Deutschland: Frauenfußball gewinnt Tausende neue Fans

Schon jetzt hat die deutsche Frauen-Bundesliga im Fußball mehr Fans als in der abgeschlossenen, letzten Saison. Mehr Menschen kamen ins Stadion, mehr Zuschauer und Zuschauerinnen sahen die Spiele. Die Europameisterschaft in England, die von der englischen Nationalmannschaft gewonnen wurde, brachte auch dem deutschen Frauenfußball großen Zulauf. Das sind gute Nachrichten.

Eine Frauenfußballmannschaft bespricht sich.

Der Kampfgeist der Mannschaften bei der EM dürfte ein Grund für die Anziehung sein. ©BorgMattisson/Pixabay

Eröffnungsspiel reißt Rekordmarke

Schon das Eröffnungsspiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern München riss eine Rekordmarke: Um die Partie zu verfolgen, kamen 23.200 Zuschauende ins Stadion. Vor der Europameisterschaft in England, bei der das deutsche Team sich erst im sehenswerten Finale gegen die Gastgeber geschlagen geben musste, kamen im Schnitt nur 841 Zuschauende ins Stadion. Neuer Durchschnitt seit der Europameisterschaft: 2.840 Menschen besuchten die Spielstätten pro Partie. Die Zuschauerzahlen sind also deutlich im Aufwind.

So viele Menschen wie noch nie kommen ins Stadion

Als der SC Freiburg gegen Bayern München spielte, kamen mit 6.273 Personen so viele ins Dreisamstadion wie noch nie zuvor. Das Spitzenspiel zwischen den amtierenden Meisterinnen vom VfL Wolfsburg und dem FC Bayern sahen übrigens 21.287 Fans. Bis zur Saison 2031/2032, so eine neue Studie, sollen die Erlöse der Liga auf zwischen 70 und 130 Millionen Euro steigen – je nachdem, welches Szenario eintritt. Ausgangspunkt ist übrigens bei 17.7 Millionen Euro. Es gibt also Hoffnung, dass der Frauenfußball seine Nische verlassen kann.

“Die Ergebnisse bieten sehr gute Argumente für Stakeholder. Wir sind sehr zuversichtlich, dass in Zukunft mehr investiert wird. Es gibt wirtschaftliche Potenziale. Wir sind auf einem guten Weg und die Chancen stehen besser denn je.”Doris Fitschen, DFB-Gesamtkoordinatorin für Frauen im Fußball, Pressemitteilung

Zuschauerschnitt soll ebenfalls steigen

Die Studie prognostiziert dem Zuschauerschnitt ebenfalls ein Wachstum, von 841 vor der Europameisterschaft auf 5.000 bis 7.000. Dass Sponsoring-Einnahmen, TV-Reichweite, Berichterstattungen und das Social Media-Following ebenfalls in die Höhe schießen sollen, ist dementsprechend wohl kein Wunder. Diese Prognose beruht auf der Grundlage von quantitativen und qualitativen Umfragen bei den Stakeholdern Bevölkerung, Klubs, Medien und Sponsoren. Ein Blick auf die aktuelle Situation in der Liga kann einen da schon mal in hoffnungsvolle Zustände versetzen.

“Es ist nicht träumerisch oder visionär, sondern basiert auf Fakten. Es scheinen alle verstanden zu haben, dass das Produkt etwas kann, dass es attraktiv ist.” Bettina Baer, Sportmarketingagentur Two Circles, Pressemitteilung

Die Weichen sind gestellt

Nach sieben Spieltagen verzeichnete die Fußballbundesliga der Frauen in diesem Jahr bereits einen Zuschauerrekord: Mehr Fans sahen zu als in der gesamten Vorsaison. Bisher besuchten 119.286 Menschen die Partien, in der letzten Saison brauchte es 22 Spieltage, um überhaupt auf 108.483 Besucher und Besucherinnen zu kommen. Der Aufwärtstrend, der also auch in der aktuellen Spielzeit vorherrscht und sicherlich nicht zuletzt dem beherzten EM-Auftritt zu verdanken ist, ist klar und deutlich erkennbar.

Europameisterschaft war ein Segen für den Frauenfußball

Durch die Europameisterschaft in England gelangte der Frauenfußball in den Fokus der gesellschaftlichen sowie der medialen Aufmerksamkeit. Schon als vor Beginn des Turniers bereits 500.000 Tickets verkauft wurden, schien klar zu sein: Dieses Turnier ist ein Segen für den Sport. Das Abschneiden und kampfstarke Auftreten der deutschen Nationalmannschaft trugen natürlich noch einmal erheblich zum aktuellen Aufwärtstrend bei. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser auch fortsetzt.

Frauenfußball hat noch viele Baustellen

Es gibt noch viele Baustellen, die der Frauenfußball hierzulande – aber auch weltweit – bewältigen muss, damit seine großen Probleme aufgeräumt werden können. Zum Beispiel, dass Topspielerinnen neben ihrem Einsatz im Verein und der Nationalmannschaft noch arbeiten müssen, weil sie von ihren Verdiensten nicht leben können. Das liegt daran, dass der Frauenfußball sich noch nicht selber tragen kann und potentielle Investitionen sich immer nach Angebot und Nachfrage auf dem Markt richten. Der aktuelle Aufwärtstrend könnte dies endlich zugunsten der Spielerinnen ändern.

“Man muss den Frauenfußball wie ein Start-up sehen, in das man erst Geld investieren muss, um irgendwann mit Profit daraus hervorzugehen. Außerdem geht es in gewissem Maße auch um den gesellschaftlichen Auftrag der Geschlechtergerechtigkeit, denn der Fußball für Frauen hat immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen. Zudem könnte hier schon mit einem Bruchteil der Erlöse des Männerfußballs geholfen werden.”Almuth Schult, Torhüterin beim VfL Wolfsburg und Nationalspielerin, Interview

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