Männer dominieren, Frauen gewinnen: Wie Frauen das Glücksspiel strategisch neu definieren
- In Foren wird hitzig über Quoten und Spielstrategien diskutiert. Aber kaum jemand fragt: Wo sind die Frauen?
- Eine wachsende Zahl junger Spielerinnen wettet kontrolliert, analytisch und überraschend erfolgreich.
- Wir fassen zusammen, wie Frauen spielen, und lassen Spielerinnen zu Wort kommen.

Frauen finden im Glücksspiel kaum Beachtung, haben jedoch einen Vorteil durch ihr strategisches Spiel. © OnlineCasinosDeutschland.com/ChatGPT
Bricht ein neues Zeitalter an?
Daniel Negreanu, Phil Ivey oder Steve Wynn – es gibt zahlreiche Persönlichkeiten, die das Glücksspiel geprägt und für ein breites Publikum bekannt gemacht haben. Dabei handelt es sich jedoch hauptsächlich um Männer. Sei es Daniel Negreanu als erfolgreicher Pokerspieler oder Steve Wynn als Glücksspiel-Mogul.
Es scheint, als würde derzeit ein neues Zeitalter anbrechen. Denn inzwischen begeistern sich auch immer mehr Frauen für das Glücksspiel. Sie fahren hohe Gewinne ein, zeigen sich beim Spielen in den sozialen Medien und stehen den Männern in nichts nach.
Deshalb untersuchen wir in diesem Artikel die Rolle von Frauen im Glücksspiel. Dafür lassen wir Forscher und Spielerinnen zu Wort kommen, die uns ihre Perspektiven schildern.
Eckdaten zur Teilnahme von Frauen am Glücksspiel
Um die Rolle von Frauen im Glücksspiel besser einschätzen zu können, haben wir Zahlen und Fakten zusammengetragen. Viele wichtige Informationen sind in der Studie Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung – Ergebnisse des Glücksspiel-Survey 2023 zu finden, die uns vom ISD Hamburg (Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung) zur Verfügung gestellt wurde. Diese bildet verschiedene Erkenntnisse über die Glücksspielteilnahme in Deutschland ab.
Wir fassen die wichtigsten Zahlen rund um die Teilnahme von Frauen am Glücksspiel zusammen.
Diese Glücksspiele wurden in der Umfrage berücksichtigt
Für die Glücksspiel-Survey 2023 haben die Verantwortlichen insgesamt 28 Glücksspielformen in Gruppen kategorisiert und anschließend bei den Teilnehmern abgefragt. Dabei handelt es sich etwa um Lotterien, Sofortlotterien, Geldspielautomaten, Sportwetten und Kasinospiele. Es erfolgt eine Unterscheidung in besonders riskante Glücksspielformen.
Teilnahme an Glücksspielen nach Alter und Geschlecht
Aus der Glücksspiel-Survey 2023 geht hervor, dass 32,7 % der Frauen in Deutschland in den letzten 12 Monaten vor Erhebung der Studie an Glücksspielen teilgenommen haben. Die Abbildung zeigt, wie viel Prozent der einzelnen Altersklassen es jeweils waren:

Je älter Frauen sind, umso häufiger nehmen sie Glücksspiele in Anspruch. © OnlineCasinosDeutschland.com/Office
Es zeigt sich, dass Frauen mit zunehmendem Alter ein stärkeres Interesse an Glücksspielen entwickeln. Insbesondere ab dem 26. Lebensjahr gibt es einen deutlichen Anstieg bei der Teilnahme am Glücksspiel.
Dies könnte damit im Zusammenhang stehen, dass viele Frauen zu diesem Zeitpunkt bereits die Schule und die Ausbildung oder das Studium abgeschlossen und erste Berufserfahrungen gesammelt haben. Sie haben ein eigenes Einkommen und somit auch die Freiheit, einen Teil ihres Geldes für Glücksspiele auszugeben.
Beliebteste Glücksspielformen bei Frauen
Auch die Frage, welche Glücksspielformen bei Frauen besonders beliebt sind, beantwortet die Glücksspiel-Survey 2023. Diese Erkenntnisse sind so interessant, da es deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Folgende Glücksspielformen sind bei Frauen am beliebtesten:

