Lottoanbieter setzen sich für Lootbox-Regulierung ein

Am vergangenen Mittwoch fand der Aktionstag Glücksspielsucht statt. Mehrere staatliche Lottoanbieter nutzten ihn, um zu einer strengeren Regulierung von Lootboxen in Games aufzurufen. Diese seien ein Mix aus Glücksspiel und Gaming, die besonders für junge und vulnerable Menschen zur existentiellen Gefahr werden könne und zudem auch zur Suchtfalle.

Jemand hält ein Tablet mit einem Slotgame.

Es vermischen sich bei Lootboxen Glücksspiel und Gaming. ©rawpixel.com/Freepik

Aktionstag Glücksspielsucht fand Anklang

Der Aktionstag Glücksspielsucht wurde von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, kurz BZgA, ins Leben gerufen und fand am 28. September 2022 statt. Ziel war auch in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft des Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, auf die Risiken von Glücksspiel und auf Ressourcen zur Unterstützung hinzuweisen. Dies ist auch dringend notwendig, da in Zeiten der Digitalisierung ein besonders hohes Spielsuchtrisiko besteht und die Beliebtheit weiter steigt.

“Von Glücksspielangeboten im Internet geht ein besonders hohes Suchtrisiko aus: Sie sind jederzeit verfügbar und locken mit hohen Gewinnen. Die vermeintliche Aussicht auf schnelle Gewinne macht vor allem Online-Sportwetten beliebt. Deshalb ist es so wichtig, für die Risiken von Glücksspielen zu sensibilisieren und rechtzeitig gegenzusteuern. Dabei unterstützen wir mit unseren Angeboten, beispielsweise einem Online-Programm, mit dem Änderungen im Glücksspielverhalten unterstützt werden.”Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer Direktor der BZgA, Pressemitteilung

Die Suchtgefahr ist real

Sportwetten sind in Deutschland mit dem Glücksspielstaatsvertrag von 2021 legal geworden. Doch das Risiko, ein problematisches Spielverhalten zu entwickeln, ist bei digitalen Sportwetten und Online Glücksspiel-Angeboten besonders hoch. Das Krankheitsbild ist inzwischen auch als sogenannte Gambling Disorder bzw. als Glücksspielstörung unter den Verhaltenssüchten zu finden und in internationale Klassifikationssysteme aufgenommen worden. Bundesweit muss davon ausgegangen werden, dass etwa 229.000 problematisch und 200.000 wahrscheinlich pathologisch glücksspielende Menschen in Deutschland leben, so schätzen es Hochrechnungen des BZgA.

“Werbung für Online-Glücksspiel und Sportwetten verbreitet sich rasend schnell. Dieser Trend ist bedenklich, weil hunderttausende von Menschen bereits ein problematisches Spielverhalten haben oder sogar abhängig sind. Ich fordere die Länder eindringlich auf, die Werbung für solche Angebote zu unterbinden. Im Klartext: Keine Sportwetten-Werbung mehr vor 21 Uhr. Weder im Fernsehen, noch im Internet!”Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen, Pressemitteilung

WestLotto unterstützt den Aktionstag

Auch der Lottoanbieter WestLotto unterstützt den Aktionstag Glücksspielsucht und startete zu diesem Zweck auf sämtlichen Kanälen eine Kampagne unter dem Motto: „Kein Glücksspiel für Kinder. Lootboxen in Computerspielen sind versteckte Kostenfallen.“ Bespielt wurden damit unter anderem Social Media-Accounts, die eigene Website und App sowie die Annahmestellen. Lootboxen werden typischerweise mit Echtgeld erworben, die darin enthaltenen Gegenstände sind jedoch zufällig. Dadurch verschmelzen das aktuelle Game und das Glücksspiel ohne jede Regulierung.

“Es sollte allen klar sein, dass wir jetzt gemeinsam handeln müssen. Ansonsten erben wir als verantwortungsvolle Anbieter in einigen Jahren Glücksspieler, die als Minderjährige eingestiegen sind – und problematisches Spielverhalten gleich mitbringen.”Andreas Kötter, Geschäftsführer von WestLotto, Pressemitteilung WestLotto

Was jetzt zu tun ist

Andreas Kötter zeigt auf, dass er durchaus auch Folgen für die verantwortungsvollen Anbieter erwartet, die sichere und legale Angebote auf den Markt bringen. Deshalb fordert er einen wissenschaftlichen sowie gesellschaftlichen Austausch zu dem Thema. Einerseits müsse es darin um die Medienkompetenz von Heranwachsenden gehen, andererseits um das unregulierte Angebot, das nicht nur dem Jugend- und Spielerschutz widerspreche, sondern vulnerablen Gruppen auch aktiv schade. Andere Akteure, wie der Geschäftsführer von Lotto Mecklenburg-Vorpommern Dr. Ait Stapelfeld, teilen seine Ansicht.

Eltern kennen die Gefahren nicht

Dr. Stapelfeld weist auch darauf hin, dass viele Eltern die Gefahren gar nicht kennen würden, die beispielsweise im beliebten Game FIFA auf ihre Kinder warten – und zwar in Form von Lootboxen. In seinen Augen unterschätzen aber nicht nur Eltern, sondern auch politische Entscheidungen die Risiken, die von diesen Spielmechanismen ausgehen. Im offiziellen Glücksspiel seien solche Kaufanreize wie besondere digitale Items oder Charaktere und Designs nämlich verboten, für Lootboxen hingegen nicht, obwohl sie leichter zugänglich seien.

Es liegt nun in den Händen der Politik

Dr. Stapelfeld sieht neben den immanenten Gefahren auch jene, dass so eine frühzeitige Konditionierung von Heranwachsenden stattfindet. Dies war ausschlaggebend für ihn, sich mit einem Schreiben an Stefanie Drese, die mecklenburgische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Sport, zu wenden. Ob WestLottos Aktion oder auch der Brief an die Politik zu Regulierungen führen oder mindestens einen Diskurs eröffnen, muss allerdings erst einmal abgewartet werden. Absichtserklärungen wurden bereits von der Politik abgegeben.

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