Gambling White Paper in Großbritannien: Ist der neue Glücksspiel-Gesetzesvorschlag praxisfern?

Das britische Ministerium für Kultur, Medien und Sport (DCMS) hat mit dem Gambling White Paper eine Reform des Glücksspielgesetzes angestoßen. Das Schriftstück scheint jedoch für einigen Wirbel in der medialen Berichterstattung gesorgt zu haben.

Ein Mann unterzeichnet Dokumente

In Großbritannien könnte das Glücksspielgesetz neu geschrieben werden (Symbolbild) © Scott Graham/unsplash.com

Wie fällt das allgemeine Echo zum Gambling White Paper aus?

Die Meinungen zum Gambling White Paper gehen in den Medien und innerhalb der Branche auseinander. In einem Bericht von iGaming Business wird unter anderem darauf verwiesen, dass das britische House of Lords, eine Institution innerhalb des Parlaments, den Umfang der Maßnahmen kritisiere [Artikel auf Englisch], obwohl die Regeln grundsätzlich für sinnvoll befunden würden. Allerdings befürchte man, die Reform könne sich in die Länge ziehen, sodass wesentliche Maßnahmen nicht in kurzer Zeit umgesetzt werden könnten.

Grundsätzlich werde der Wille zur Reform des Glücksspielgesetzes von Experten für den Spielerschutz wohlwollend aufgenommen. Gerade die präventiven Maßnahmen, die hohe Verluste von Spielern vermeiden sollen, werden jedoch sehr unterschiedlich aufgenommen.

“Wir werden die Unternehmen dazu zwingen, verstärkt zu prüfen, wann Verluste für die Kunden unerschwinglich und schädlich sind. […] Diese Änderung wird diejenigen besser schützen, die sich selbst kleine Verluste nicht leisten können.”Lucy Frazer, Minsterin für Kultur, Medien und Sport in Großbritannien Quelle

Der britische Rennsportverband (BHA) habe Bedenken bezüglich der finanziellen Überprüfungen der Wettenden [Artikel auf Englisch] geäußert, wie in der Racing Post zu lesen war. Die Regierung sei jedoch davon überzeugt, dass diese Regelung Früchte tragen werde.

Allerdings sei noch völlig offen, wie die sichere Überprüfung der Wettenden auch bei stationären Angeboten sichergestellt wäre. Ein Ansatz im Gambling White Paper seien kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten, die einen Check der Person ermöglichen würden. Wie dies in der Praxis an Rennstrecke funktionieren könnte, wo aktuell immer noch viel Bargeld im Umlauf ist, wird sich zeigen.

Welche Punkte umfasst das Gambling White Paper?

Das Whitepaper der britischen Regierung zur Reform des Glücksspielgesetzes enthält zahlreiche Forderungen und Einschränkungen [Artikel auf Englisch], wie es im Fachmagazin iGaming Business zusammengefasst wurde. Auch wir haben bereits über das Gambling White Paper berichtet.

Hier kommen die wichtigsten Punkte nochmal auf einen Blick:

  • Finanzielle Prüfung: Glücksspielanbieter müssen kontrollieren, ob sich ihre Kunden beim Spielen finanziell übernehmen. Hierzu soll es bestimmte Richtwerte geben.
  • Einsatzlimits: Es soll ein bestimmtes Einsatzlimit pro Spin an Slot Machines eingeführt werden. Neue Accounts sollen erstmal ein niedrigeres Limit erhalten.
  • Finanzierung von Spielerschutz: Die Glücksspielanbieter sollen in eine Art Fonds der britischen Gambling Commission (UKGC) einzahlen, um u.a. Maßnahmen zu finanzieren, die Spielern helfen sollen, die spielsüchtig sind. Bisher waren die Abgaben nur freiwillig.
  • Einsetzung eines Ombudsmannes: Ein Ombudsmann soll installiert werden, um Beschwerden von Spielern an einer zentralen, unabhängigen Stelle sammeln zu können. Der Ombudsmann soll dann im engen Austausch mit der UKGC arbeiten.
  • Unterstützung für die UKGC: Es soll geprüft werden, ob die Abgaben der Glücksspielanbieter hoch genug sind, um die Arbeit der UKGC im ausreichenden Maße zu ermöglichen.
  • Werbung: Maßnahmen zur Einschränkung von Glücksspielwerbung sollen diskutiert werden. Als ein Vorgriff darauf wird unter anderem die freiwillige Einschränkung der Bewerbung von Sportwetten-Anbietern in der Premier League verstanden. Zudem soll es mehr Aufklärung zu Risiken des Glücksspiels geben.
  • Schwarzmarkt: Es soll darüber diskutiert werden, wie der Schwarzmarkt noch stärker bekämpft werden könne. Denkbar wäre es zum Beispiel, dass über Internetprovider und Zahlungsanbieter die Nutzbarkeit von illegalen Angeboten nicht länger ermöglicht werde.
  • Stationäres Geschäft: Einerseits werde darüber diskutiert, kommunikativ eine höhere Altersbeschränkung für Glücksspielangebote durchzusetzen. Andererseits soll es auch Lockerungen für stationäre Anbieter geben, was z.B. die Anzahl der Automaten angeht, die aufgestellt werden darf oder das Angebot von Sportwetten in Casinos.

Ist das Gambling White Paper überhaupt praxistauglich?

Die Kritik des House of Lords ziele darauf ab, dass viele der Vorschläge zwar grundsätzlich gut, aber noch nicht spruchreif seien. Hier bestehe das Risiko zur rechtlichen Anfechtung einzelner Punkte, was den Prozess Gesetzgebung erschweren und verlängern könne.

Wie bereits erwähnt, gebe es auch erste Bedenken dahingehend, wie sich manche Regelungen in der Praxis bewähren werden. Die Politik, aber auch die Unternehmen aus der Glücksspielbranche stünden daher im Moment etwas im Ungewissen.

Es bleibt abzuwarten, ob die Vorstöße aus dem Whitepaper tatsächlich in konkrete Gesetze umgewandelt werden können und wie praxistauglich sich diese am Ende erweisen. Ähnlich wie beim Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland wird der Prozess sicherlich einige Zeit in Anspruch nehmen.

Zudem könnte man erwarten, dass technische Lösungen, wie z.B. das deutsche OASIS-System, eingeführt werden könnten, um die Einhaltung der neuen Regeln überhaupt zu ermöglichen. Hier müssten Politik und die Vertreter aus der Branche sich hinsichtlich sinnvoller Vorgehensweisen abstimmen.

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