Lotterien sind die beliebteste Glücksspielform von Frauen. © OnlineCasinosDeutschland.com/Office
Die Survey hat ergeben, dass Frauen anscheinend besonders starkes Interesse an Lotterien haben. Immerhin 16,4 % aller Frauen in Deutschland nehmen an LOTTO 6aus49 teil. Tischspiele und Glücksspielautomaten scheinen bei ihnen hingegen weniger beliebt zu sein.
Besonders groß ist der Unterschied zwischen den bevorzugten Glücksspielformen von Frauen und Männern bei Sportwetten. Während 4,2 % der Männer Sportwetten platzieren, sind es bei den Frauen lediglich 0,7 %.
Frauen im Glücksspiel: Online vs. Stationär
Im Rahmen der Glücksspiel-Survey 2023 wurde untersucht, an welchen Glücksspielformen Frauen stationär und an welchen sie online teilnehmen. Wir haben die Ergebnisse für euch übersichtlich aufbereitet:

Es zeigt sich, dass Frauen Glücksspiele eher stationär nutzen als online. © OnlineCasinosDeutschland.com/Office
Aus den Zahlen lässt sich eine interessante Erkenntnis ableiten: Es scheint, als würden Frauen stationäres Glücksspiel bevorzugen. Sowohl Lotterien als auch riskante Glücksspiele* werden von Frauen bevorzugt stationär genutzt. Lediglich Sportwetten schließen Frauen häufiger online ab als in einem Wettbüro.
*Zu den riskanten Glücksspielen zählen das Automatenspiel, die Kasinospiele, die Sportwetten und die Zahlenlotterie KENO.
Frequenz der Teilnahme an Glücksspielen
Aus den Zahlen der Glücksspiel-Survey 2023 lässt sich entnehmen, dass es in den einzelnen Altersklassen große Unterschiede bei der Häufigkeit an Glücksspielen gibt:

