Wacker warnt vor Überregulierung

Jörg Wacker, Vorstandsmitglied des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München, hat sich zur geplanten Sportwett-Liberalisierung geäußert und warnt vor Überregulierung. Um zu verhindern, dass Kunden bei unlizenzierten Anbietern spielen, müsse das legale Angebot attraktiv sein. Unterstützung erhält Wacker vom DSWV (Deutscher Sportwettenverband). Hier ein Überblick zum Geschehen.

Ein Blick auf die Allianz-Arena des FC Bayern München.

Die Partnerschaft des FC Bayern mit Tipico nennt Wacker eine „Win-win-Situation“. ©HerrBohn/Unsplash

Sind Regularien zu streng?

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht zum Super-Big-Brother werden“, so das Kredo von Jörg Wacker zur Reformation des deutschen Sportwettmarktes. Als Vorstandsmitglied des FC Bayern München ist Wacker zuständig für die Bereiche Internationalisierung und Strategie. Vor seinem Wechsel zum deutschen Rekordmeister war Wacker sieben Jahre lang Deutschland-Chef des österreichischen Buchmachers bwin (GVC Holdings). Er gilt daher auch als Sportwettexperte.

„Man sollte die Menschen im legalen Bereich halten, indem man diesen attraktiv gestaltet, ansonsten besteht die Gefahr, dass sie in den unkontrollierten Bereich abwandern“, warnt der 52-jährige vor einer zu drastischen Regulierung des Sektors. Den jüngsten Plänen zufolge, werden Einschränkungen bei Live-Wetten vorgesehen, zudem soll ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro pro Monat gelten. Zur Überwachung des Marktes wird die Eröffnung einer Sportwettbehörde geplant.

Die Regularien sollen ab 2021 in Kraft treten. Mit Blick auf die drohende Überregulierung stellte Wacker die Frage, wie viel Kontrolle tatsächlich notwendig ist und wieviel Verantwortung man den Wettkunden, Buchmacher und Vereinen selbst überlassen sollte. „Die Frage gilt doch für alle Lebensbereiche“, so Wacker, „wir machen ja nichts illegales“.

Die Bezeichnung „illegal“ empfindet Wacker an dieser Stelle ohnehin als „unpassend“, die Anbieter seien in der EU lizenziert. Außerdem existieren Gesetze auf deren Basis die Betreiber regulär Steuern abführen. „Wer also Steuern zahlt, kann im Grunde gar nicht illegal handeln“, so das Fazit. In der Tat erhält der deutsche Fiskus schon seit Jahren immer höhere Steuereinnahmen durch Sportwetten. Diese belaufen sich aktuell auf etwa eine halbe Milliarde Euro.

Wacker gegen Einschränkungen

Kontrolle und Spielerschutz seien zwar wichtig, dennoch habe die Vergangenheit laut Wacker gezeigt, dass Verbote und Einschränkungen einen Schwarzmarkt gedeihen lassen. Es sei festzustellen, dass attraktive legale Angebote dafür sorgen, dass Kunden irregulären Märkten ausweichen. Zudem sei es gerade im Interesse der Anbieter, Schäden zu vermeiden. Den geplanten Vorschriften steht Wacker daher skeptisch gegenüber, im Gespräch mit Bild hieß es:

“Ein Einzahlungslimit von 1.000 Euro birgt wie das Verbot von Live-Wetten die große Gefahr, dass Kunden in den Schwarzmarkt abwandern, wo sie höhere Beträge setzen können.”

Ein regulierter Markt sei laut Wacker prinzipiell etwas „sehr positives“, die Ungewissheit über die rechtliche Situation sei weder für Anbieter noch für Verbraucher vorteilhaft. Dennoch sei eine größere Einbeziehung der „Marktgegebenheiten“ wichtig. Dies gelte vor allem in Bezug auf das geplante Verbot von Live-Wetten. Diese sind unter Wettkunden am beliebtesten, sie generieren rund 60 Prozent des Gesamtumsatzes. Wacker erklärte:

“Wenn wir über Live-Wetten sprechen: Diese ist hochattraktiv, es macht den Leuten Spaß, während des Spiels auf bestimmte Ereignisse zu wetten. Da frage ich mich: Warum soll die Live-Wette eingeschränkt werden, warum lässt man sie nicht genau so, wie sie bisher ist.”

Vorteile durch Wettsponsoring

Erst kürzlich waren mehrere Bundeligaklubs, unter anderem Borussia Dortmund und der 1. FC Köln, aufgrund von Wettsponsoring in die Kritik geraten. Wacker nutzte die aktuelle Debatte und machte auf die Vorteile von Wettpartnerschaften im Sport aufmerksam. Als Beispiel zog er die Partnerschaft zwischen dem FC Bayern und Tipico (Malta) heran. Der deutsche Rekordmeister und der deutsche Wettmarktführer gehen schon seit 2015 Hand in Hand.

Da die Sportwette inzwischen „weltweit gesellschaftsfähig“ ist, sei diese Partnerschaft für alle Seiten eine „Win-win-Situation“. Darüber hinaus erklärte Wacker, dass der FC Bayern grundsätzlich „sehr bewusst mit dem besten Unternehmen“ zusammenarbeite. Der Schutz des sportlichen Wettbewerbs habe hierbei die höchste Priorität, weshalb man sich für seriöse Anbieter auf dem Markt einsetze.

In diesem Kontext verwies Wacker auch auf den Einsatz von Selbstausschlusssystemen, womit festgestellt werden könne: „Der spielt viel zu viel!“ Außerdem verwies er auf Überwachungssysteme, die die Integrität des Sports schützen und Wettmanipulationen vorbeugen. Hier erwähnte Wacker das Schweizer Datenschutz-Unternehmen Sportradar. Hierfür müsse der Staat „eng mit den Anbietern zusammenarbeiten“.

Unterstützung durch DSWV

Der DSWV unterstützt Wacker und fordert aktuell ebenfalls eine Steigerung der Attraktivität des legalen Angebots. Hierfür seien „Nachbesserungen“ am neuen Glücksspielstaatsvertrag nötig. Die Verbesserungsvorschläge beziehen sich dabei auch auf das Verbot von Live-Wetten. Außerdem müsse die geplante Regulierungsbehörde dazu in der Lage sein, sich flexibel und dynamisch an den modernen Markt anzupassen. DSWV-Präsident Mathias Dahms erklärte:

“Ein starres Regelwerk, das in den nächsten Jahren nicht verändert werden kann, hilft weder dem Spielerschutz noch wird es dazu führen, den auch zukünftig noch existierenden Schwarzmarkt zurückzudrängen.”

Erst Anfang des Monats hatte der DSWV einen Umsatzrekord am deutschen Sportwettmarkt bekanntgegeben. Die Zahlen entstammen dem Bundesfinanzministerium. Deutsche Wettkunden platzierten 2019 demnach Wetteinsätze im Gesamtwert von 9,3 Mrd. Euro, was einen Anstieg um ganze 21 Prozent gemessen am Vorjahr markiert. Der Staat nahm Steuern von über 500 Mio. Euro ein. Die Entwicklungen bleiben abzuwarten.

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