Illegales Glücksspiel in NRW: Welche Gründe gibt es für die steigenden Fallzahlen?

In Nordrhein-Westfalen werden immer weitere Fälle von illegalem Glücksspiel festgestellt. Während die offizielle Kriminalstatistik im Jahr 2018 lediglich 49 Fälle erfasste, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 446. Neben einem Anstieg der Kontrollen könnte auch die Überregulierung des Glücksspiels in Deutschland durch den Glücksspielstaatsvertrag einen Einfluss auf den Schwarzmarkt haben.

Beamte des Ordnungsamtes verladen einen illegalen Spielautomaten

Das Ordnungsamt in Nordrhein-Westfalen rückt immer häufiger aus, um illegale Glücksspielbetriebe aufzulösen © Ordnungsamt Hamm

Schäden für Spieler und Staat

Arndt Borgmann, ein Ordnungsamtsmitarbeiter in Hamm, berichtet davon, dass er einen Zuwachs des illegalen Glücksspiels beobachte. Sowohl die Polizei, das Ordnungsamt, der Zoll als auch die Steuerfahndung seien meist in Zusammenarbeit an den immer häufiger stattfindenden Einsätzen beteiligt.

In erster Linie gehe es bei der Bekämpfung der illegalen Angebote darum, Spieler zu schützen, die beim unregulierten Glücksspiel häufig höhere Einsätze tätigen könnten und zudem der Gefahr unterlägen, dass Spielautomaten teilweise manipuliert seien.

Spielsüchtige können innerhalb von Stunden Tausende von Euro verlieren. Das ist ein skrupelloses Geschäft mit dem Geld und der Gesundheit der Spielenden. Arndt Borgmann, Ordnungsamt Hamm, Quelle: AutomatenMarkt

Doch nicht nur für die Spieler, sondern auch für den deutschen Staat sei die Eindämmung des illegalen Glücksspiels von Interesse. Der Wirtschaftsprofessor Justus Haucap habe errechnet, dass dem Fiskus in den Jahren 2014 bis 2022 rund 3,7 Milliarden Euro an Steuergeldern durch das illegale Glücksspiel entgangen seien.

Wie verdient der deutsche Staat am regulierten Glücksspiel?

Der Staat hat zahlreiche Einnahmequellen, um von den hohen Umsätzen des legalen Glücksspiels in Deutschland zu profitieren. Folgende Abgaben und Steuern werden erhoben, in Abhängigkeit davon, um welche Art des Glücksspiels es sich handelt:

  • Spielbankabgabe
  • Spielautomatensteuer (Vergnügungssteuer)
  • Rennwett- und Lotteriesteuer

Eine Besonderheit liegt darin, dass die Spielautomatensteuer in stationären Spielhallen oft zwischen 10 und 13 % liegt, während sie für Online-Glücksspiele auf 5,3 % festgelegt wurde. Die virtuellen Anbieter müssen zudem, anders als die stationären Betreiber, nicht zusätzlich von jedem Einsatz die Umsatzsteuer abführen.

Ansonsten müssen deutsche Unternehmen ganz allgemein Gewerbesteuer, Umsatzsteuer und Einkommensteuer entrichten. Erzielen die Glücksspielunternehmen Gewinne, verdient der deutsche Staat also doppelt mit.

Fördert der Glücksspielstaatsvertrag illegales Glücksspiel?

Laut einer Sprecherin des NRW-Innenministeriums seien die steigenden Fallzahlen primär auf vermehrte Kontrollen zurückzuführen. Doch Georg Stecker, Vorstandssprecher des Dachverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft sei der Auffassung, dass das legale Glücksspielangebot nicht attraktiv genug sei, um das Wachstum des Schwarzmarktes einzudämmen.

Der gleichen Auffassung sei auch Borgmann, der zwar die gute Absicht der strengen Glücksspielregeln in Deutschland lobe, aber auch die Befürchtung habe, die engmaschige Regulierung könne genau das Gegenteil des Gewünschten bewirken. Ein Wachstum des Schwarzmarktes sei demnach die Folge einer Überregulierung des legalen Marktes.

Auch in der Politik wurde dieser mögliche Zusammenhang bereits diskutiert, als es um den Mindestabstand von Spielhallen zu Schulen ging.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Fallzahlen entwickeln und ob die Maßnahmen Wirkungen entfalten, um das illegale Glücksspiel zu verdrängen. Erst in einigen Jahren wird sich zeigen, ob das legale Glücksspiel in Deutschland den Schwarzmarkt zurückdrängen kann.

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