Bei den älteren Frauen nimmt die Mehrheit mindestens wöchentlich an Glücksspielen teil. © OnlineCasinosDeutschland.com/Office
Bei den jüngeren Menschen nimmt ein Großteil seltener als einmal im Monat an Glücksspielen teil. Mit zunehmendem Alter scheint die Frequenz der Teilnahme von Frauen an Glücksspielen zu steigen.
Frauen zwischen 56 und 70 Jahren nehmen demnach eher mindestens wöchentlich an Glücksspielen teil. Ein Grund dafür könnte sein, dass Lottoziehungen wöchentlich stattfinden und Lotteriespiele bei Frauen am beliebtesten sind.
Das Institut für Glücksspiel und Gesellschaft fasst für uns den aktuellen Forschungsstand zusammen
In Ergänzung zu den Zahlen der Glücksspiel-Survey 2023 haben wir Kontakt zum Institut für Glücksspiel und Gesellschaft (GLÜG) aufgenommen und nach dem aktuellen Stand der Forschung gefragt. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter hat sich die Zeit genommen und uns einige Fragen beantwortet. Dabei hat er interessanterweise auch darauf verwiesen, dass es bisher vergleichsweise wenig Befunde zu Frauen im Glücksspiel gibt.
Lassen sich Tendenzen erkennen, dass Frauen risikoaverser oder strategischer spielen als Männer?
Die Strategie ist ein integraler Bestandteil bei der Glücksspielteilnahme. Dies zeigen Studien, die die Kommunikation in Glücksspiel-Communities untersuchen (James & Bradley 2021). Darüber hinaus ist in den meisten Glücksspielforen ein Unterforum für Strategiediskussionen eingerichtet. Uns ist jedoch keine Studie bekannt, die dabei explizit Strategien von männlichen und weiblichen Glücksspielteilnehmenden vergleicht.
Da Frauen eher zu risikoarmen Glücksspielformaten tendieren und seltener spielen, ist es naheliegend, dass Frauen andere Strategien verfolgen als Männer. Ob Spielstrategien von Frauen denen von Männern überlegen (strategischer) sind, ist eine normative Wertung und kann wissenschaftlich kaum beurteilt werden.
Wie wird die Repräsentation von Frauen in Glücksspiel-Communities (Foren, Turniere, Online-Plattformen) in Ihrer Forschung sichtbar?
Das GLÜG hat bislang keine Forschung durchgeführt, die Frauen in Glücksspiel-Communities in den Fokus nimmt. Auch in internationalen Forschungsbeiträgen finden sich kaum Hinweise. Zwar gibt es Studien zur Art der Kommunikation in Glücksspiel-Communities (James & Bradley 2021), jedoch wird in keiner dieser Studien explizit zwischen Frauen und Männern unterschieden. Dies hängt mutmaßlich mit der Datenqualität zusammen, die eine Unterscheidung von Frauen und Männern in Studien, die auf Web-Scraping und der Analyse großer Textmengen basieren, kaum zulässt.
Gibt es Anbieter oder Plattformen, die gezielt weibliche Spielerinnen ansprechen – und wie bewerten Sie diese Ansätze?
Nach einer internationalen Review-Studie von Torrence et al. (2021) ist Glücksspielwerbung überwiegend auf männliches Publikum ausgerichtet. Es gibt nur wenige internationale Befunde für auf Frauen ausgerichtete Glücksspielwerbung.
Internetseiten für Online-Bingo im Vereinigten Königreich verwenden häufig „weibliche“ Farbschemata und Symbole wie Herzen, Cocktails, Mode sowie glitzernde Kugeln und transportieren Bingo als alltäglichen Spaß für spaßorientierte Frauen (Stead et al. 2016). Eine schwedische TV-Marketing-Studie weist darauf hin, dass weibliche Casinospielerinnen in potenziell zielgerichteten Werbeinhalten im Vergleich zu männlichen überrepräsentiert waren (Håkansson et al. 2019).
Dass Frauen insgesamt weniger durch Glücksspielwerbung gezielt angesprochen werden, kann aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet werden: Aus einer ökonomischen Sicht liegt in der weiblichen Bevölkerung noch unerschlossenes Potenzial für Glücksspielanbieter. Aus suchtpräventiver Sicht ist es zu begrüßen, dass die Normalisierung von Glücksspiel für Frauen durch gezielte Werbung bisweilen wenig stattfindet.
