Casino-Raub in Linden: Auch dem letzten angeklagten Täter droht eine lange Haftstrafe
Der Prozess rund um den Casino-Raub in Linden (Hessen) aus dem Jahr 2017 werde bald endgültig abgeschlossen sein, berichten regionale Medien. Jetzt stehe noch ein dritter Angeklagter vor Gericht, nachdem seine beiden Mittäter bereits im Jahr 2019 zu langen Haftstrafen verurteilt worden seien. Der Vorwurf laute auch im Fall des nun angeklagten 34-Jährigen: Schwerer Raub.
Der Casino-Raub in Linden erfüllt den Tatbestand des schweren Raubs (Symbolbild) © Max Kleinen/unsplash.com
Viele Jahre Haft für 200 Euro Beute?
Was war eigentlich damals geschehen? Die Gießener Allgemeine berichtet von der Winternacht des 04. Februar 2017, in der gegen 23 Uhr drei maskierte Männer das Spielcasino in Linden im Kreis Gießen überfallen hätten. Mit einer Pistole, einer Machete und einem Messer bewaffnet, seien sie auf einen Mitarbeiter zugegangen und hätten ihn gezwungen, die Kasse zu öffnen. Einer der Täter habe dem Opfer dann auch noch in den Rücken getreten. Zeugen des Unfalls hätten zu dieser Zeit an den Automaten gespielt und seien ebenfalls bedroht worden. Das Trio sei schließlich mit der Kasse entkommen.
In den letzten Tagen sind mehrere Medienberichte rund um den Prozess erschienen. Die Wetterauer Zeitung berichtete zuletzt darüber, dass die Plädoyers gehalten worden seien und somit bald mit einer Urteilsverkündung zu rechnen sei.
Der 34-jährige Angeklagte, der sich für die letzten drei Jahre in die Türkei abgesetzt haben soll, habe noch zwei Mittäter gehabt. Diese seien bereits 2019 jeweils zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Grund hierfür sei die Tatsache gewesen, dass die Täter den Opfern und Zeugen des Vorfalls großen emotionalen Schaden zugefügt hätten, der sie heute noch traumatisiere – wie ergänzend im Gießener Anzeiger zu lesen ist.
Die Beute der Täter sei mit 600 Euro relativ gering ausgefallen – pro Kopf seien es somit nur 200 Euro gewesen. Der Staatsanwalt bezeichne diese Summe gar als “Lachnummer”, habe aber klargestellt, dass der Sachverhalt des schweren Raubs erfüllt sei und somit eine Haftstrafe von unter fünf Jahren nicht infrage käme. Da helfe es auch nicht, dass sich der Täter reumütig gezeigt und sich bei den Opfern entschuldigt habe.
Es tut mir wirklich leid, dass Sie Opfer eines Raubüberfalls geworden sind. Es hat persönlich nichts mit Ihnen zu tun gehabt. Ich hoffe, dass es Ihnen heute besser geht.– der 34-jährige Angeklagte, Quelle
Was war der größte Casino-Raub aller Zeiten?
Raubüberfälle auf Casinos werden in der Populärkultur, wie z.B. im Film Ocean’s Eleven, oftmals dramatisch in Szene gesetzt und bedienen sich dabei eines Robin-Hood-Klischees. In der Realität gehen die Täter oft brutal vor, erbeuten wenig Geld, können aber ihre Opfer stark traumatisieren.
Das Bellagio Casino in Las Vegas, der Schauplatz des Films Ocean’s Eleven, wurde ebenfalls im Jahr 2017 Opfer eines Überfalls, bei dem rund 35.000 Dollar entwendet worden sein sollen. Welches der größte Raub aller Zeiten war, ist nicht zweifelsfrei geklärt, doch ein Überfall im Jahr 2010 – auch im Bellagio Casino – erregte Aufsehen, weil der Täter gemäß eines Berichts der Süddeutschen Zeitung 1,5 Millionen Dollar im Alleingang erbeutet haben soll.
Forderungen von Staatsanwalt und Verteidiger liegen nah beieinander
Ein Urteil werde zeitnah erwartet. In ihren Plädoyers seien der Staatsanwalt und der Verteidiger sich einig darüber gewesen, dass der Tatbestand des schweren Raubs erfüllt sei. Während der Staatsanwalt für ein Strafmaß von 6 Jahren und 3 Monaten plädiere, habe der Verteidiger 5 Jahre und 6 Monate gefordert.
Für die Betroffenen des Casino-Raubs Linden wäre dies das finale Kapitel des seit 2017 andauernden Falles. Einige der Opfer seien durch die mehrmaligen Vorladungen zusätzlich traumatisiert worden. Viele von ihnen hätten die Entschuldigungen des Täters nicht anhören wollen.
