Berufungserfolg für EA: Lootboxen kein illegales Glückspiel

Die FIFA-Games sind eine der erfolgreichsten Titelreihen überhaupt. Ihr Ultimate Team Modus stieß jedoch immer wieder auch auf Kritik. Grund dafür sind die Lootboxen, die sogenannten Packs, die geöffnet werden müssen, um Spieler freizuschalten. 2020 entschied das Bezirksgericht Den Haag, dass die Packs von EA nach niederländischem Gesetz als Glücksspiel gelten. Saftige Strafen von insgesamt einer halben Million Euro pro Woche bis zu maximal zehn Millionen Euro wurden verhängt. Selbstverständlich ging EA in Berufung. Mit Erfolg.

Hände halten einen durchsichtigen Fußball mit zwei Spielerfiguren darin fest.

2020 erklärte ein Gerichtsurteil die Packs in FIFA für illegales Glücksspiel. Nun setzte sich EA in Berufung durch. ©jorono/Pixabay

Schnell erklärt: Die Lootboxen

Gegenstand der Verhandlungen waren die sogenannten Packs in der FIFA-Reihe. Einige davon können im FIFA Ultimate Team Modus freigespielt werden, zum Beispiel durch besondere Aufgaben. Allerdings ist es auch möglich, sie mit Geld zu kaufen. Die Ausgaben können sich auf der Jagd nach Top-Spielern jedoch schnell summieren. Sie werden bezahlt in sogenannten FIFA Points, hinter denen das Echtgeld steckt, oder Coins, die im Spiel erwirtschaftet werden können.

Was ist das Problem an den Packs?

Es kann beim Kauf solcher Lootboxen immer passieren, dass die Investition verpufft und es sich am Ende gar nicht lohnt, weil in einem Pack nur unbrauchbare Spielerkarten steckten. Die richtigen Kracher, nach denen Fans auf der Jagd sind, sind nur sehr, sehr selten enthalten. Eine Möglichkeit, das Geld gezielt zu investieren, gibt es nicht. Der Suchtfaktor ist hierbei besonders hoch.

Suchtgefahr Lootbox

Die Bezahlung von Mikrotransaktionen wie dem Kauf von Packs ist inzwischen kinderleicht, es muss einfach nur noch ein Zahlungsmittel hinterlegt werden. Reglementierungen, Obergrenzen für Ausgaben oder Hinweise auf die Suchtgefahr fehlen meistens noch. Weil das Echtgeld zudem in beispielsweise FIFA Points umgerechnet wird, ist es bei den meisten Anbietern intransparent, welcher Spielinhalt eigentlich wie viel kostet. Das macht es leichter, den Bezug dazu zu verlieren, wie viel gerade ausgegeben wurde.

Einfluss auf junge Menschen

Auf YouTube kann man Influencern, Gamern und Bloggern dabei zusehen, wie sie Packs für hunderte, tausende von Euros öffnen. Die Zielgruppe ist meistens jung und die Gefahr einer negativen Beeinflussung groß. Im Video bleiben die Konsequenzen dieser Käufe nämlich unsichtbar. Und auch über die Folgen und Gefahren von Spielsucht im digitalen Zeitalter wird in der Öffentlichkeit noch zu selten gesprochen.

EA reagiert spät auf Kritik

Die Packs, die Praktik und die Preise werden immer wieder von Fans der Reihe kritisiert. Für FIFA 22 hat EA allerdings inzwischen reagiert und eine Ausnahme geschaffen. Bei den limitierten Vorschau-Packs wird Käufern und Käuferinnen vor dem Öffnen gezeigt, was drinsteckt. Das macht die Lootboxen eindeutig fairer, ist jedoch noch immer zu wenig. Es sind einfach noch zu wenige transparente Packs, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Der Fall landet vor Gericht

2020 kaum das Urteil aus Den Haag: Bei den Packs handelte es sich angeblich um Glücksspiel. EA bräuchte nun, neben den hohen Geldstrafen, eine entsprechende Lizenz, die im Fall von FIFA 21 nicht vorlag. Dagegen wehrte sich der Spielehersteller und bekam nun Recht, das Urteil wurde revidiert. Das oberste Verwaltungsgericht folgte der Den Haager Einschätzung nicht.

Erfolg im Berufungsverfahren

Das Gericht kam nun, eineinhalb Jahre später, zu dem Schluss, dass Erwerb und Öffnung der Lootboxen kein eigenständiges Spiel sei. Die Packs fügten dem Gesamtspiel ein Zufallselement hinzu. Weil sie außerdem nur bedingt auf dem Schwarzmarkt handelbar und man sie zudem auch im Spiel erwirtschaften könne, verstößt die Praktik nicht gegen das Glücksspielgesetz. Damit sind sie auch nicht lizenzpflichtig.

Was sagt EA dazu?

Die Freude über die Rücknahme des Bußgeldes von zehn Millionen war sicherlich groß, denn diese Auflage war mit dem Berufungserfolg natürlich nichtig. EA sieht sich in der Anfangsauffassung bestätigt. Beim Spielehersteller hat man offenbar an einen Erfolg geglaubt, denn die Lootboxen wurden während des laufenden Verfahrens nicht aus dem Verkehr gezogen und die wöchentlichen Geldbußen wurden akzeptiert.

Das eigentliche Problem bleibt

In Belgien musste EA im Januar 2019 auf Druck der Regierung hin aufhören, FIFA Points zu verkaufen. Kein Wunder, denn trotz des neuerlichen Urteils bleibt das Kernproblem bestehen. Die Suchtgefahr bei Lootboxen ist groß, die Reglementierung fast nicht vorhanden und ein großer Teil der Konsumenten sind junge Menschen, die im digitalen Raum nicht ausreichend geschützt werden.

Was können Konsumenten tun

Es ist natürlich kein Problem, gelegentlich ein Pack oder eine Lootbox in einem anderen Game zu kaufen. Junge Menschen, vor allem Kinder, sollten allerdings über die Gefahren und die Kosten aufgeklärt werden und nicht unbeaufsichtigt Zahlungen tätigen können. Bei Mikrotransaktionen im Spiel können nämlich schnell ungeheuerliche Summen anwachsen. Erwachsenen Spielern und Spielerinnen empfiehlt es sich, das eigene Konsumverhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen.

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