Aus Perspektive der Geschlechtergleichheit kann kritisiert werden, dass Frauen durch überwiegend männlich orientierte Werbung an Glücksspiel als Freizeitaktivität ausgeschlossen, oder zumindest nicht angesprochen, werden.
Welche aktuellen Forschungsprojekte an Ihrem Institut beschäftigen sich mit geschlechtsspezifischen Aspekten des Glücksspiels?
Aktuell laufen am GLÜG keine Forschungsprojekte mit explizitem Fokus auf geschlechterspezifische Aspekte des Glücksspiels. Bei der Jahrestagung des GLÜG „Bochumer Gespräch zu Glücksspiel und Gesellschaft 2023“ war ein Vortragsslot dem Thema „Gambling & Gender“ gewidmet, bei dem Dr. Rachel Volberg, Professor Belle Gavriel-Fried und Professor Sylvia Kairouz aktuelle Forschungsprojekte vorstellten.
In einem kürzlich erschienenen Handbuchbeitrag über die Soziologie des Glücksspiels des Institutsdirektors Prof. Dr. Lutter und des ehemaligen Mitarbeiters Dr. Weidner (2025) werden ebenfalls Schlaglichter auf Frauen im Glücksspiel geworfen. Auch in der oben erwähnten Haushaltsbefragung aus dem Jahr 2023 durch Lutter und Weidner wurden Motivationen des Glücksspiels nach Frauen und Männern unterschieden (https://www.glueg.org/images//pdf/BoGe2023/slides/Lutter_Weidner_Lotto.pdf).
Interview mit Spielerinnen: Was zeichnet euer Spiel aus?
Jahrzehntelang ist das Glücksspiel eine von Männern dominierte Branche gewesen. Obwohl sich immer mehr Frauen für Glücksspiel interessieren, scheinen die Betreiber diese Entwicklung noch nicht wirklich aufgegriffen zu haben.
Wir haben deshalb Frauen interviewt, die regelmäßig online oder in Casinos spielen, und sie gefragt, worauf sie beim Spielen achten und ob sie sich in der Branche repräsentiert fühlen.
Um unsere Quellen zu schützen, geben wir die Antworten anonymisiert wieder.
“Ich habe eine gute Selbstbeherrschung – das haben Männer nicht”
Was hat dich ursprünglich zum Glücksspiel gebracht – und was hält dein Interesse aufrecht?
Seit meiner Kindheit liebe ich Brettspiele, Kartenspiele und Schach. Alle, die ich kenne und die gerne spielen, haben ihre Wurzeln in Brettspielen. Was mich daran interessiert, ist der Nervenkitzel, vielleicht einen riesigen Jackpot zu gewinnen.
Welche Spiele oder Formate bevorzugst du (Sportwetten, Poker, Spielautomaten) – und warum?
Ich spiele nur Roulette, werde aber in Zukunft Baccarat lernen, aber Roulette ist mein Lieblingsspiel. Ich spiele weder Poker noch Blackjack, da ich derzeit kein Interesse daran habe, Kartenspiele im Detail zu lernen. Roulette macht so viel Spaß und hat die ganze Energie, die ein unterhaltsames Spiel ausmacht.
Wie wichtig ist dir Strategie? Planst du deine Einsätze bewusst oder spielst du eher spontan?
Ich spiele unbewusst, obwohl mir erfahrenere Roulette-Spieler geraten haben, zunächst hohe Einsätze zu machen und nicht zu lange zu spielen.
Ist dir jemals aufgefallen, dass du anders an Glücksspiele herangehst als die Männer in deinem Umfeld?
Ja, mir ist aufgefallen, dass Männer nach großen Gewinnen dazu neigen, längere Pausen einzulegen. Ich tue das nicht. Ich habe eine gute Selbstbeherrschung und glaube, dass Männer damit mehr zu kämpfen haben als Frauen.
Wenn du dir Streams, Werbung oder Artikel ansiehst – erkennst du dich dort jemals wieder?
Nein, das tue ich nicht.
Setzt du dir persönliche Regeln oder Grenzen, um die Kontrolle zu behalten?
Wenn ich gut spiele, gehe ich in der Regel nicht zum Geldautomaten im Casino. Ich benutze nur Bargeld und nur Geld, das ich speziell für Glücksspiele beiseitegelegt habe. Ich mache auch Pausen vom Online-Glücksspiel in Form von Tagen, Wochen und sogar Monaten.
Wie siehst du Spielsucht – glaubst du, dass Frauen und Männer unterschiedlich damit umgehen?
Ich bin nicht spielsüchtig, daher bin ich mir nicht sicher, aber nach dem, was ich in Online-Videos über Süchtige gesehen habe, scheinen männliche Süchtige zu glauben, dass sie einen Vorteil haben. Ich weiß, dass das Haus gewinnt, und für mich ist es nur Unterhaltung. Wenn ich mich zu sehr hineinsteigere, mache ich eine Pause und vergesse es wieder.
