Suizid-Berichte: Britische Glücksspielaufsicht untersucht Fälle

Nach Medienangaben untersucht die britische Glücksspielaufsichtsbehörde UKGC aktuell mehrere Fälle von Suizid, die einen Zusammenhang mit problematischem und pathologischem Glücksspiel aufweisen. So berichtet es zumindest der Daily Express im Hinblick auf ein geleaktes Schreiben, in dem die Behörde bei mehreren Sportwetten-Anbietern Informationen dazu erbeten hat.

Die Anfrage des geleakten Papiers dreht sich um zehn Suizide.

Der Sieg im Traber-Derby ging an einen Lokalmatadoren. ©16391475/Pixabay

Fragliches Schreiben ging schon vor Wochen raus

Das geleakte Schreiben, um das es im Bericht von Daily Express geht, ging anscheinend bereits vor mehreren Wochen an mehrere Glücksspiel-Lizenzinhaber raus. Die Informationen bezog die Zeitung aus dem aus dem Newsletter von Earnings and More, einem Brancheninsider. In dem Brief erbittet die britische Glücksspielaufsicht UKGC mehrere bekannte, namhafte Betreiber um die Herausgabe von gespeicherten Daten zu insgesamt zehn Personen, die dort auch namentlich genannt wurden und bekannt sind.

Das ist geschehen

Die fraglichen zehn Personen haben es gemeinsam, dass sie alle Suizid begangen haben. Ihre Selbsttötungen wurden mit problematischem Glücksspiel und Suchtverhalten in den Medien in Verbindung gebracht. Auch der ehemalige Fußballspieler Joey Beauchamp, der 50 Jahre alt war und früher in den Diensten von West Ham und Oxford United stand, ist unter den Toten. Am 19. Februar wurde er von seinem Bruder aufgefunden. Mit Glücksspiel hatte er nach Berichten zu kämpfen, lehnte jedoch die Hilfe von psychologischen Diensten ab.

Beauchamps Probleme haben Geschichte

Bereits im Jahr 1998 hatte Joey Beauchamp Medien gegenüber geäußert, mit psychischen Problemen zu kämpfen zu haben und war dabei auch darauf eingegangen, dass er bei Sportwetten ein problematisches Spielverhalten aufweise. Ein traumatisches Erlebnis sei weiterhin der Tod seiner Mutter gewesen, wodurch sich die Spirale bloß schneller gedreht habe. Die gerichtsmedizinische Untersuchung bestätigte den Suizid-Verdacht und ließ auch keine Zweifel daran offen. Tragisch, dass er die Hilfe, die er benötigt hätte, nie erhalten hat.

So handelt die Glücksspielaufsichtsbehörde

Die Behörde wiederum interessiert sich jetzt dafür, ob diese zehn Menschen zum Zeitpunkt ihres Suizids Benutzerkonten bei den angeschriebenen Betreibern innegehabt und genutzt hatten. Zum jetzigen Zeitpunkt geht es jedoch nach Informationen des Daily Express‘ erst einmal nur darum, eine Auskunft zu erteilen:

“In diesem Stadium bitten wir Sie lediglich, Ihre Kundendatenbank zu überprüfen und uns mitzuteilen, ob Sie Aufzeichnungen über eine Kundenbeziehung mit einer dieser Personen haben.”

Was danach kommt

Sollten die Betreiber die betroffenen Personen in ihren Kundendatenbanken finden, wünscht sich die Glücksspielaufsichtsbehörde in Großbritannien weitere Informationen darüber, wie lange die Kundenbeziehung angedauert habe und welcher Natur sie war. Außerdem interessiert sich die UKGC dafür, ob es Bedenken über Schäden aus dem Glücksspiel gab und ob den Anbietern der Suizid der Personen bereits bekannt war, bevor die Behördenanfrage hierzu einging. Auf Anfrage des Daily Express äußerte sich die Behörde bislang nicht zur mutmaßlichen Untersuchung.

Britische Glücksspielaufsicht hält sich bedeckt

Eine Bestätigung über die eingeleitete Untersuchung gab es bislang nicht, doch anhand des geleakten Briefes scheint sie sehr wahrscheinlich zu sein. Der Branchenverband, Betting and Gaming Council, hat sich ebenfalls nicht wirklich zu den Vorgängen geäußert, außer dass ein Sprecher von einer schrecklichen Tragödie sprach. Es gehe jedoch nicht darum, einzelne Fälle zu besprechen oder ins Rampenlicht zu rücken, auch seitens der Betreiber. Im Fokus steht also eigentlich eher die Suizidgefahr von Spielenden.

Psychische Probleme transparenter behandeln

In der Sportbranche, aber auch im Bereich Glücksspiel und Sportwetten, werden psychische Probleme noch deutlich zu wenig transparent öffentlich gemacht und besprochen, obwohl es eine hohe Prävalenz gibt. Schalke-Profi Pálsson sprach öffentlich darüber, eine schwierige Vergangenheit gehabt zu haben und mit Spielsucht sowie Alkoholismus zu kämpfen. Auch Schäden durch Wettanbieter werden immer mal wieder thematisiert und so ins öffentliche Leben gerückt, wo es aber nicht nur um das Spiel selbst geht, sondern auch um Werbung für dieses.

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