Italien verbietet Glücksspielwerbung

Die italienische Regierung führt ein generelles Verbot von Glücksspielwerbung ein. Die Gesetzesnovelle soll im Juni 2019 in Kraft treten. Die Lizenzen vieler ausländischer Online-Anbieter sollen zudem nach Ablauf nicht weiter verlängert werden. Die Branche warnt vor einer Bestärkung des illegalen Online-Sektors.

Ein Foto zeigt den Innensaal der italienischen Abgeordnetenkammer

Ein Blick ins italienische Parlament: Die Camera dei deputati, z. dt. die Abgeordnetenkammer, ist seit jeher für ebenso temperamentvolle wie eigentümliche Entscheidungen bekannt. (Bildquelle)

Italiens seit Anfang Juni bestehende Koalitionsregierung hat im Rahmen einer sogenannten „gesetzgebenden Deklaration für die Würde der Menschen“ ein flächendeckendes Glücksspiel-Werbeverbot beschlossen. Das Verbot umfasst sämtliche glücksspielbezogenen Werbeaktivitäten in Fernsehen, Radio und Internet, ebenso gilt es für Sport-, Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen. Auch Glücksspielpatenschaften im Fußball sollen untersagt werden.

Nach der neuen Gesetzeslage soll es fortan ausschließlich der italienischen Glücksspielregulierungsbehörde AAMS (Amministrazione Autonoma dei Monopoli di Stato) – welche auch die Glücksspiellizenzen für den italienischen Markt vergibt – erlaubt sein, Werbung für die italienische Nationallotterie zu veröffentlichen.

Glücksspielbetreiber, die derweil noch über bestehende Werbeverträge verfügen, dürfen ihre Dienstleistungen demzufolge nur noch bis zum Ablauf ihrer aktuellen Lizenz bewerben, die Werbeaktivitäten aller Anbieter müssen allerdings bis Juni 2019 eingestellt werden – eine Verlängerung etwaiger Lizenzen sei zudem vorab nicht mehr möglich.

Den Aussagen der AAMS zufolge handle es sich hierbei aber nicht um ein gänzliches Verbot von Glücksspielen, lediglich ginge es um die „Untersagung der öffentlichen Beförderung“. Eine Reihe größerer europäischer Glücksspielanbieter, zum Beispiel Pokerstars, Bet365, Luckia, Lottomatica oder Videoslots, sind denn auch gegen eine Gebühr von 200.000 Euro mit neuen Lizenzen, gültig bis Ende 2022, ausgestattet worden. Werbung zeigen dürfen diese Anbieter dennoch nicht.

Das neue Dekret über die Würde wurde implementiert, um eine durch die italienischen Medien diagnostizierte Problemspiel-Epidemie in Italien zu bekämpfen. Die Debatte über ein potenzielles Verbot von glücksspielbezogenen Werbeinhalten war innerhalb der letzten Monate ein fester Bestandteil der politischen Bühne Italiens.

Besonderes der stellvertretende Ministerpräsident und seit Anfang Juni amtierende Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Arbeit und Sozialpolitik, Luigi Di Maio (Fünf-Sterne-Bewegung), lieferte sich diesbezüglich immer wieder mediale Schlammschlachten mit diversen Branchenvertretern – unter anderem dem LeoVegas Italien-Generaldirektor Niklas Lindah – über die vermeintliche Wirksamkeit eines generellen Werbeverbots.

Beförderung des illegalen Sektors?

In Anbetracht der Inkraftsetzung des Dekrets warnt die italienische Gambling-Industrie aktuell davor, dass Spieler durch das Werbeverbot vermehrt den Tricks ausländischer, nicht-lizensierter Glücksspielseiten ausgesetzt seien, welche durch Affiliate-Unternehmen vermarktet und keinerlei regulatorischen Schutz bieten würden.

Der italienische Glücksspielbranchenverband LOGiCO verweist zusätzlich darauf, dass mit dem Verbot auch „legale und legitime Betreiber unwiederbringlich versenkt“ würden. Man könne nicht „10 Jahre der rechtlichen Konsolidierung zum Vorteil illegaler Operateure löschen“, betont LOGiCO-Präsident Moreno Marasco. Gegenüber dem Branchenmagazin EGR sagt der Branchenvertreter:

„Die Absicht der Regierung, Spielsucht zu bekämpfen, ist verständlich, legitim und edel. Wenn nur nicht die schlechte Umsetzung in ihrem Ergebnis diametral in die entgegengesetzte Richtung laufen würde – indem alle legalen, legitimen Betreiber daran gehindert werden, sich von der Masse der illegalen Betreiber zu distanzieren, die aufgrund der ungelösten Lücken in der italienischen Regulierung weiterhin florieren.“

Zuletzt zeigte sich Marasco entgegenkommend und dazu bereit, glücksspielbezogene Werbeanzeigen in Kooperation mit der Regierung hinreichend zu „sterilisieren“. Inwiefern sich das italienische Parlament von diesem Einlenken des Interessenverbands beeinflussen lässt, bleibt abzuwarten.

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