. Das BGC sprach daher von einem drastischen Vorgehen der Regierung, welches am Ende mehr Schaden als Nutzen bringen könnte.

In einem Brief an den Kulturminister Oliver Dowden erklärte BGC-Chef Michael Dugher gemeinsam mit dem Genting-CEO Paul Wilcock, dass der Schritt möglicherweise dazu führt, dass ein Großteil der insgesamt rund 14.000 britischen Casino-Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Was Genting betrifft, so hatte der Betreiber erst im Juli eine großangelegte Entlassung von 1.642 Mitarbeitern angekündigt. Sogar von einem Marktrückzug war die Rede.

Bei Genting UK handelt es sich um die britische Tochtergesellschaft des börsennotierten malaysischen Glücksspielgiganten Genting Group, der weltweit über 56.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Konzern generiert jährlich rund 20 Mrd. US-Dollar an Gesamtumsätzen. In UK betreibt Genting 43 Casinos, zu den berühmtesten Etablissements gehören das Resorts World Birmingham, der Colony Club, das Palm Beach Casino sowie der Londoner Crockfords Club.

Endgültige Schließungen drohen

Wie Dugher und Wilcock in ihrem Statement erklären, könnte die Ausgangssperre innerhalb kürzester Zeit zur endgültigen Schließung etlicher Casinos führen. Es sei keine Übertreibung zu behaupten, dass die Maßnahme den landgebundenen Casinosektor Großbritanniens vernichten könnte, so das Kredo der Experten. Dugher fügte hinzu, dass das BGC schon seit längerem vor der dramatischen Situation warnt.

Aus diesem Grund wird London dazu aufgefordert, von der Maßnahme abzusehen und schnell zu handeln, um den Sektor zu retten. Außerdem würde die Regelung nicht sonderlich beim Schutz der öffentlichen Gesundheit helfen. Diesbezüglich wird auf die bereits geltenden strengen Corona-Schutzmaßnahmen hingewiesen, zum Beispiel gelten strenge Abstands- und Hygieneregeln sowie eine Maskenpflicht.

Laut Dugher sei die Schlussfolgerung, dass eine Ausgangssperre, die gravierende Folgen für die Casinos mit sich bringen würde, einer Ausbreitung von Covid-19 entgegenwirken könnte, katastrophal. Um das Überleben des Sektors zu sichern, sei es von entscheidender Bedeutung, dass den Unternehmen keine zusätzlichen sozialen Maßnahmen auferlegt werden. Viel eher müssten die Anti-Pandemie-Maßnahmen stärker auf die größten Risikoquellen ausgerichtet werden.

Momentan kommt es auf der ganzen Welt zu etlichen Jobverlusten in der Casinobranche. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA und Macau verlieren Tausende Mitarbeiter ihre Jobs. So gab zuletzt MGM bekannt, 18.000 Mitarbeiter in Las Vegas zu entlassen. Mehrere Tausend sind es auch bei Boyd Gaming, Cosmopolitan und Penn National Gaming. In Macau stehen unterdessen knapp 6.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Mehr Unterstützung zur Sanierung

Während CEO Dugher die Regierung kritisiert, wendet sich die BGC-Vorsitzende Brigid Simmonds zurzeit an die Gemeinden und Kommunalverwaltungen Großbritanniens. Gefordert wird, dass die Bedürfnisse der Wettindustrie im Einzelhandel vermehrt in den Mittelpunkt der Krisenbewältigungsmaßnahmen gerückt werden. Simmonds argumentierte, dass es wichtig sei, die landgestützte Glücksspielindustrie zu unterstützen, da die Zahl der Fußgänger auf den Straßen nur noch ein Viertel des Niveaus vor Covid-19 beträgt.

Die Vorsitzende weist in diesem Kontext darauf hin, dass 6.900 Wettbüros in ganz Großbritannien rund 40.000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Sektor habe in den letzten drei Jahren 1,3 Mrd. Pfund an Steuern gezahlt. Da das Gewerbe einen so wichtigen Beitrag leistet, müsse auch mehr Unterstützung geliefert werden. Dementsprechend sollen die Kommunen mutige Schritte einleiten, um den Sektor zu sanieren.

In einer Erklärung wird außerdem darauf hingewiesen, dass die Spielstätten aktuell auf internationale Besucher verzichten müssen. Es sei daher bedenklich, dass bisher keine Maßnahmen zum Schutz des landgebundenen Sektors ergriffen wurden. Viele Geschäfte würden diesen Herbst nicht überleben, vor allem nicht, wenn die Straßen nach 22 Uhr zu Geisterstraßen werden. Ob die Ausgangssperre tatsächlich in Kraft tritt, bleibt vorerst abzuwarten.

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