Experten wollen Jugendliche besser schützen

Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) will Jugendliche besser über die Gefahren des Glücksspiels aufklären und somit einen besseren Schutz vor Suchtproblematiken gewährleisten. Immer noch ist Glücksspielsucht in der Gesellschaft nämlich ein weitverbreitetes Phänomen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation sogar noch verschärft.

Jemand spielt auf einem Smartphone.

Vor allem Mobile Gaming ist bei Jugendlichen sehr beliebt. ©DrMedYourRasenn/Pixabay

HLS sieht Politik in der Pflicht

Glücksspiel kann süchtig machen, dieser Tonus ist in der heutigen Gesellschaft bekannt und doch werden die Gefahren landläufig immer noch unterschätzt. Dies bestätigt jedenfalls die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen, die vor allem Jugendliche besser schützen will. Die HLS fordert dies trotz der Liberalisierung auf dem deutschen Glücksspielmarkt. Man sehe hier vor allem die Politik in der Pflicht, Heranwachsende besser aufzuklären.

Deutsches Glücksspielgesetz sollte Markt regulieren

Durch die Einführung des neuen deutschen Glücksspielgesetzes wollte die Politik eigentlich vor allem eins: Den Markt besser regulieren. Hierfür wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der es Anbietern ermöglicht, eine deutsche Glücksspiellizenz zu erwerben. Somit sollte verhindert werden, dass Spieler auf ausländische Glücksspielseiten im Netz ausweichen. So wurde zum Beispiel gerade erst die erste deutsche Lizenz für Online-Spieleautomaten erteilt . Den gewünschten Effekt scheinen die Maßnahmen aber dennoch noch nicht zu haben. Zumindest nicht, wenn es nach der HLS geht.

Sportwetten sorgen für Rekordumsätze

Eine aktuelle Studie der Universitäten Hamburg und Bremen hat nämlich nun ergeben, dass bundesweit 2,3 Prozent der 18- bis 70-Jährigen die diagnostischen Kriterien für eine Glücksspielsucht erfüllten. Diese Zahlen entsprechen einem Anteil von 1,31 Millionen Menschen in der Bevölkerung Deutschlands. Schon 2019 wurden laut dem TV-Sender Arte mit Sportwetten 9,3 Milliarden Euro umgesetzt. Vor allem Jugendliche sind es, die Sportwetten als Freizeitbeschäftigung nutzen. Doch auch dabei handelt es sich um Glücksspiel. In einer Dokumentation klärt der Sender über die aktuelle Lage auf.

Betroffene besser aufklären

Die stellvertretende HLS-Vorsitzende Ulrike Albrecht-Sonnenschein gab dazu in einer Mitteilung bekannt, dass die Problematik vor allem darin bestände, dass in der Suchthilfe eine Welle an Versorgungsbedarf immer weiter vorgeschoben werde. Vor allem bessere Aufklärungsarbeit sowie die Chance, Betroffene möglichst frühzeitig zu erreichen und ambulant zu versorgen, ist laut Albrecht-Sonnenschein eine Pflichtaufgabe. Doch hier stehen die Länder vor Problemen, denn knappe Haushaltskassen und der zunehmende Fachkräftemangel im sozialen Bereich erschweren die Einsätze.

Jugendliche sind sich der Gefahren (nicht) bewusst

Am 28. September 2022 fand daher der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspielsucht statt. Die thematischen Schwerpunkte waren „Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien“ und „Glücksspielwerbung“. Die Öffentlichkeit sollte zu dem wichtigen Thema informiert werden. Auch eine Sensibilisierung innerhalb der Gesellschaft ist erforderlich, um Kinder aus suchtbelasteten Familien besser zu unterstützen. Auch wenn eine Schufa-Umfrage ergab, dass 90 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sich der Gefahren von Glücksspielen wie Spielsucht und dem Verlust ihres Geldes bewusst sind, trotzdem gespielt wird.

Mehr Angebote für Jugendliche

Vor allem die umstrittenen Lootboxen und Mobile Games sind dafür verantwortlich, dass immer öfter Jugendliche Opfer von Glücksspielsucht werden.

“Im Jugend-Finanzmonitor, einer repräsentativen SCHUFA-Umfrage in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa, erklärten 90 Prozent der rund 1.000 befragten jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren, sich der Gefahren des Glücksspiels bewusst zu sein. Dennoch hat jeder vierte junge Erwachsene schon einmal sein Geld für Glücksspiel ausgegeben. Die Mehrheit der Befragten gibt an, eher Geld verloren (54 Prozent) als gewonnen (12 Prozent) zu haben. Der Jugend-Finanzmonitor der SCHUFA wird einmal im Jahr erhoben.”

Jugendliche nutzen Glücksspielangebote trotz Altersbeschränkung

Weitere Umfrageergebnisse legten offen, dass weit mehr als ein Drittel der 22- bis 25-Jährigen bereits Glücksspiel betrieben hat. In der Altersgruppe der 16- bis 17-Jährigen waren es sogar auch ganze 14 Prozent, obwohl Glücksspiel hier verboten ist.

“Dass offensichtlich auch Minderjährige Glücksspielangebote nutzen, zeigt, wie wichtig ein funktionierender Jugend- und Spielerschutz ist.”Dr. Ole Schröder, Vorstand, Schufa Holding AG, Statement aus der offiziellen Pressemitteilung

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