Gibraltar plant neues Glücksspielgesetz

Viele hierzulande beliebte Glücksspielplattformen haben ihren Sitz auf Gibraltar und verwenden die dortige Lizenz, um auch auf dem deutschen Markt zu operieren. Die Gesetze in dem britischen Überseegebiet existieren nun schon seit geraumer Zeit und erstmals seit 17 Jahren plant die dortige Regierungsbehörde eine Änderung der Vorgaben für dort ansässige Buchmacher und Casinoplattformen. Der neue Gesetzesentwurf wird also auch direkte Auswirkungen auf die hiesige Glücksspiellandschaft haben. Bis Ende August soll über die möglichen Änderungen entschieden werden.

Gibraltars Küste.

Viele bekannte Buchmacher und Casinoplattformen haben ihren Sitz auf Gibraltar. ©lutz6078/Pixabay

Veränderungen am Markt machen Neuauflage notwendig

Einige Änderungen auf die sich Betreiber mit einer Lizenz aus Gibraltar einstellen müssen, werden die Branche auf den Kopf stellen. Die zuständige Regierungsbehörde reagiert mit dem Entwurf aber auf die Veränderungen am Markt, denn der Gesetzestext, der seit 2005 Bestand hat, ist nicht mehr auf dem aktuellsten Stand. In dem Entwurf steht außerdem geschrieben, dass sich an der bestehenden Partnerschaft zwischen dem Land und der Glücksspielindustrie nichts ändern solle. Dennoch müssen sich Betreiber auf neue Anforderungen vor allem bei Lizenzvergabe einstellen.

Ist der Brexit Schuld?

Die Regierungsbehörde erklärt weiterhin, dass der Gambling Act 2022 dafür sorgen solle, dass das britische Überseegebiet weiterhin ein seriöser und attraktiver Standort für die gesamte Branche bleiben kann. Um dies zu gewährleisten soll der Rechtsrahmen geändert und angepasst werden. Besonders im Fokus steht die Technologie sowie die lokale Präsenz der Betreiber. Ursächlich für die geplanten Änderungen könnte die Tatsache sein, dass bedingt durch den Brexit einige Unternehmen ihren Firmensitz wieder nach Malta verlegt haben.

Immer mehr Anbieter kehren nach Malta zurück

Nach Malta ist Gibraltar schon lange der zweitwichtigste Standort für Unternehmen aus der Glücksspielindustrie. Mit dem Brexit änderte dies sich aber schlagartig, denn vor allem der Zugang zu den Märkten der EU und Großbritanniens war vorher für Buchmacher und Casinobetreiber sehr attraktiv. Die Glücksspiellizenz auf Gibraltar ermöglicht nun also nicht mehr die Erschließung des gesamten europäischen Marktes, was zu großen Veränderungen in der dortigen Unternehmenslandschaft geführt hat. Immer mehr Anbieter kehrten Gibraltar den Rücken.

Finale Entscheidung im August

Genau diese Abwanderung will die Politik auf der kleinen Halbinsel im südlichen Spanien nun verhindern. Vor allem sollen so Arbeitsplätze gesichert und die Attraktivität als Standort gesteigert werden. Gemeinsam mit der Regierung erarbeitete der Verband, die Gibraltar Gaming and Betting Association, nun also den Gesetzesentwurf, über den final am 31. August im Parlament entschieden werden soll. Besonders im Fokus steht der Verbraucherschutz, die Geldwäscheprävention, sowie die Förderung von verantwortungsvollem Glücksspiel.

Glücksspiel soll erhalten bleiben

Auch wenn erst im August final über den bisherigen Entwurf entschieden wird, ist kaum vorstellbar, dass die Regierung Gibraltars nicht zustimmt, schließlich haben die zuständigen Behörden selbst an dem Papier mitgearbeitet, lediglich Details könnten sich bis zum Stichtag im Sommer noch ändern. Die Gründe dafür sind einleuchtend, denn ein großer Teil von Gibraltars Strukturen stützt sich auch auf die Glücksspielbranche. Ein Ende des Standortes wäre für die gesamte Bevölkerung ein Desaster. Man wird also alles tun, um dies zu verhindern. Ein erster Schritt soll der neue Gesetzesentwurf sein.

Neue Mindeststandards

Doch was beinhaltet nun eigentlich der Gesetzesentwurf? Lizenznehmer sollen vor allem dazu verpflichtet werden ihre Präsenz in Gibraltar auszuweiten. Die zuständige Glücksspielkommission könnte eben dies prüfen, nicht zufriedenstellende Resultate könnten einen Lizenzentzug zur Folge haben. Wichtig dabei ist Art und Umfang der technischen Ausrüstung vor Ort, Angaben zu Liegenschaften, die Anzahl der Mitarbeiter sowie die Höhe der Steuereinnahmen. Laut dem geplanten Gambling Act 2022 müssen hinsichtlich dieser Kategorien künftig gewisse Mindeststandards eingehalten werden.

Verbraucherschutz im Fokus

Ob mit den neuen Gesetzesentwürfen der Negativtrend aus Sicht Gibraltars gestoppt werden kann, bliebt abzuwarten. Sicher ist aber, dass weitere Schritte zur Stärkung des Verbraucherschutzes, definitiv in die richtige Richtung führen. Außerdem soll mit den neuen Regularien Kriminalität eingedämmt werden, dies betrifft zum Beispiel den Schutz vor Geldwäsche oder die Terrorfinanzierung. Fraglich ist aber, ob diese Maßnahmen die Attraktivität Gibraltars als Standort für Unternehmen aus dem Glücksspielsektor erhöhen werden oder nicht.

Kommen noch mehr Veränderungen?

Neben der Vergabe der Lizenzen kümmert sich die Gibraltar Gaming and Betting Association vor Ort auch um die Werberichtlinien, die Vergabe der Gewinne, den Schutz von Kundendaten und Kontoinformationen sowie die Erhebung von Steuern. Bisher mussten ein Prozent vom Umsatz sowie ein Prozent vom Gewinn an die Regierung abgeführt werden. Noch ist unklar, wie sich die Glücksspiellandschaft in Gibraltar in naher Zukunft verändern wird. Erst der August wird Klarheit bringen.

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