Manipuliert Casinos Austria Automaten?

Die teilstaatlichen Casinos Austria (Österreich) haben gerade erst ein turbulentes Jahr 2020 besiegelt. Für Aufsehen sorgten dubiose Verbindungen zwischen Glücksspiel und Politik, außerdem kam es zu zahlreichen Kündigungen aufgrund der Coronakrise. Nun mehren sich erneut schwere Vorwürfe gegen den Konzern: Laut Recherchen des Vereins Spielerhilfe.at soll Casinos Austria die Auszahlungsquoten seiner Spielautomaten manipulieren, um seine Gewinne zu maximieren.

Die Spielautomaten eines Casinos.

Die Auszahlungsstatistiken der Spielautomaten wurden über mehrere Monate ausgewertet. ©Bru-nO/Pixabay

Spielt Zufall nur untergeordnete Rolle?

Die Auswirkungen der Casinos Austria-Affäre und der Coronakrise sind immer noch spürbar, doch womöglich sieht sich der teilstaatliche Glücksspielkonzern Casinos Austria schon jetzt mit dem nächsten handfesten Skandal konfrontiert: Laut Aussagen des Vereins Spielerhilfe.at sollen die Auszahlungsquoten der Spielautomaten gesteuert sein. Von Zufall könne keine Rede sein, so das Fazit des Vereins nach monatelangen Recherchen.

Spielerhilfe.at erklärte, dass das Glücksspielgesetz Österreichs Glücksspiele eigentlich als eine überwiegend zufallsbasierte Tätigkeit definiert. Bei Casinos Austria spiele der Zufall jedoch nur eine untergeordnete Rolle, wie Auszahlungsstatistiken, die seit Oktober analysiert wurden, beweisen würden. Demnach seien zu Monatsbeginn keine erhöhten Auszahlungen zu verzeichnen, obwohl in dieser Zeit viel mehr Kunden gespielt hätten als am Ende des Monats.

Gegen Ende des Monats sollen hingegen erhöhte Auszahlungen zu verzeichnen sein, obwohl viel weniger Kunden spielten. Laut Spielerhilfe.at sei dieser Sachverhalt ebenso auffallend wie irritierend, denn eigentlich sollten die Gewinnausschüttungen zunehmen, wenn mehr Kunden spielen. Dies sei zumindest dann der Fall, wenn es feste Auszahlungsquoten gibt, die an Zufallsgeneratoren gebunden sind. Daher würden die Quoten von Casinos Austria offensichtlich manipuliert.

Laut Christoph Holubar, Sprecher von Spielerhilfe.at, der sich seit Jahren für einen verbesserten Spielerschutz einsetzt, sorge die Steuerung der Quoten dafür, dass sich die Umsätze von Casinos Austria erhöhen. Spieler würden dadurch länger im Casino verweilen. Je länger der Kunde spiele, desto besser sei es für das Casino, welches pro Spiel einen Teil des Einsatzes als Gewinn kassiere. Brisant sei außerdem, dass eine Steuerung vom österreichischen Glücksspielgesetz her sogar zulässig ist, sofern die vorgeschriebene Quote am Ende des Geschäftsjahres eingehalten wird. Diesbezüglich habe man eine Stellungnahme vom Finanzministerium erhalten.

Casinos an der Grenze der Legalität?

Eine Änderung der Gewinnausschüttung innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte stelle demnach noch keine Manipulation dar, dies gehe laut Finanzministerium aus der sogenannten Automatenglücksspielverordnung des Landes hervor. Holubar erklärte, dass sich Casinos Austria, dessen Hauptaktionär inzwischen die tschechische Sazka Group ist, streng an diese gesetzlichen Vorgaben halte. Die gesetzlichen Vorgaben seien jedoch längst nicht hoch genug, um von einem Schutzniveau zu sprechen.

Gerade beim Thema Automaten würde Casinos Austria die Möglichkeiten der Gesetzgebung in vollem Maße ausnutzen. Dabei halte der Konzern die vorgeschriebene Auszahlungsquote am Ende des Jahres stets ein. Dennoch könne das Unternehmen durch die Steuerung der Quoten seine Umsätze maximieren. Für die Gäste der Casinos und Spielbanken sei dieses Modell in höchstem Maße nachteilig.

Mit seriösem Glücksspiel oder Zufall habe diese Vorgehensweise nicht viel zu tun, so der Vereinssprecher in einem kürzlich erschienen Dokumentarfilm von Larissa Breitenegger und Markus Schwarz, der auf dem österreichischen Onlineportal ZackZack veröffentlicht wurde. Auch größere Nachrichtenagenturen wie Pressetext haben das Thema inzwischen aufgegriffen. Kritisiert wird vor allem, dass es sich bei Casinos Austria um ein teilstaatliches Unternehmen handelt, von dem eigentlich ein hohes Maß an Spielerschutz zu erwarten sei. Casinos Austria hat bisher nicht auf Presseanfragen reagiert.

Auszahlungsstatistiken veröffentlicht

Die Auszahlungsstatistiken von Casinos Austria wurden von Spielerhilfe.at auf einer separaten Webseite veröffentlicht. Deutlich wird das beschriebene Modell, um die Gewinne zu maximieren und gleichzeitig die vom Gesetz vorgeschriebenen Quoten einzuhalten. So wird ersichtlich, dass die Quoten zu Beginn des Monats – trotz eines hohen Spielvolumens – gering ausfallen, während sie gegen Ende des Monats – bei geringem Spielvolumen – rapide in die Höhe schießen.

Vereinssprecher Holubar habe laut eigenen Aussagen schon mehrfach versucht Casinos Austria mit den Vorwürfen zu konfrontieren, alle Versuche blieben jedoch erfolglos. Es sei bisher keine Einzige Rückmeldung eingegangen. Lediglich das alternative Onlineportal ZackZack erhielt eine Antwort auf die Frage, ob die Spielautomaten des Konzerns steuerbar seien.

Laut Casinos Austria seien alle Spielautomaten sowie die dazugehörigen Betriebssysteme durch unabhängige Prüfstellen zertifiziert und entsprechen den gesetzlichen Vorgaben. Zudem seien alle Geräte mit dem Bundesrechenzentrum verbunden und würden obendrein vom Finanzministerium kontrolliert. Eine sichere und korrekte Abwicklung des Automatenspiels sei damit garantiert. Es bleibt vorerst abzuwarten, wie hoch die Wellen in diesem Fall schlagen werden.

Casinos Austria in der Kritik

Sollte sich ein weiterer Skandal anbahnen, würde dies Casinos Austria stark unter Druck setzen, denn das Unternehmen erholt sich gerade erst von der Coronakrise und stand 2020 vermehrt wegen seines ReFIT-Plans unter Beschuss. Laut Betriebsratschef Manfred Schönbauer helfe der Sanierungsplan lediglich den Aktionären dabei, weiterhin Dividenden zu kassieren, während 350 Arbeitsplätze abgebaut und Gehaltskürzungen vorgenommen werden sollen.

Der Aufsichtsrat hatte hingegen erklärt, dass sich die Verluste ohne ReFIT bis 2021 auf rund 65 Mio. Euro belaufen werden. Die gesamten Spieleinnahmen seien allein im ersten Halbjahr 2020 von 87,3 Mio. Euro auf 52,8 Mio. Euro gesunken. Die langfristigen Auswirkungen der Coronakrise seien derweil kaum absehbar, so die Argumentation der Geschäftsführung.

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