Tschechien: Durchwachsene Glücksspielumsätze 2018

Wie aus einem Bericht des tschechischen Finanzministeriums hervorgeht, hat sich der Glücksspielmarkt der Tschechischen Republik im Jahr 2018 eher durchwachsen entwickelt. Während die Sparten Sportwetten und Tischspiele Wachstumsschübe verzeichnen, sind die Umsätze in der Kategorie Online Slots stark rückläufig. Der Grund dafür sind verschärfte Gesetzeslagen und vergleichsweise hohe Glücksspielsteuern. Hier ein Überblick zu den Entwicklungen.

Der Sitz der tschechischen Regierung in Prag.

Trotz sinkender Umsätze plant die tschechische Regierung eine weitere Erhöhung der Glücksspielsteuern. (©Wikipedia)

Umsatzeinbruch durch strenge Regulierung?

Die Einnahmen des streng regulierten Glücksspielsektors der Tschechischen Republik sanken 2018 im Vergleich zu 2017 um insgesamt 21,3 Prozent auf umgerechnet 1,3 Mrd. Euro. Nur zu einem geringen Anteil ist der Rückgang dabei auf verminderte Umsätze an klassischen Spielautomaten zurückzuführen. Besonders hart getroffen hat es hingegen die Kategorie Online Slots. Die von der tschechischen Direktion als „technische Spiele“ deklarierte Sparte, verzeichnet im Vergleich zum Vorjahr einen drastischen Umsatzrückgang von 39,3 Prozent auf 578 Mio. Euro.

Laut Medienberichten sind die bedenklichen Umsatzergebnisse vor allem auf die strengen Regulierungsmaßnahmen des Landes zurückzuführen. Demnach basiere der Rückgang der Einnahmen insbesondere auf einer schwerwiegenden Bruttosteuer von vergleichsweise hohen 35 Prozent auf Slot-Spiele. Infolge der gravierenden Steuerlast meiden ausländische Unternehmen inzwischen vermehrt den tschechischen Markt. Dies hat wiederum einen Abfall der Steuereinnahmen des tschechischen Fiskus verursacht: Die Einnahmen sanken im Vergleich zum Vorjahr um ganze 20,3 Prozent auf rund 379 Mio. Euro.

Darüber hinaus gelten in Tschechien seit Januar 2017 verschärfte Glücksspielauflagen. Im August 2017 wurden in diesem Kontext auch strengere Vorschriften in den landbasierten Spielstätten eingeführt, diese beziehen sich vorwiegend auf die Limitierung von Kundenboni. Des Weiteren gelten seit März 2018 besonders strenge Regeln hinsichtlich der Identifizierung und Registrierung von Kunden. Seitdem werden das Alter und die Identität aller Spieler in einem komplexen Verfahren mehrfach überprüft. Dass sich derartige Prozeduren eher negativ auf die Marktentwicklung auswirken, liegt auf der Hand.

Insgesamt positive Tendenzen

Unter dem Strich kann Tschechiens 2018-Bilanz jedoch auch positive Ergebnisse vermelden: Die Gesamtgewinne der tschechischen Glücksspielbranche beliefen sich 2018 auf immerhin 8,5 Mrd. Euro, was einen Anstieg gegenüber 2018 von 11,3 Prozent markiert. Die Spieleinsätze betrugen dabei rund 9,7 Mrd. Euro. Tischspiele wie Roulette, Black Jack oder Poker – in Tschechien sogenannte Live-Spiele – verzeichneten ein Umsatzwachstum von 8,0 Prozent auf rund 90 Mio. Euro. Auch die Online-Umsätze legten in diesem Bereich zu und stiegen von rund 4,6 Mio. Euro auf 6,8 Mio. Euro.

Weitere Wachstumsschübe können im Lotteriesektor verbucht werden. Die Einnahmen stiegen in dieser Kategorie um 13,8 Prozent auf 262 Mio. Euro, was laut Finanzbericht auf eine besonders starke Einzelhandelsentwicklung zurückzuführen ist, hier allein wurden 89,9 Prozent des Gesamtvolumens generiert. Zudem verzeichnete die seit Januar 2017 legalisierte Online Lotterie einen Wachstumsschub von 78 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die Einnahmen stiegen damit auf rund 26,2 Mio. Euro.

Ein weiterer, wenn auch eher geringfügiger Wachstumsfaktor, bildet der Sektor Sportwetten – hier legten die Erlöse im Vorjahresvergleich um immerhin zwei Prozent zu, die Umsätze 2018 belaufen sich somit auf 297,1 Mio. Euro. Mit einem Anteil von 84,3 Prozent am Gesamtvolumen wurden die meisten Erträge dabei im Onlinesektor eingefahren. Auf der anderen Seite sind Tschechiens Bingo-Umsätze weiterhin rückläufig, diese sanken 2018 auf rund 289.000 Euro.

Weitere Steuererhöhung geplant

Die durchwachsenen Zahlen sind die zweiten ganzjährigen Ergebnisse, die seit dem Inkrafttreten der neuen tschechischen Glücksspielbestimmungen im Januar 2017 veröffentlicht wurden. Der reformierte Rechtsrahmen zielte eigentlich darauf ab internationale Betreiber zum Lizenzerwerb zu animieren, doch wie bereits angedeutet haben hohe Steuern und langwierige Verwaltungsverfahren die Attraktivität des Standorts stark eingeschränkt.

Nichtsdestotrotz plant die tschechische Regierung seit letzten April sogar noch weitere Steuererhöhungen: „Das öffentliche Budget soll erhöht werden“, lautete an dieser Stelle das Kredo des Finanzministeriums. Konkret geht es um die Einführung eines produktspezifischen Steuersystems, welches mit einer gleichzeitigen Erhöhung der Alkohol- und Tabaksteuer einhergehen soll.

Zum Verständnis: Die ohnehin hoch besteuerten Slot-Spiele sollen von der Steuernovelle unberührt bleiben, während die Sparten Bingo, Live-Spiele, Sportwetten und Lotterien mit einer drastischen Erhöhung von 23 Prozent auf 30 Prozent rechnen müssen. Lediglich die Kategorien Sportwetten mit festen Gewinnquoten und Totalisator-Wetten kommen mit einer zwei prozentigen Anhebung auf 25 Prozent noch relativ glimpflich davon. Bei Totalisator-Wetten, auch unter Pari-Mutuel-Wetten bekannt, handelt es sich im Übrigen um eine Sonderform, bei der die Spieler nicht gegen einen Buchmacher, sondern gegen andere Spieler wetten, die gemeinsam in einen Wett-Pool einzahlen.

Da die Steuernovelle genau die Glücksspielbereiche betrifft, die, abgesehen vom Bingo, 2018 noch Wachstumsschübe verzeichnen konnten, wirkt eine Inkraftsetzung an dieser Stelle eher skurril, dennoch sollen die neuen Abgabepflichten bereits 2020 eingeführt werden. Von Seiten der tschechischen Regierung gibt es diesbezüglich bislang kein Statement. Die Entwicklungen bleiben vorerst abzuwarten.

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