Toto Wetten bei Oddset vor dem Aus?

Die Toto Wetten stehen vermutlich vor dem kompletten Aus. Die Umsatzzahlen der Sportwetten in Deutschland zeigen einen klaren unumkehrbaren Trend. Der Markt boomt. Doch es gibt Verlierer. Der staatliche Wettanbieter Oddset hat mit extremen Einbußen zu kämpfen. Einige Lotterielandesverbände haben bereits die Reißleine gezogen. Die private Konkurrenz im Internet erscheint nicht nur übermächtig, sie ist übermächtig.

Geldscheine auf Kickertisch.

Trotz des wachsenden Umsatzes bei Sportwetten vermerkt Oddset einen geringer werdenden Marktanteil. (©Bildquelle)

Marktanteil auf 2,6 Prozent gesunken

Laut einer Studie von Goldmedia wurden 2018 in Deutschland mit Sportwetten 8,8 Milliarden Euro umgesetzt. Im Jahr zuvor lag die Einsatzsumme noch bei 7,5 Milliarden Euro. Der Anstieg von rund 17 Prozent ist beachtenswert. Trotz dieser allgemeinen Erfolgsgeschichte zeigt der Trend für Oddset nach unten. Der staatliche Buchmacher hat lediglich einen Marktanteil von 2,6 Prozent.

Geführt wird Oddset von den Lotterie- und Toto-Gesellschaften der Bundesländer. Die Wett-Tipps können in den stationären Annahmestellen – parallel zum allseits beliebten Lottoschein – abgegeben werden. Der Negativ-Trend hat in den zurückliegenden Monaten aber bereits erst Auswirkungen gezeigt. Einige Bundesländern, beispielsweise Lotto Brandenburg, haben das Toto-Angebot bereits komplett aus dem Sortiment gewonnen.

Die Wettvielfalt ist entscheidend

Sicherlich ist es in der Praxis etwas umständlich den Weg in eine Lottoannahmestelle zu gehen, um dort die Wetten zu platzieren, wenn Online Sportwetten auch immer sicherer und attraktiver sind. Mehrere Befragungen von Sportwetten-Kunden haben aber ergeben, dass dieser Punkt nicht der entscheidende Grund für die Unbeliebtheit von Oddset ist. Als wesentliches Minus werden die mangelnden Wettmöglichkeiten gesehen. Die Einsatz-Varianten in der Breite und in der Tiefe sind doch arg beschränkt.

Die Top-Unternehmen im Onlinesektor haben teilweise über 50 Sportarten auf dem Bildschirm. Für einzelne Begegnungen, vornehmlich in den großen Fußball-Ligen, werden mehrere hundert Wettmärkte angeboten. Es kann beispielsweise darauf gesetzt werden, ob in den ersten 15 Minuten ein Tor fällt, wer die Treffer erzielt, wie viele Gelbe und Rote Karte verteilt werden usw.

Fußball ist die Sportart Nummer „Eins“

Entstanden sind die heutigen Sportwetten am Rande der Pferderennbahnen. Es gehört auch heute noch zum guten Ton, dass der Besuch beim Galopp oder Trab mit einem entsprechenden Tipp flankiert wird. In Deutschland spielen die Pferdewetten statistisch aber eine untergeordnete Rolle. 2018 belief sich der Umsatz der Pferderennen-Tipps auf rund 154 Millionen Euro. Im Vergleich zu den 8,8 Milliarden Euro ist diese Summe vernachlässigbar.

Die große Anzahl der Wett-Tipps wird auf die Fußballwetten platziert. Wer jedoch meint, dass hier mit großen Summen agiert wird, irrt sich. Nahezu 90 Prozent der Sportwetter bevorzugt Einsätze auf Einzelwetten in Höhe von fünf Euro. Spielsummen von über 100 Euro machen statistisch nur ein Minimum aus.

Übrigens: Weit über 30 Prozent aller Sportwetten 2018 wurden in Deutschland mobil via Smartphone oder Tablet gesetzt.

Twitter schlägt die Wettanbieter

Ein wesentlicher Pluspunkt der Wettanbieter im Internet sind die Livewetten. Schnelle Tipps während laufender Begegnungen sorgen für den besonderen Kick. Die Tendenzen während der Partien lassen sich vornehmlich an den angebotenen Live-Quoten ablesen. Interessant ist an dieser Stelle eine Studie der University of East Anglia in Norwich. Die Forscher haben die Wettangebote von Betfair und über 13,2 Millionen Tweets auf Twitter von Fans im Stadion analysiert. Erkennbar war dabei, dass die Twitter-Vorhersagen deutlicher erfolgreicher waren als die Wettquoten-Tendenzen beim Buchmacher.

Wetten ist ein Männer-Sport

Sehr ausführlich mit den Sportwetten hat sich Institut für Publizistik der Uni Mainz beschäftigt. Die Wissenschaftler haben in ihren Test herausgefunden, dass das Wetten eine Männer-Domäne ist. Gut 60 Prozent der Tipps werden von den Herren der Schöpfung platziert. Bei der Studie, die von Michael Sülflow geleitet wurde, handelte es sich aber um ein kostenloses Tippspiel. Beim „echten Sportwetten“, dürfte die Geschlechterverteilung sogar noch ausgeprägter sein.

“Vor allem Männer machen bei Tippspielen mit, um sich mit anderen messen zu können.”

Der Irrweg der Bundesregierung

Die Rechtslage der Sportwetten in Deutschland ist nach wie vor umstritten. Die Bundesregierung hat in den zurückliegenden Jahren versucht, ihren staatlichen Wettanbieter Oddset zu schützen. Die EU-Vorgaben zur Liberalisierung des Marktes wurden nicht umgesetzt. Bis heute gibt es keine „deutschen Sportwetten-Lizenzen“, die für das gesamte Land gelten. Private Buchmacher wurden über Jahre hinweg an den Rand der Legalität gestellt, um Oddset zu fördern. Dass es sich beim eingeschlagenen Weg im wahrsten Sinne des Wortes um eine Irrfahrt gehandelt hat, belegen die eingangs erwähnten Zahlen. Oddset spielt für einen ambitionierten Wettfan in der Praxis quasi keine Rolle mehr.

Mögliche Veränderungen 2020

Seit 2012 werden die Online-Wettanbieter hierzulande geduldet und zwar dann, wenn sie bereit sind die fünfprozentige Wettsteuer zu bezahlen. Die Entstehung der Sonderabgabe ist auf das Innenministerium in Schleswig-Holstein zurückzuführen, welches 2012 eigenständig begonnen hatte, EU-konforme Lizenzen auszugeben. Mit der übergeordneten Bundes-Steuer wurden die Norddeutschen wieder eingefangen.

Die ursprünglich für 2016 vorgesehene deutschlandweite Lizenzvergabe, unter der Federführung von Hessen, ist kläglich gescheitert. Die willkürliche Zulassungsvergabe wurde von mehreren Gerichten gekippt. Im Nachhinein kann die Lizenzerteilung als großer Hinhalte-Zirkus bezeichnet werden, dessen scheitern vermutlich von vornherein eingeplant war.

2018 haben sich die Innenminister der Bundesländer in Warnemünde darauf geeinigt, dass der Glücksspielvertrag anpasst werden soll. Bis auf das Einsetzen einer Experten-Kommission ist seither aber wenig passt. Da Hessen und Schleswig-Holstein bereits angekündigt haben, 2020 aus dem aktuellen Glücksspielvertrag der Länder auszusteigen, sofern es keine wesentlichen Verbesserungen gibt, kann in den kommenden Monaten zumindest mit positiven Veränderungen gerechnet werden.

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