Würdest du dich selbst als risikoscheu beschreiben, oder hängt das von der Art des Spiels ab?
Nein, das würde ich nicht, aber ich würde niemals einen hohen Betrag auf eine einzige Wette setzen.
Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen in der Glücksspiel-Community sichtbar werden?
Mehr sichere Räume und das Verständnis, dass Frauen spielen und dass das für uns in Ordnung ist. Ich habe einen sehr intensiven Beruf, einen Ehemann und ein sehr kleines Kind. Der Besuch im Casino ist einer der wenigen Momente, in denen ich das Leben einfach nur für mich genieße und nicht als Ehefrau oder Mutter. Es wäre toll, wenn Casinos frauenfreundlicher wären.
“Strategie ist zwar wichtig, aber mein Bauchgefühl ist es auch”
Was hat dich ursprünglich zum Glücksspiel gebracht – und was hält dein Interesse aufrecht?
Ich habe mit dem Glücksspiel angefangen, als mir eine Freundin gezeigt hat, wie viel sie mit Online-Glücksspielen verdient. Ich habe es immer genossen, in landbasierten Casinos zu spielen, aber in der Nähe meines derzeitigen Wohnortes gibt es keine.
Welche Spiele oder Formate bevorzugst du (Sportwetten, Poker, Spielautomaten) – und warum?
Ich bevorzuge Spielautomaten und Blackjack.
Wie wichtig ist dir Strategie? Planst du deine Einsätze bewusst oder spielst du eher spontan?
Strategie ist zwar wichtig, aber mein Bauchgefühl ist es auch.
Ist dir jemals aufgefallen, dass du anders an Glücksspiele herangehst als die Männer in deinem Umfeld?
Ich habe festgestellt, dass meine Herangehensweise etwas anders ist als die von Männern. Ich bleibe viel länger bei einem Spiel oder Slot als die meisten meiner männlichen Freunde.
Wenn du dir Streams, Werbung oder Artikel ansiehst – erkennst du dich dort jemals wieder?
Ich erkenne mich selbst wieder, da es mittlerweile viel mehr weibliche Content-Creator und Streamerinnen gibt.
Setzt du dir persönliche Regeln oder Grenzen, um die Kontrolle zu behalten?
Ich setze mir persönliche Grenzen. Das ist beim Glücksspiel ein Muss, egal ob man weiblich oder männlich ist.
Wie siehst du Spielsucht – glaubst du, dass Frauen und Männer unterschiedlich damit umgehen?
Was die Spielsucht angeht, denke ich, dass Männer und Frauen ähnlich damit umgehen. Ich habe sowohl männliche als auch weibliche Freunde, die süchtig waren, und beide reagieren beim Glücksspiel mit vielen ähnlichen Verhaltensweisen. Zum Beispiel wissen sie nicht, wann sie aufhören sollen, setzen sich keine Grenzen, jagen Verlusten hinterher und geben vor allem Geld aus, das sie eigentlich nicht ausgeben sollten.
Würdest du dich selbst als risikoscheu beschreiben, oder hängt das von der Art des Spiels ab?
Ich würde mich nicht als risikoscheu bezeichnen. Ich gehe Risiken ein, aber ich bin vorsichtig mit diesen Risiken und versuche, sie immer gründlich zu überdenken. Was kostet dieses Risiko? Was sind die möglichen Folgen? Es spielt keine Rolle, um welches Spiel es sich handelt, das ist einfach etwas, das ich beim Glücksspiel immer abwäge.
Was müsste sich ändern, damit mehr Frauen in der Glücksspiel-Community sichtbar werden?
Mehr Content-Creator und Streamer. Mehr Frauen, die Werbung machen, und unsere Stimmen in einem stark männlich geprägten Umfeld Gehör verschaffen.
Aktuelle Videos & Werbekampagnen: Sind Frauen bei Glücksspiel-Anbietern unterrepräsentiert?
Um einen noch besseren Blick auf Frauen in der Glücksspielwelt zu erhalten, haben wir die Werbematerialien einiger Anbieter durchforstet. Wir haben uns ihre Werbeanzeigen und -kampagnen angeschaut und dabei gezielt nach Frauen Ausschau gehalten.
Frauen in der Werbung von Sportwettenanbietern? Fehlanzeige!
Zunächst haben wir uns die Webseiten von zehn deutschen Sportwetten-Anbietern angeschaut. Wir haben einen Blick auf die Startseite, die Aktionsseite und alle anderen Bereiche der Webseiten geworfen. Was uns dabei aufgefallen ist: Frauen sind uns so gut wie gar nicht begegnet.
Wir haben die Ergebnisse ausgewertet:

