Schwere Nachzahlung für Sportsbet

Der australische Sportwettanbieter Sportsbet muss eine millionenschwere Nachzahlung leisten. Laut Aussagen der örtlichen Glücksspielkommission NTRC (Northern Territory Racing Commission) hat der Buchmacher eine Summe von Gewinnen „zu Unrecht“ einbehalten. Was genau steckt dahinter?

Ein Spieler der australischen Football-Liga (AFL).

Im Fokus der Untersuchung stand eine besondere Wette auf die Pass-Erfolgsquote australischer Football-Spieler. (©John Torcasio/Unsplash)

Auszahlung von 5,5 Mio. Euro

Der in Melbourne stationierte Online Buchmacher Sportsbet wurde am Donnerstag (31.10.) von der zuständigen australischen Glücksspielkommission NTRC zu einer nachträglichen Gewinnauszahlung von umgerechnet rund 5,5 Mio. Euro verurteilt. Der Anbieter soll die Gewinne seiner Kunden unrechtmäßig einbehalten haben. Im Vorfeld der Entscheidung waren die Beschwerden einer bisher unbekannten Anzahl von Spielern eingegangen, diese hatten die „mangelnde Zahlungsbereitschaft“ des Unternehmens beklagt.

Dem Beschluss der NTRC geht ein wochenlanger Streit zwischen Sportsbet und einer Reihe von Kunden voraus. Im Fokus steht ein spezielles Wettangebot, dass von einer ebenfalls unbekannten Anzahl von Spielern genutzt wurde. Konkret bezog sich das Angebot darauf, ob es einem beliebigen Spieler der australischen Football League (AFL) in der 10. Runde der laufenden Saison 2019 gelingen würde, 40 oder mehr erfolgreiche Pässe zu spielen. Das Angebot wurde von vielen Kunden angenommen, größtenteils wurde auf „Nein“ getippt, denn es war in der Vergangenheit lediglich vier Spielern gelungen, 40 oder mehr erfolgreiche Pässe zu spielen.

Wurde Wette irregulär zurückgezogen?

Laut aktuellen Medienberichten stand nach Ablauf von insgesamt neun Spielrunden fest, dass es keinem AFL-Spieler gelungen war, die 40-Pässe-Grenze zu überschreiten, doch eine Gewinnausschüttung erfolgte nicht, stattdessen wurden die Kunden enttäuscht: Sportsbet hatte die Wette noch vor Beginn der 10. Runde wieder zurückgezogen. Sportsbet berief sich dabei auf ihre Rechte gemäß den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die Wette sei demnach aufgrund von „offensichtlichen Fehlern bei der Quotenermittlung“ hinfällig.

Folglich wehrte sich das Wettunternehmen vehement gegen die Auszahlung der Gelder, womit der Buchmacher den Zorn seiner Spieler auf sich zog. Um Klarheit in die Situation zu bringen, wendete sich die Gruppierung letztlich an die NTRC. Gefordert wurde eine Auszahlung aller Gewinne in Höhe von 1,75 australische Dollar auf jeden gesetzten Dollar. Die Behörde bestätigte die Forderung infolge einer genaueren Untersuchung. Die von Sportsbet propagierten „Fehler“ seien für eine Stornierung „nicht ausreichend“, so das Fazit. Die Wette hätte der Buchmacher daher „nicht zurückziehen“ dürfen. Vonseiten eines Sprechers heißt es diesbezüglich im Wortlaut:

“Alle Personen, die eine Gewinnwette auf eine beliebige oder alle von Sportsbets AFL+40-Angeboten abgeschlossen haben, haben Anspruch darauf, den Gesamtbetrag der Gewinnwette ausbezahlt zu bekommen.”

Wie die NTRC fortführend erklärte, akzeptiere man zwar die Behauptung von Sportsbet, dass die Quoten fehlerhaft waren, allerdings seien die Fehler „nicht unbedingt für den durchschnittlichen Sportwettkunden erkennbar gewesen“. Die volle Verantwortung liegt damit bei Sportsbet, die Wetten wurden als rechtmäßig eingestuft. Obgleich die genaue Anzahl betroffener Spieler innerhalb des Verfahrens nicht bekannt wurde, gehen Experten davon aus, dass infolge des Urteils bis zu 2.000 Spieler eine rückwirkende Gewinnauszahlung erwarten.

Kein Widerspruch zu erwarten

Dass Sportsbet gegen das Urteil in Berufung tritt, ist kaum zu erwarten. Unlängst hat das Unternehmen auf Twitter seinen Zuspruch bekundet, man wolle die Spieler umgehend kontaktieren und die Beträge überweisen. Außerdem hieß es vonseiten eines Sprechers:

“Wir erkennen die Entschlossenheit der Kommission an und werden die Konten der betroffenen Kunden so schnell wie möglich aufstocken.”

Probleme mit Werbeaufsicht

Das Verfahren der NTRC ist nicht die einzige Rechtsstreitigkeit mit der sich Sportsbet aktuell konfrontiert sieht. Probleme gibt es zurzeit auch mit der örtlichen Werbeaufsicht (Ad Standards Authority), dabei steht eine laut Aussagen der Behörde „sexistische“ Reklame für die Mobile App des Anbieters im Fadenkreuz. Sportsbet hatte den Spot auf Twitter präsentiert, nun stehen Vorwürfe der „Verunglimpfung“ im Raum. Demnach würde in dem Sport mit „stereotypisierten Frauenbildern“ gearbeitet, was gegen Abschnitt 2.1 des Werbe-Verhaltenskodexes verstößt. Hierin heißt es:

“Werbung oder Marketingkommunikation darf Personen oder Material nicht in einer Weise darstellen, dass eine Person oder einen Teil der Gemeinschaft aufgrund von Rasse, Ethnie, Nationalität, Geschlecht, Alter, sexueller Präferenz, Religion, Behinderung, Geisteskrankheit oder politischer Überzeugung diskriminiert oder verunglimpft wird.”

Die Anzeige zeigte eine Schönheitswahl, bei der eine Frau ein Handy mit dem angezeigten App-Logo in der Hand hält und stammelnd sagt: „Ich persönlich glaube, dass Apps wie Sportsbet, die es den Menschen leichter machen, es zu benutzen, weil….Apps“, woraufhin ein Voiceover sagt: „Die neue iPhone-App von Sportsbet ist narrensicher“. Folglich erscheint das Wort „Narrensicher“ auf dem Bildschirm. Die Anzeige zog sofort etwaige Beschwerde nach sich, der Inhalt sei „frauenfeindlich und beleidigend für Frauen“, lauteten die Vorwürfe.

Im Juli 2018 geriet Sportsbet im Übrigen auch durch einen Rechtsstreit mit seinem australischen Hauptkonkurrenten Crown Resorts in die Schlagzeilen. Konkret standen sich Sportsbet und CrownBet in einem gerichtlichen Kampf um ihre Namensrechte gegenüber. Die beiden Buchmacher befinden sich seit Jahren in einem Wettstreit um die größten Marktanteile Australiens.

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