Niederlande ohne Hauptsponsor zur WM?

Am 21. November wird die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar mit dem Spiel Senegal gegen die Niederlande in Doha, der Hauptstadt des Wüstenstaates, offiziell im al-Thumama-Stadion eröffnet. Allerdings muss die niederländische Nationalmannschaft ohne die Unterstützung einiger der wichtigsten Sponsoren auskommen. Wie nun bekannt wurde, hat Haupt- und Trikotsponsor, die ING Bank, die Reise nach Katar aufgrund von Menschenrechtsproblemen gestrichen. Weitere Sponsoren folgten diesem Vorbild.

Das Logo des niederländischen Fußballverbandes.

Die niederländische Nationalmannschaft wird zwar mit dem Wappen auf der Brust, allerdings ohne die Unterstützung der Sponsoren in Katar auflaufen. ©stux/Pixabay

Keine Werbung – keine Eintrittskarten

Das Logo der internationalen Großbank ING wird zwar trotz der Absage auf den Trikots der Nationalmannschaft zu sehen sein, allerdings entschied man sich seitens des Konzerns dazu die Fußballweltmeisterschaft nicht zu besuchen und keine Werbung zu schalten. Des Weiteren wird es auch keinen Kauf von Eintrittskarten für Mitarbeiter oder Gäste geben, das gab ein Sprecher von ING gegenüber der niederländischen Zeitung De Telegraaf bekannt.

Über die ING Bank

Die ING Groep N.V. wurde im Jahr 1991 gegründet und hat ihren Sitz in Amsterdam. Es handelt sich bei dem Konzern um einen Allfinanz-Dienstleister in der Form einer Aktiengesellschaft. Aus dem Geschäftsbericht aus dem Jahr 2019 geht hervor, dass ING fast 55.000 Menschen beschäftigt. Außerdem soll der Umsatz schon im Jahr zuvor bei rund 18 Milliarden Euro gelegen haben. Das Financial Stability Board stufte das Unternehmen als eine von 30 Großbanken ein, die als systemisch bedeutsames Finanzinstitut gilt.

Auch andere Sponsoren steigen aus

Nicht nur die ING Großbank zog als Sponsor der niederländische Nationalmannschaft, die vor allem auch unter dem Spitznamen Oranje bekannt ist, Konsequenzen aus der Menschenrechtslage in Katar. Die Mannschaft, die unter der Leitung von Legende und dem ehemaligen Trainer des FC Bayern München Louis van Gaal trainiert, wird auch auf die Unterstützung anderer Sponsoren wie Telekomprovider KPN, die Supermarktkette Albert Heijn oder die Niederländische Lotterie verzichten müssen.

Louis van Gaal macht nach der WM Schluss

Nationaltrainer Louis van Gaal gab zudem gerade bekannt, dass er an Prostatakrebs leidet und sich deswegen nach der Weltmeisterschaft aus dem Geschäft zurückziehen wird. Der niederländische Verband verkündete indes, dass Ronald Koeman ab Januar 2023 als Nachfolger von van Gaal al Cheftrainer im Amt eingesetzt werden wird. Der Ex-Profi erhält Medienberichten zufolge zunächst einen Vertrag bis 2026.

Fokus auf der EM

ING will sich nach dem freiwilligen Aus bei der Weltmeisterschaft auf die Unterstützung der niederländischen Nationalmannschaft der Frauen konzentrieren. Im Sommer findet nämlich das nächste größte Turnier, die Europameisterschaft, statt. Die Holländerinnen sind der amtierende Europameister und wollen bei der Neuauflage des Wettbewerbs, der im Sommer beginnt, ihren Titel verteidigen. Ursprünglich sollte das Turnier bereits im Jahr 2021 ausgetragen werden, wurde aber aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

WM-Organisatoren geben Ausbeutung zu

Während auch andere Sponsoren die Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer in Katar kritisieren, gab die Regierung des Wüstenstaates einige Verletzungen der Menschenrechte zu. Bei der Stellungnahme ging es allerdings nicht um die laufenden Vorbereitungen zum größten Fußballereignis der Welt, sondern um zurückliegende Verstöße. Die WM-Organisatoren bestätigten, dass mehrere Firmen sich bei vorangegangenen Sportereignissen nicht an bestehende Gesetze gehalten hatten.

Wanderarbeiter sollen ausgebeutet werden

Die Reaktion des Organisationskomitees auf Berichte von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch kam also prompt. Obwohl schon mehrfach über die unzumutbaren Arbeitsbedingungen auf den Baustellen berichtet wurde, hatte sich nämlich nichts geändert. Wanderarbeiter wurden beispielsweise zu einer Wochenarbeitszeit von mehr als 80 Stunden gezwungen. Immerhin gaben die Organisatoren der WM nun zu, dass es zu schwerwiegenden Verletzungen der Menschenrechte kam.

Schwarze Liste soll Schlimmeres verhindern

Dabei bezog sich das Organisationskomitee allerdings auf die Club-WM aus dem Jahr 2020 sowie die Austragung des Arabien-Pokals in 2021. Aus diesen Fällen sollen nun allerdings Konsequenzen gezogen werden. Dazu gehört zum Beispiel das Führen einer schwarzen Liste, um zu vermeiden, dass bereits auffällig gewordene Auftragnehmer erneut engagiert werden.

Revanche für Oranje?

So oder so hat die holländische Nationalmannschaft ein schweres Turnier vor der Brust, denn besonders bei den eigenen Fans hat Oranje einiges gut zu machen. Bei der letzten Austragung des Turniers scheiterten sie nämlich schon an der Qualifikation und reisten gar nicht erst nach Russland. Das soll sich in Katar ändern. In der Gruppe A trifft Holland auf den Senegal, Ecuador und Gastgeber Katar.

Deutschland gegen Spanien und Japan

Die deutsche Nationalmannschaft tritt in der Gruppe E gegen Spanien, Japan und einen dritten Teilnehmer an, der noch nicht festsetzt. Bundestrainer Hansi Flick und sein Team könnten es entweder mit Costa Rica oder Neuseeland zu tun bekommen. Der Sieger des zweiten Interkontinentalen Play-Offs wird ebenfalls in die Gruppenphase einziehen. Das Finale der WM in Katar soll am 21. Dezember ausgetragen werden.

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