Britische Glücksspiel-Behörde betrachtet Missbrauch von Glücksspiel-Statistiken als inakzeptabel

Der Geschäftsführer der britischen Glücksspiel-Behörde, Andrew Rhodes, hat einen offenen Brief verfasst: Darin kritisiert er die missbräuchliche Verbreitung von Glücksspiel-Statistiken. Das tatsächliche Risiko für Spieler werde dadurch falsch dargestellt.

Abbildung einer Statistik mit einem Pfeil

Der Missbrauch von Glücksspiel-Statistiken soll in Großbritannien inzwischen ein großes Problem sein. ©geralt/pixabay.com

Besorgniserregende Zunahme bei der missbräuchlichen Verbreitung von Glücksspiel-Statistiken

In dem offenen Brief [Link auf Englisch] an die Bevölkerung prangert Rhodes an, dass Glücksspiel-Statistiken zunehmend missbräuchlich verwendet würden:

“Die Kommission ist sehr besorgt über die erhebliche Zunahme des Missbrauchs von Statistiken rund um das Glücksspiel, da verschiedene Parteien versuchen, überzeugende Argumente für oder gegen unterschiedliche Vorschläge vorzubringen.”Andrew Rhodes, Geschäftsführer der britischen Glücksspiel-Behörde, Gambling Commission

Laut Rhodes würden Glücksspiel-Statistiken von verschiedenen Parteien, wie etwa den Medien, Handelsverbänden und Wohltätigkeitsorganisationen, falsch verbreitet, um ihre Argumente zu bekräftigen. Das sei nicht akzeptabel, wenn Statistiken dadurch verfälscht dargestellt würden.

Ein großes Problem sei laut Rhodes, dass Begrifflichkeiten falsch verwendet würden. Er spricht dabei von „problematischem Glücksspiel“ (problem gambling) und „glücksspielbedingten Schäden“ (gambling-related harm). Diese Begriffe würden oftmals synonym verwendet, obwohl sie nicht identisch seien.

Problematisches Glücksspiel bezeichne eine Spielsucht, bei der die Arbeit und das Privatleben der Betroffenen beeinträchtigt würden. Diese Sucht könne durch verschiedene Tools gemessen werden.

Glücksspielbedingte Schäden würden sich nicht nur auf ein Individuum, sondern auch auf sein Umfeld auswirken. Seine Gesundheit und seine menschlichen Beziehungen könnten hierbei ebenfalls geschädigt werden. Diese Schäden könnten derzeit jedoch nicht einheitlich gemessen werden. Die Unterscheidung der Begriffe sei jedoch wichtig, um die Statistiken korrekt interpretieren zu können.

WHO erklärte Online-Spielsucht bereits 2018 offiziell zur Krankheit

Spielsucht ist nicht nur in Großbritannien ein wichtiges Thema, sondern weltweit. Die World Health Organization hat die Online-Spielsucht im Jahr 2018 offiziell als Krankheit erklärt [Link auf Englisch]. Obwohl Online-Spiele für die meisten Spieler ein gesundes Hobby seien, gebe es laut der WHO auch einige Menschen, bei denen sie zur Sucht führen könnten.

Laut Suchtexperten der WHO sei eine Person spielsüchtig, wenn sie Freunde und Familie für das Spielen vernachlässige. Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus, eine schlechte Ernährung oder das Absagen von sportlichen Aktivitäten seien weitere Indikatoren für eine Spielsucht. Vor allem junge Menschen seien davon betroffen: Obwohl ihnen das Spiel keinen Spaß mehr mache, könnten sie damit nicht aufhören.

In Deutschland soll die Anzahl an Betroffenen von Spielsucht in den letzten Jahren gestiegen sein.

Statistiken sollten sorgfältiger verbreitet werden

Rhodes führt in seinem Brief verschiedene Beispiele an. Eine Statistik besage beispielsweise, dass 99,7 % aller Teilnehmer von Glücksspielen dadurch keinen Schaden erleiden würden. Laut Rhodes sei die Information verbreitet worden, dass 0,3 % aller Spieler geschädigt worden seien. Dieser Schluss sei jedoch falsch: 0,3 % der gesamten britischen Bevölkerung hätten einen Schaden durch Glücksspiel erlitten. Das sei ein großer Unterschied.

Auch der Vergleich von Daten erfolge laut Rhodes nicht korrekt. Seine Behörde habe beobachtet, wie Daten verglichen worden seien, um die Meinung der Leser in eine gewisse Richtung zu lenken. Dazu seien trotz eines entsprechenden Hinweises Werte aus der Corona-Pandemie verwendet worden, die nicht mit Daten aus anderen Zeiträumen verglichen werden könnten.

Rhodes appelliert in seinem offenen Brief an alle beteiligten Parteien, Statistiken mit mehr Sorgfalt zu behandeln. Sie sollen in den richtigen Kontext gesetzt und verantwortungsvoll verbreitet werden. Wer Daten nutze, sei schließlich in der Pflicht, diese korrekt darzustellen.

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