Großbritannien: Klarna führt Glücksspiel-Sperre ein

Um Kunden und Kundinnen dabei zu unterstützen, ihre Ein- und Auszahlungen bei Wett- und Glücksspielbetreibern im Blick zu behalten, hat Sofort die erste freiwillige Glücksspiel-Sperre in Großbritannien entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Tochterunternehmen des bekannten Zahlungsdienstleisters Klarna, der nicht nur im Online-Shopping populär geworden ist, sondern auch bei Glücksspiel-Anbietern genutzt werden kann. Damit können britische Banken Glücksspiel-Sperren nun auch bei Sofortüberweisungen durchführen. Es ist eine kleine Revolution für den Spielerschutz, die dieser Tage in Großbritannien geschieht.

Jemand gibt eine Kreditkarte durch einen Computerbildschirm.

Sofort, ein Tochterunternehmen von Klarna, führt die erste freiwillige Glücksspiel-Sperre in Großbritannien ein. ©Bru-nO/Pixabay

Verbot von Kreditkartenzahlungen

Seit April 2020 sind Kreditkartenzahlungen in Großbritannien beim Online-Glücksspiel verboten. Dieser Beschluss folgte als Ergebnis einer Überprüfung von Regulierungsstrukturen und Auswertung von Kreditkartentransaktionen durch die UKGC, die britische Glücksspielkommission. Sie kam damals zu dem Schluss, dass 22 Prozent der Spielerinnen und Spieler, die ihre Kreditkarten für Glücksspiel und Wetten benutzten, problematisches Spielverhalten aufwiesen. Der Handlungsbedarf war groß, denn es ging dabei um schätzungsweise 800.000 User.

Finanzielle Schäden durch Kreditkartennutzung

Es ging beim Verbot von Kreditkartenzahlungen darum, das Risiko für Verbraucher zu minimieren, unter schweren finanziellen Folgen zu leiden, indem sie mit Geld spielen, das sie eigentlich nicht zur Verfügung haben. Ein Faktor ist dabei auch die ständige Verfügbarkeit ohne Bearbeitungszeiten von Kreditkarten. Erschwerend hinzukommen auch Gebühren, die von vielen Kreditinstituten verlangt und von Verbrauchern sowie Verbraucherinnen zu häufig vernachlässigt werden. Dies gilt übrigens nicht nur für den Online-Sektor. Kritikern ging das nicht weit genug.

Überweisungen per Open-Banking im Fokus

Dank der neuen Sperre von Sofort und Klarna haben nun Banken auch mehr Handhabungsmöglichkeiten bei Sofortüberweisungen, die zumindest mit ihrer Verfügbarkeit ähnliche Problematiken verursachen können wie Kreditkartenzahlungen. Wenn sie mit Sofort verbunden sind, können sie Zahlungsanforderungen von Glücksspiel- oder Wettbetreibern identifizieren. Sofern eine Sperre in Kraft ist, können Transaktionen blockiert werden. Das muss jedoch beantragt werden, eine 48-stündige Bedenkzeit muss eingehalten werden.

Kooperation der Banken

In Großbritannien war die Bank Monzo aus London die erste, die eine Glücksspiel-Sperre einführte, und das im Jahr 2018. Momentan sind es rund 400.000 Kunden und Kundinnen, die sich mit einer solchen Maßnahme selbst schützen. Monzo kam dabei eine Vorreiterrolle zu, der andere Banken auf dem Fuße folgten. Nun sind sie wieder gefragt. Klarna fordert Banken auf, die neuen Aktualisierungen umzusetzen, besonders weil das sogenannte Open-Banking ohnehin ein enormes Potenzial mitbringt, Wettbewerbe zu erhöhen und Kosten zu senken.

Über Sofort

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Sofort um eine hundertprozentige Tochterfirma von Klarna und Europas Marktführer für Zahlungsmethoden, die auf Online-Banking basieren. Sie bringen mehr als 15 Jahre Erfahrung in ihrer Branche mit und verfügen über eine Bankabdeckung von 99 Prozent. Das heißt, dass Sofort Transaktionen mit fast jeder Bank ermöglichen kann und Zugang zu 350 Millionen Nutzern und Nutzerinnen in Europa hat. Dass Klarna mit Sofort aktiv wird, ist ein deutliches Signal angesichts der Marktrelevanz.

Eine Entscheidung mit Tragweite

Klarna ist mit circa 15000 Banken weltweit vernetzt. Sofort wird von über 75000 Händlern in ganz Europa genutzt. Darunter sind auch diverse Online-Glücksspiel-Portale. Dabei werden jedoch nur Sofortzahlungen an Glücksspielseiten erlaubt. Alle anderen Klarna-Produkte, also auch Kredite, stehen nicht zur Verfügung. Die neue Glücksspiel-Sperre signalisiert, dass man sich bei diesem Schwergewicht der Transaktionen auch der Verantwortung bewusst ist. Fehlender Spielerschutz fällt schließlich auch auf Anbieter von Zahlungsmethoden sowie auf die Betreiber von Online-Glücksspiel-Stätten zurück.

Die Lage in Deutschland

Hierzulande sind sowohl Kreditkartenzahlungen als auch Transaktionen via Open-Banking möglich, da auf andere Vorgaben zum Schutz von Spielern und Spielerinnen gesetzt wird. Monatlich dürfen die Einzahlungen in Online-Casinos beispielsweise 1000 Euro nicht überschreiten. Nur Kontos, die mit den Spielerdaten übereinstimmen, dürfen dafür überhaupt genutzt werden. Seit dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags 2021 dürfen auch keine PaySafeCards als anonymisiertes Zahlungsmittel mehr verwendet werden.

Online-Glücksspiel in der Zeitenwende

Weltweit stehen Reformen der Glücksspielregulierungen an, in Großbritannien genauso wie in anderen europäischen Ländern und in Deutschland mit dem Glücksspielstaatsvertrag von 2021. Die Verlagerung in die Online-Welt, digitale Inhalte in Games wie Lootboxen, die ständige Verfügbarkeit der Glücksspielangebote, all das sind aktuelle Herausforderungen, vor denen die Branche steht. Es kommt jedoch Bewegung auf, wie auch am Beispiel von Klarna zu sehen ist. Damit bewegt sich ein ganz prominenter Name.

Spielerschutz ist das Gebot

Bei allen Neuerungen ist der Spielerschutz das Gebot der Stunde, das im Mittelpunkt steht. Bei Games beispielsweise sind die Inhalte auch für gerade junge Menschen verfügbar, sodass der Zweiklang auch den Jugendschutz miteinschließen muss. Es muss trotz allem aber vorsichtig abgewogen werden, denn legale Alternativen zu Anbietern ohne seriöse Lizenzen müssen attraktiv bleiben. Nur so kann der Schwarzmarkt ausgehoben werden und die Kanalisierung hin zu legalen Angeboten erfolgreich sein.

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