90 % der analysierten Glücksspiel-Anbieter werben nicht mit Frauen. © OnlineCasinosDeutschland.com/Office
Tatsächlich haben wir nur bei bet-at-home Männer und Frauen auf der Webseite entdeckt. Vor allem im Bereich der Boni sind Frauen bei dem Sportwetten- und Slot-Anbieter sehr sichtbar:

bet-at-home scheint Wert darauf zu legen, auch Frauen auf ihrer Website zu zeigen. © www.bet-at-home.de
Besonders der Hinweis zur App des Anbieters ist uns aufgefallen. Denn auf dem dazugehörigen Banner sind ein Mann und eine Frau zu sehen. Somit werden hier auch Frauen dazu aufgerufen, die App herunterzuladen:

Sowohl Männer als auch Frauen werden dazu aufgerufen, die App von bet-at-home herunterzuladen. © www.bet-at-home.de
Erschreckenderweise werben vier der untersuchten Sportwetten-Anbieter ausschließlich mit Männern. Auf sämtlichen Bannern und Aktionen sind lediglich Männer vertreten – von Frauen findet sich keine Spur:

In den Werbematerialien von Merkur Bets sind ausschließlich Männer zu sehen. © www.merkurbets.de
Natürlich ließe sich argumentieren, dass in den vergangenen Jahren eher Männer die Sportwettenbranche dominiert haben. Die Frage ist allerdings, wie sich Frauen im Glücksspiel wiederfinden sollen, wenn sie auf keinerlei Anzeigen der Anbieter zu sehen sind.
Werbevideos mit Frauen? Fehlanzeige!
Wir haben uns nicht nur die Webseiten von bekannten Glücksspielanbietern, sondern auch ihr restliches Werbematerial angeschaut. Insbesondere die größeren Anbieter haben eigene Werbespots und -videos, die im Fernsehen und auf anderen Plattformen ausgespielt werden.
Diese sind oftmals aufwendig produziert und sollen die Zuschauer zum Wetten animieren. Dabei ist uns jedoch ein Detail aufgefallen: Bei den Protagonisten dieser Werbevideos handelt es sich stets um Männer:
Sie sind zu sehen, wie sie ihre Wetten platzieren und anschließend zum Fußball gehen. Sie fahren große Gewinne ein und jubeln euphorisch. Uns stellt sich erneut die Frage: Wo sind eigentlich die Frauen? Wieso sind sie in solchen Werbespots nicht zu sehen, wie sie gewinnen und jubeln?
Frauen als Werbepartner von Glücksspielanbietern? Fehlanzeige!
Im Zuge unserer Recherchen ist uns aufgefallen, dass viele Glücksspielanbieter mit prominenten Partnern werben. Dabei handelt es sich um bekannte Persönlichkeiten, die mit ihrem Namen die Marke bekannter machen sollen:

Mit Lothar Matthäus hat Interwetten einen männlichen Werbepartner. © www.interwetten.de
Ein Beispiel dafür ist die Kooperation von Lothar Matthäus mit Interwetten. Matthäus gilt als eines der bekanntesten Fußball-Gesichter Deutschlands und ist häufig als Experte im Fernsehen zu sehen. Auch auf der Webseite von Interwetten ist er in vielen Werbeanzeigen zu sehen. Oliver Kahn war ebenfalls jahrelang das Werbegesicht eines bekannten deutschen Buchmachers.
An diesen Kooperationen ist natürlich nichts verwerflich. Uns ist allerdings nicht bekannt, dass Buchmacher oder Glücksspielanbieter in Deutschland ähnliche Kooperationen mit weiblichen Prominenten haben oder hatten.
Frauen in der Werbung von Casino-Anbietern? Jackpot!
Nachdem wir schon etwas frustriert waren, sind wir dann doch noch auf zahlreiche Werbeanzeigen mit Frauen gestoßen. Als wir die Webseiten von Casino-Anbietern durchforstet haben, mussten wir gar nicht lange suchen. Es scheint, als würden viele Online Casinos gezielt auch Frauen ansprechen wollen.
Auf der Startseite von DrückGlück sind beispielsweise eine jubelnde Frau und ein jubelnder Mann zu sehen:

