Großbritannien: WM in Katar sorgt für Schwarzmarkt-Boom

Im Zuge der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar war ein starker Anstieg des Glücksspiels auf dem Schwarzmarkt zu beobachten, berichtet der Glücksspielverband Betting and Gaming Council unter Berufung auf eine aktuelle Studie. Die neuen Daten zeigen, dass sich die Zahl der britischen Spieler, die unregulierte Glücksspielseiten besuchen, währenddessen verdreifacht hat.

Ein Fußballer ist kurz vor dem Schuss aufs Tor.

Während regulierte Anbieter sich um Spielerschutz bemühen, untergräbt der Schwarzmarkt diesen bewusst. ©jorono/Pixabay

BGC gibt Analyse in Auftrag

Die britische Betting and Gaming Council hatte das renommierte Forschungsteam Yield Sec damit beauftragt, eine entsprechende Analyse durchzuführen, die das Ausmaß des Glücksspiels auf dem Schwarzmarkt im vergangenen Jahr 2022 beleuchten sollte, darunter auch im Zeitraum der Weltmeisterschaft in Katar. Sie fanden heraus, dass allein im Dezember 250.000 Menschen unregulierte Schwarzmarktportale besuchten. Sowohl im Vormonat als auch im Vorjahresvergleich waren es noch etwa 80.000 Menschen, was einen dramatischen Anstieg in einer kurzen Zeit bedeutet.

Selbstausschlüsse werden umgangen

Besonders auffällig ist, dass es einen Zuwachs um fast 83 Prozent des Online-Verkehrs bei denjenigen Portalen gab, die ihre Dienstleistungen auch Spielern und Spielerinnen anbieten, die sich selbst bei den lizensierten, legalen Anbietern ausgeschlossen haben. Im Vereinigten Königreich sind alle regulierten Wettanbieter bei GamStop angemeldet. Dabei handelt es sich um ein System für Selbstausschlüsse, das den Zugang zu allen teilnehmenden Betreibern automatisch sperrt. Im zweimonatigen Vergleichszeitraum suchten mehr als 64.500 gefährdete Spielende nach Schwarzmarktseiten.

“Nicht-GamStop-Websites haben im Zeitraum November-Dezember 2022 im Vergleich zu den vorangegangenen zwei Monaten 82,68 Prozent mehr Besuche von 26,88 Prozent mehr Einzelkunden generiert, die im Durchschnitt 78 Prozent mehr Zeit auf der Website verbrachten.”Bericht von Yield Sec, im Auftrag der Betting and Gaming Council, Pressemitteilung der BGC

Pferderennen stehen stark im Fokus

Die Untersuchungen von Yield Sec ergaben außerdem, dass Schwarzmarktseiten den höchsten Zulauf in den Monaten März und Juni erhielten, als Pferderennen in Cheltenham und Ascot stattfanden, wo Millionenumsätze generiert werden. Das wird als Indiz dafür gewertet, dass insbesondere Pferdewetten besonders stark im Fokus der illegalen Glücksspielanbieter stehen und von großem Interesse sind. Möglich ist, dass Veranstaltungen wie diese ein anderes Publikum mit stärkerer Spielvergangenheit anziehen und sie daher in einem anderen Kontext stehen.

Illegale Angebote sind weitaus niedrigschwelliger

Ein Grund könnte laut den Untersuchungen von Yield Sec sein, dass es nicht einmal dreißig Sekunden dauert, sich auf einem Schwarzmarktportal zu registrieren und dort die erste Wette zu platzieren. Bei lizensierten Anbietern hingegen dauert es durchschnittlich etwa zwölf Minuten, bis gewettet werden kann. Das liegt daran, dass die regulierten Betreiber strenge Identitäts- und Alterskontrollen durchführen müssen, um Spieler und Spielerinnen zu schützen sowie Betrug zu reduzieren. Bei Schwarzmarktangeboten fallen diese Schranken weg.

Vor zu starken Regulierungen wird immer wieder gewarnt

Dass Schwarzmarktangebote weit niedrigschwelliger sind, ist ein großes Problem bei der Kanalisierung, weshalb auch immer wieder vor zu starken Beschränkungen gewarnt wird. Die Legalisierung des Glücksspiels nimmt den illegalen Betreibern zwar den Wind aus den Segeln, da Glücksspielfans legale Angebote zu bevorzugen scheinen. Doch rund 148.000 Kunden und Kundinnen im Vereinigten Königreich greifen jeden Monat auf Schwarzmarktportale zu. Die Zahl der Besuche auf illegalen Plattformen ist dort im Jahr 2022 um 46 Prozent gestiegen.

“Diese Untersuchung zeigt die große Bedrohung auf, die der wachsende unsichere, unregulierte Schwarzmarkt für die Spieler darstellt. […] Die Bedrohung durch den Schwarzmarkt wurde viel zu selbstgefällig betrachtet. Anstatt das Problem abzutun, müssen die Regulierungsbehörde und die Regierung äußerst vorsichtig vorgehen und sich gegen pauschale, aufdringliche Erschwinglichkeitskontrollen auf niedrigem Niveau wehren, die noch mehr Spieler auf diese gefährlichen Seiten treiben.”Michael Dugher, CEO der Betting and Gaming Council, Pressemitteilung der BGC

Regulierte Branche unternimmt große Anstrengungen

Während großer Sportereignisse wie der Weltmeisterschaft in Katar gehen die lizensierten Anbieter weite Wege, um sicheres Glücksspiel zu fördern, wie die BGC berichtet. Beispielsweise ist die Zahl der TV-Werbungen für Sportwetten während der WM-Gruppenphase um 34 Prozent gesunken, wird die Weltmeisterschaft 2018 als Vergleich herangezogen. Es ist ein freiwilliges Verbot, dem die Mitglieder der BGC folgen, das besagt, dass zwischen fünf Minuten vor Spielbeginn und fünf Minuten nach Spielende keine Werbespots gezeigt werden dürfen.

“Während die regulierte Branche während der Weltmeisterschaft große Anstrengungen unternahm, um junge Menschen zu schützen, strenge Vorschriften einhielt und sicheres Glücksspiel förderte, nutzten Schwarzmarktbetreiber die Schwachen aus. Sie zahlen keine Steuern und beschäftigen niemanden, sie spenden keinen Cent an den Sport oder an Dienste, die sich mit der Bekämpfung von Glücksspielschäden befassen, und sie tun nichts, um gefährdete Spieler zu schützen.”Michael Dugher, CEO der Betting and Gaming Council, Pressemitteilung der BGC

Der legale Sektor gewinnt

Trotz der besorgniserregenden Zahlen auf dem Schwarzmarkt dürfte die Studie aufzeigen, dass der legale Glücksspielsektor erfolgreich in seinen Anstrengungen ist. Das freiwillige Werbeverbot hat beispielsweise dazu geführt, dass die Zahl der Kinder, die mit Werbung für Sportwetten in Berührung kommen, um 97 Prozent gesunken ist. Die legale britische Wett- und Glücksspielindustrie generiert 7,1 Milliarden Pfund für die Wirtschaft, 4,2 Milliarden Pfund an Steuern und stellt landesweit 110.000 Arbeitsplätze.

“Diese Daten zeigen, dass die Weltmeisterschaft eine Reihe von besorgniserregenden Glücksspieltrends in Großbritannien ausgelöst hat – nicht im regulierten Sektor, wie von den Glücksspielverbotsgegnern vorhergesagt, sondern im unsicheren, unregulierten Online-Schwarzmarkt.”Michael Dugher, CEO der Betting and Gaming Council, Pressemitteilung der BGC

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