Hat der österreichische Botschafter Georg Woutsas versucht, die geplante Glücksspiel-Reform in Nordmazedonien zu beeinflussen?

Nordmazedonien soll Pläne verfolgen, das Glücksspiel zu reformieren und den Spielerschutz zu verbessern. Der österreichische Botschafter Georg Woutsas in Skopje, der Hauptstadt Nordmazedoniens, soll laut des österreichischen Online-Mediums ZackZack hiergegen interveniert haben. Könnte der Botschafter im Alleingang gehandelt haben?

Das Stadtzentrum von Skopje mit dem Casino auf der rechten Seite

Die nordmazedonische Regierung hat geplant, die Glücksspielregeln zu verschärfen (Symbolbild) © Ervo Rocks/unsplash.com

Screenshots von Briefverkehr aufgetaucht

Das österreichische Online-Medium ZackZack hat Screenshots veröffentlicht, welche mutmaßlich den Schriftverkehr zwischen Botschafter Georg Woutsas und nordmazedonischen Regierung aufdecken. Dieser habe schon im Februar 2023 stattgefunden.

[Nordmazedonien hat sich] wie Österreich für Glücksspiel entschieden und auf dieser Grundlage ausländische und mit ihnen auch österreichische Investoren ins Land gelockt. […] Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn die Regierung die geplanten Änderungen zurückziehen oder ausländische Investitionen ausnehmen würde.Passage aus einem Brief von Georg Woutsas an die nordmazedonische Regierung, Quelle: ZackZack

In seinem Schreiben habe Woutsas direkt die Glücksspiel-Unternehmen Novomatic und Casinos Austria genannt und gelobt. Konkret habe der österreichische Botschafter gemäß des ZackZack-Berichtes unter anderem folgende Dinge von der nordmazedonischen Regierung gefordert:

  • keine Mitspracherechte des Finanzministeriums bei Änderungen des Gründungskapitals und Änderungen bei den Eigentümern
  • keine neuen oder höheren Lizenzgebühren für Glücksspiel
  • keine Einschränkungen bei den Standorten für Glücksspielautomaten

Der letzte Punkt sei deshalb besonders brisant, weil die nordmazedonische Regierung geplant habe, eine Sperrzone rund um Kindergärten und Schulen einzuführen. Ähnlich wie in Deutschland, sei der Plan gewesen, innerhalb von 500 Metern rund um Bildungseinrichtungen, die von Minderjährigen besucht werden, keine Glücksspielautomaten mehr aufzustellen. Insbesondere gelte dies für sogenannte VLT-Automaten (“video lottery terminal”).

Welche Rolle spielt Georg Woutsas in der nordmazedonischen Glücksspielszene?

Ein Brief, der gerade unterschrieben wird

Ein angeblicher Brief des österreichischen Botschafters Georg Woutsas an die nordmazedonische Regierung sorgt für Wirbel (Symbolbild) © Pixabay/pexels.com

Am 21. November 2019 eröffnete in Skopje das FlaminGO, ein modernes Casino mit 290 Spielautomaten und 12 Spieltischen, das von der österreichischen Firma Novomatic betrieben wird. Einer der Gäste bei der Eröffnungsfeier soll Georg Woutsas gewesen sein.

Rund zwei Monate vor der Eröffnung des Novomatic-Casinos habe er als Botschafter die Vertretung Österreichs in Skopje übernommen. Seither soll er sich, auch eigenen Aussagen zufolge, für die Interessen der Glücksspielunternehmen Novomatic und Casinos Austria in Nordmazedonien eingesetzt haben. Er stehe im Austausch mit den Unternehmen und sei unter anderem auch darüber informiert, welche Maßnahmen zum Spielerschutz diese ergreifen würden.

Handelte Woutsas im Alleingang?

Auf Anfrage von ZackZack habe das österreichische Außenministerium erklärt, dass die Versendung der Briefe durch Woutsas nicht abgesprochen gewesen sei. Über diesen Umstand sei die nordmazedonische Regierung aber niemals aufgeklärt worden.

Die Außenpolitik-Sprecherin Ewa Ernst-Dziedzic (Grüne) sei darüber entsetzt und vertrete die Meinung, ein solches Verhalten schade der Reputation Österreichs. Auch der SPÖ-EU-Delegationsleiter Andreas Schieder habe sich ihrer Position angeschlossen und soll zudem betont haben, dass die Forderungen von Woutsas sehr problematisch seien.

Was sich liest wie ein Drohbrief des Konzernvorstands, sind die Worte des höchsten Repräsentanten Österreichs in Skopje. Georg Woutsas Brief wäre schon problematisch, wäre er tatsächlich Glücksspiellobbyist, immerhin interveniert er allen Ernstes gegen eine Glücksspiel-Schutzzone rund um Kindergärten und Schulen.Andreas Schieder, SPÖ-EU-Delegationsleiter, Quelle: ZackZack

Die Grünen sollen nach Informationen der Kronen Zeitung eine parlamentarische Anfrage an Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) planen. Derweil kündigte ZackZack bereits an, weitere Enthüllungen in einem zweiten Bericht mit dem Titel Interventionen in Skopje folgen zu lassen.

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