Das Angebot von DrückGlück richtet sich an Männer und Frauen. © www.drueckglueck.de
Hier wird bewusst darauf geachtet, dass auch Frauen sich von dem Angebot angesprochen fühlen und in jubelnder Pose zu sehen sind. Ähnlich verhält es sich bei StarGames. Auch bei diesem Anbieter ist eine jubelnde Frau auf der Startseite zu sehen:

Bei Stargames suggeriert eine jubelnde Frau, dass auch Frauen in dem Casino gewinnen können. © www.stargames.de
Besonders gut gefällt uns außerdem die aktuelle Bekleidungskollektion von Novoline. Diese umfasst Kleidung für Männer und Frauen. Geworben wird hier ebenfalls mit beiden Geschlechtern:

Die Kleidung von Novoline kann sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden. © shop.novoline.de
Es scheint, als hätten Casino-Anbieter Frauen als wichtige Zielgruppe deutlich häufiger auf dem Schirm als Sportwetten-Anbieter. Das zeigt sich auch bei einem Blick auf stationäre Casinos. Uns ist im Zuge der Recherche aufgefallen, dass viele Spielbanken besondere Events für Frauen haben.
Die Spielbank Wiesbaden hat beispielsweise einen Ladies Day. Jeden ersten Donnerstag im Monat erhalten Frauen freien Eintritt, ein Glas Sekt und einen Glücksjeton. Es gibt zudem ein spezielles Glücksrad, an dem Gutscheine im Wert von 25 EUR gewonnen werden können:

Frauen erwarten jeden ersten Donnerstag im Monat besondere Angebote in der Spielbank Wiesbaden. © Spielbank Wiesbaden
Diese Beobachtung deckt sich mit unseren vorherigen Erkenntnissen. Denn die Zahlen der Glücksspiel-Survey 2023 haben gezeigt, dass Frauen stationäres Glücksspiel bevorzugen. Demnach sind die speziellen Aktionen für Frauen in Spielbanken und stationären Casinos eine logische Konsequenz.
Fazit & Ausblick: Das Interesse von Frauen am Glücksspiel steigt – obwohl sie unterrepräsentiert sind
Dieser Artikel hat interessante Erkenntnisse zu Frauen in der Welt des Glücksspiels geliefert. Die Glücksspiel-Survey zeigt deutlich, dass Frauen Interesse am Glücksspiel haben und insbesondere im höheren Alter regelmäßig an verschiedenen Glücksspielformen teilnehmen.
Gleichzeitig scheinen weder die Forschung noch die Anbieter das Thema ernsthaft zu behandeln. Uns wurde bestätigt, dass es nur wenig Forschung zum Glücksspielverhalten von Frauen gibt.
Unsere eigene Recherche sowie die Berichte der Spielerinnen zeigen, dass Frauen durch die aktuellen Werbemaßnahmen von Anbietern wenig bis gar nicht angesprochen werden. Wir finden, dass sie damit eine wichtige Zielgruppe vergessen, die derzeit nicht abgeholt wird.
Die einzige Ausnahme bilden Casino-Anbieter, die laut unseren Recherchen großen Wert darauf legen, auch Frauen anzusprechen.
Wir werden weiter an dem Thema dranbleiben und die Entwicklung von Frauen im Glücksspiel beobachten.