Großbritannien: Sportwetten-Gesundheitswarnung ist umstritten

In Großbritannien ist es nach Regierungsangaben bald so weit: Die Glücksspielindustrie muss sich auf die langerwartete Neufassung der veralteten Gesetzgebung einstellen. Anbieter rechnen unter anderem mit der Einführung von strengen Spielerschutzmaßnahmen. Diskutiert wird dabei auch eine Gesundheitswarnung für Sportwetten-Produkte, doch nach einer Verbraucherumfrage des Glücksspielverbands sind diese Pläne umstritten.

Ein Bauzaun und zwei Hütchen stehen im Fokus.

Die Stimmung ist angespannt, denn Klarheit über die kommende Gesetzgebung lässt noch auf sich warten. ©tashaat/Pixabay

Das sind die Ergebnisse der Umfrage

Der Glücksspielverband BGC, die Betting and Gaming Council in Großbritannien, veröffentlichte die Ergebnisse der Verbraucherumfrage und konstatierte, dass der Nutzen von Gesundheitswarnungen für Sportwetten-Produkte zweifelhaft sei. Gesundheitsbotschaften von der Regierung, wie sie analog auch bei Zigaretten eingesetzt werden, sind in den Augen von 71 Prozent der Befragten unwirksam und damit keine geeignete Maßnahme der Prävention von problematischem Glücksspiel oder gar Spielsucht. 47 Prozent sind der Ansicht, dass auch ein Verbot von Werbeaktionen wie Gratiswetten nichts nützen würde.

Maßnahmen werden viel diskutiert

Beide Maßnahmen, sowohl die Gesundheitswarnung als auch das Verbot von Werbeaktionen, werden von Glücksspiel-Gegnern als wichtige Instrumente beworben. Dabei haben nach Angaben des BGCs nur 0.3 Prozent der erwachsenen Briten und Britinnen mit problematischem Glücksspiel oder Spielsucht zu kämpfen. Im Jahr zuvor waren es noch 0.4 Prozent. In Großbritannien, wo besonders viele Menschen dem Glücksspiel zugetan sind, scheinen Probleme wie diese also nur einen Bruchteil aller Spielenden überhaupt zu betreffen.

“Die Rate der problematischen Glücksspiele im Vereinigten Königreich ist niedrig und gesunken, aber die Anti-Glücksspiel-Lobby – Prohibitionisten, die einfach alles verbieten wollen – drängen auf drakonische Maßnahmen, die nur diejenigen stigmatisieren, die ein harmloses Glücksspiel genießen.”Michael Dugher, Geschäftsführer des Betting and Gaming Council, Pressemitteilung

Unterstützung für Gesundheitswarnungen ist gering

Dass verpflichtende Gesundheitswarnungen auf Wettprodukten sehr effektiv zur Bekämpfung und Prävention von Spielsucht sein könnten, glauben hingegen nur drei Prozent der Befragten. Für ein Verbot von Gratiswetten und anderen Werbeaktionen als sinnvolle Maßnahme gegen problematisches Glücksspiel sprachen sich immerhin acht Prozent der Umfrageteilnehmenden aus. Durchgeführt wurde die Umfrage von YouGov im Auftrag des Betting and Gaming Council, nachdem sich Spielende bereits zuvor deutlich gegen obligatorische Einzahlungslimits und Bonitätsprüfungen aussprachen.

Viele Briten und Britinnen spielen

In Großbritannien sind 44 Prozent der Briten und Britinnen im Glücksspiel aktiv. Es sind dort rund 22.5 Millionen erwachsene Menschen, die von Lotterien und Bingo bis zu Casinobesuchen und Sportwetten die legalen Glücksspiel-Angebote im Vereinigten Königreich nutzen. Es sind nach Angaben der BGC mehr als hunderttausend Arbeitsplätze und Milliarden an Steuern, die an der Industrie hängen und für alle Menschen im Land relevant sind. Die Kundschaft wieder an den Schwarzmarkt zu verlieren, wäre ein herber Verlust.

Regulierte Branche ergreift selbst Maßnahmen

Die regulierte Glücksspielbranche hat bereits selbst Maßnahmen ergriffen, insbesondere wenn es um Werbung geht. So sollte beispielsweise verhindert werden, dass junge und vulnerable Menschen mit Glücksspieladvertising in sozialen Medien konfrontiert werden. Das Werbeverbot bei Fußballspielen vor der Halbzeitpause ist dafür auch ein erfolgreiches Mittel, denn es führt dazu, dass 97 Prozent weniger Kinder mit Wettanzeigen konfrontiert werden. Fallen Regulierungen zu streng aus und werden die Anbieter legalen Glücksspiels nicht mit ins Boot geholt, gefährdet dies die Kanalisierung.

BGC fordert Ernennung eines Ombudsmanns

Eine der Forderungen, die aus der regulierten Branche an die Regierung gestellt wird, ist die Ernennung eines Ombudsmanns, also einer unparteiischen Schiedsperson. Dadurch sollten Entschädigungen für Kunden und Kundinnen verbessert, aber auch Ausgaben stärker kontrolliert werden können. Wer Zeichen von problematischem Spielverhalten oder Spielsucht aufweist, soll so leichter identifiziert werden können, damit ihm ein Unterstützungsangebot unterbreitet werden kann. In den Augen des Branchenverbands erreichen Maßnahmen wie die Gesundheitswarnung eher das Gegenteil dessen, was sie bringen sollen.

“Maßnahmen wie diese, so gut gemeint sie auch sein mögen, werden nur dazu dienen, die Spieler aus dem regulierten Sektor in den unsicheren, unregulierten Glücksspiel-Schwarzmarkt zu treiben, wo sich die Zahl der Wetten in den letzten Jahren verdoppelt hat und die Einsätze in die Milliarden gehen. Die Gegner des Glücksspielverbots sind entschlossen, Wetten wie Tabak und Spieler wie Raucher zu behandeln – aber zwischen diesen beiden Dingen liegen Welten und sie sollten völlig unterschiedlich geregelt werden.”Michael Dugher, Geschäftsführer des Betting and Gaming Council, Pressemitteilung

Maßnahmen könnten Kanalisierung gefährden

Eine große Sorge, die die regulierte Branche mit sich trägt, ist die vor der Gefährdung der Kanalisierung. Das heißt: Spielende würden aus dem gesicherten, legalen Sektor des Glücksspiels wieder in die Arme von illegalen, unlizenzierten Anbietern auf dem Schwarzmarkt getrieben. Illegale Sportwetten haben sich in Großbritannien in den letzten Jahren verdoppelt, was deutlich aufzeigt, wie realistisch diese Gefahr ist. Der BGC sprach sich außerdem klar gegen eine Diffamierung von Spielenden und von der legalen Branche aus.

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