Sportwettenanbieter werden verklagt – auch Bundesliga-Sponsor Tipico soll Geld zurückzahlen!

Aufgrund fehlender Konzessionen werden aktuell viele Klagen gegen Glücksspielanbieter angestrebt. Medienberichten zufolge soll davon auch der Bundesliga-Sponsor Tipico betroffen sein, der inzwischen auf der Whitelist der lizenzierten Glücksspielunternehmen in Deutschland steht. In der Vergangenheit soll Tipico jedoch ohne Genehmigung Sportwetten in Deutschland angeboten haben.

Ein Richterhammer liegt auf einem Gesetzbuch, das auf Geldscheinen liegt

Bei den Klagen gegen Sportwettenanbieter geht es um die Rückzahlung von getätigten Einsätzen (Symbolbild) © Sasun Bughdaryan/unsplash.com

Landgericht Heilbronn fällt hartes Urteil gegen Tipico

Mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 wurde ein Rahmen geschaffen, der für Glücksspiele in Deutschland, zu denen auch Sportwetten zählen, rechtliche Klarheit schaffen soll. Der Anbieter Tipico war aber schon vor Erteilung der Lizenz am 01.07.2021 auf dem deutschen Markt aktiv und dabei unter anderem als Bundesliga-Sponsor in Erscheinung getreten.

Jetzt müsse der Buchmacher laut eines Berichts vom Deutschlandfunk 375.000 Euro zuzüglich 78.000 Euro Zinsen an einen Spieler zurückzahlen. Das Landgericht Heilbronn habe dieses Urteil getroffen.

“In der überwiegenden Mehrheit der gegen Tipico geführten und bereits entschiedenen Sportwett-Verfahren sind die Gerichte unserer Rechtsauffassung gefolgt und haben die Klagen erstinstanzlich abgewiesen.”Offizielles Statement von Tipico gegenüber dem Deutschlandfunk Quelle

Nach Auffassung von Tipico habe der Sportwettenanbieter jedoch alles getan, um schon früher eine Konzession für das Glücksspiel zu erhalten. Der Europäische Gerichtshof sei dieser Argumentation in der Vergangenheit bereits gefolgt.

Sportwetten: Was galt vor dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 in Deutschland?

Wer in Deutschland Sportwetten abgeben wollte, konnte dies auch bereits vor der Verabschiedung des Glücksspielstaatsvertrages 2021 tun. Unter anderem ist hier das Toto-Spiel zu nennen, das in Lotto-Annahmestellen angeboten wurde.

Die Legalisierung des Online-Angebot ließ jedoch auf sich warten. Im Dezember 2011 wurde ein Vorläufer des heutigen Glücksspielstaatsvertrages verabschiedet, an dem sich alle Bundesländer mit Ausnahme von Schleswig-Holstein beteiligten. Fortan waren Glücksspielangebote für Spieler mit Sitz in Schleswig-Holstein deutlich umfangreicher legal verfügbar, da das Bundesland seine eigene Regulierung verabschiedete.

Bis vor einigen Jahren haben sich viele Buchmacher um Lizenzen in EU-Staaten bemüht, in denen das Glücksspiel bereits legal war. In Verbindung mit der EU-rechtlichen Dienstleistungsfreiheit wurde oft von einer rechtlichen Grauzone gesprochen. Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 hat aber klargestellt, dass nur die deutsche Glücksspiellizenz Unternehmen gestattet, Glücksspielangebote in Deutschland zu offerieren.

Jetzt versuchen Startups in Zusammenarbeit mit Juristen Kapital aus der undurchsichtigen Gesetzeslage in der Zeit vor dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 zu schlagen. In manchen Fällen seien Klagen bereits erfolgreich gewesen, in anderen Fällen aber auch abgelehnt worden.

Viele Klagen gegen Buchmacher mit ungewissem Ausgang erwartet

Nach Auffassung des ehemaligen Sportreporters Werner Hansch, der selbst 375.000 Euro zuzüglich 78.000 Euro Zinsen angibt, spielsüchtig gewesen zu sein, werde es noch viele Klagen gegen Sportwettenanbieter geben. Aufgrund eigener Erfahrungen habe sich Hansch selbst an einer Firma beteiligt, welche die Ansprüche der Spieler durchsetzen wolle.

Der potentielle Streitwert sei hoch: Schätzungen zufolge hätten die Umsätze der Buchmacher im Jahr vor der erstmaligen Erteilung von Lizenzen in Deutschland bei rund 10 Milliarden Euro gelegen. Der Anteil der Umsätze von unlizenzierten Glücksspielangeboten soll im letztem Jahr hingegen stark zurückgegangen sein. Im Jahr 2022 können 95 % der Glücksspielumsätze lizenzierten Unternehmen zugeordnet werden

Es bleibt abzuwarten, ob ein Teil der vermeintlich illegalen Einsätze der Vorjahre an die Spieler zurückfließen oder ob die Gerichte in höheren Instanzen eine andere argumentative Richtung einschlagen wird.

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