Neuer Gesetzesvorschlag für das Glücksspiel in Großbritannien

Das lange Warten nach einer Glücksspielreform in Großbritannien scheint ein Ende zu haben. Am Donnerstag stellte das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport (DCMS) ein neues Glücksspielgesetz mit zahlreichen Richtlinien vor. Der Rechtsrahmen soll für mehr Spielerschutz auf dem britischen Glücksspielmarkt sorgen und vor allem das Online-Segment regulieren.

Ein Mann sitzt deprimiert an einem Spielautomaten im Casino

Das neue Glücksspielgesetz soll britische Spieler unter anderem vor hohen Verlusten schützen. ©massimofusaro/Shutterstock

Technologie fordert neue Regeln

In Großbritannien nähmen laut den Angaben des DCMS jedes Jahr Millionen von Menschen an Glücksspielen teil. Insbesondere die technologischen Möglichkeiten, die der Branche heute zur Verfügung stünden, seien für den großen Zulauf auf dem britischen Glücksspielmarkt verantwortlich. Die Menschen könnten mithilfe ihres Smartphones rund um die Uhr zocken und wetten.

Die Technologie habe jedoch die potenziellen Gefahren des Glücksspiels intensiviert. Insbesondere gefährdete Spieler und Minderjährige müssten stärker geschützt werden. Kulturministerin Lucy Frazer verweist in der offiziellen Pressemitteilung des DCMS [Artikel auf Englisch] auf die hohen finanziellen Verluste, die durch Online-Glücksspiele entstehen könnten.

“Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen ein virtuelles mobiles Casino in ihrer Tasche haben. Das hat das Glücksspiel einfacher, schneller und oft auch unterhaltsamer gemacht, aber wenn es schiefgeht, können die Menschen mit ein paar Wischbewegungen über den Bildschirm Tausende von Pfund verlieren.”Lucy Frazer, Kulturministerin von Großbritannien, Pressemitteilung des DMCs

Das neue Glücksspielgesetz solle daher den Spielerschutz auf dem britischen Markt stärken. Die neuen Richtlinien enthielten auf der einen Seite Schutzmaßnahmen für Spieler, würden auf der anderen Seite aber auch die Betreiber stärker in die Pflicht nehmen.

Neue Einsatzlimits geplant

Die neue Glücksspielgesetzgebung umfasse laut dem DMCS auch neue Einsatzlimits für das Online-Glücksspiel. Künftig dürften Spieler pro Runde nur noch zwischen 2,00 und 15,00 GBP setzen. Zusätzlich arbeite die Regierung derzeit noch passende Lösungen aus, um die neuen Einsatzlimits gegebenenfalls auf die 18- bis 24-jährigen Spieler abzustimmen. Diese Altersgruppe sei nachweislich besonders anfällig für Glücksspiele.

Die Einführung von Einsatzlimits dürfte angesichts einer Umfrage aus dem Dezember 2022 für Unmut bei der britischen Spielergemeinde sorgen. Damals hatte das Betting and Gaming Council (BGC) nach den Bedenken der Spieler im Rahmen einer Überarbeitung des Glücksspielgesetzes gefragt. Rund 67 Prozent gaben an, potenzielle Einsatzlimits abzulehnen und bei einer Einführung gegebenenfalls auf den Schwarzmarkt ausweichen zu wollen.

Neue Regularien seien auch für die Bonuspolitik der britischen Glücksspielbetreiber geplant. Diese müssten künftig nachweisen können, dass ihre Bonusangebote nicht an gefährdete oder minderjährige Spieler adressiert seien.

Ein gesetzliches Schlupfloch im Bereich der Glücksspielabgaben werde durch den neuen Rechtsrahmen ebenfalls geschlossen. Künftig soll es feste Beitragssätze geben. Die Abgaben der Branchenakteure würden unter anderem in die Behandlung und Forschung von Spielsucht fließen.

Durch das neue Glücksspielgesetz erhalte zudem die britische Glücksspielbehörde UKGC mehr Befugnisse, um ihre Rolle als Kontroll- und Regulierungsinstanz besser erfüllen zu können. So habe sie künftig die Möglichkeit, per gerichtlicher Anordnung effektiver gegen illegale Anbieter vorzugehen. Dadurch soll der Schwarzmarkt in Großbritannien nachhaltig eingedämmt werden.

Reform längst überfällig?

Das geltende Glücksspielgesetz in Großbritannien stammt aus dem Jahr 2005. Die enthaltenen Bestimmungen wurden entsprechend längst vom Wandel der Branche abgehängt. Bereits seit geraumer Zeit plant die britische Regierung daher eine Reform, die jedoch aufgrund politischer Unbeständigkeit und globaler Entwicklungen immer wieder hinten angestellt wurde.

Nun jedoch scheint es der Politik gelungen zu sein, einen neuen Rechtsrahmen mit modernen Maßnahmen auf die Beine zu stellen. Entsprechend groß scheint die Freude bei allen beteiligten Parteien.

“Die Überprüfung ist eine einmalige Gelegenheit, um positive Veränderungen für das Glücksspiel in Großbritannien und für alle Menschen, die davon betroffen sind, zu erreichen. Jeder in der Kommission begrüßt die heutige Veröffentlichung des neuen Gesetzesvorschlages und ist entschlossen, mit der Regierung und den Partnern zusammenzuarbeiten, um diese Veränderungen in die Tat umzusetzen.”Andrew Rhodes, Geschäftsführer der UKGC, Pressemitteilung des DMCS

Die Hoffnung der Entscheidungsträger ist, dass das neue Glücksspielgesetz den modernen Ansprüchen gerecht werden und den Spielerschutz im Land nachhaltig stärken könnte. Ob diese Ziele wirklich erreicht werden können, werden die nächsten Monate zeigen.

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