Beratungsnetz für Glücksspielsuchthilfe verzögert sich

Auch Hilfsangebote sollten im Zuge der Neuregulierung des Glücksspiels ausgebaut und verstärkt werden. Geplant war ein landesweites Beratungsnetz für glücksspielsüchtige Menschen in Sachsen-Anhalt. Dessen Aufbau verzögert sich nun doch, wie das Innenministerium mitteilt. Grund dafür sei, dass Änderungen an den Förderrichtlinien erforderlich seien. Wann genau die Arbeit aufgenommen werden kann, bleibt unklar.

Jemand hält Tokens am Spieltisch nach einem Gewinn.

Kreisen die Gedanken nur noch ums Spielen, ist das ein erster Hinweis auf eine Spielsucht. ©stux/Pixabay

Das ist die aktuelle Lage

Im Land Sachsen-Anhalt gibt es aktuell nur eine einzige Beratungsstelle, die auf Glücksspiel und Spielsuchthilfe spezialisiert ist. Träger ist die Diakonie Jerichower Land in Magdeburg. Das soll sich laut den neuen Plänen ändern. In Planung sind eine Landeskoordinierungsstelle sowie fünf Schwerpunktberatungsstellen mit regionalem Fokus. Ursprünglich hätten diese bereits 2022 ihre Arbeit aufnehmen sollen, doch dieses Vorhaben hat sich nun zerschlagen und wird sich bis in 2023 hineinziehen.

Was die Zukunft bringen soll

Laufe des ersten Quartals 2023 sollen nun die Landeskoordinierungsstelle sowie drei regionale Schwerpunktberatungsstellen in den Oberzentren Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau die Arbeit aufnehmen. Laut Glücksspielgesetz stehen dafür jährlich 530.000 Euro zur Verfügung. Ein Verband, der sich in der Suchthilfe engagiert, hat inzwischen auch Interesse bekundet, am Aufbau des Beratungsnetzes mitwirken zu wollen. Nun finden Abstimmungsgespräche statt, um ein erfolgreicheres Vorhaben im Jahr 2023 auf den Weg zu bringen. Genaue Details bleiben aus, das Innenministerium teilt mit:

“Insgesamt steht zu erwarten, dass im Laufe des ersten Quartals 2023 mindestens die Landeskoordinierungsstelle und die regionalen Schwerpunktberatungsstellen in den drei Oberzentren ihre Arbeit aufnehmen werden.”

Das sind die Hintergründe

Der Hintergrund dafür, auch die Suchthilfe weiterauszubauen, ist die Zulassung von virtuellen Automatenspielen, Online Poker und Online Casinos, wenn diese die Richtlinien erfüllen, im Zuge des Glücksspielstaatsvertrags von 2021. Da es nun ein breiteres legales Angebot gibt, ist es ebenso wichtig, präventiv tätig zu werden und Unterstützungsmöglichkeiten für spielsüchtige Menschen zu schaffen sowie den Spielerschutz zu stärken. Beratungsangeboten kommt als Anlaufstelle dabei eine besondere Bedeutung zu, um Spieler und Spielerinnen aufzufangen, denen das eigene Spielverhalten entgleitet.

“Beratungsstellen für Suchtkranke sind oft der erste Anlaufpunkt für Betroffene, aber auch für deren Angehörige. [Das Ziel ist], dass Betroffene niedrigschwellige Angebote, gegebenenfalls auch anonym, in Anspruch nehmen können, um möglichst wieder ein eigenständiges Leben ohne Sucht führen zu können, ihren Arbeitsplatz zu erhalten und in erster Linie ihren Gesundheitszustand zu verbessern.”Andreas Pinkert, Sprecher des Sozialministeriums in Magdeburg, Zeitungsartikel

Finanzielle Mittel müssen ausreichen

Es ist bislang unklar, ob zu den Verzögerungen auch geführt hat, dass nicht ausreichend finanzielle Fördermittel zur Verfügung stehen. Eine notwendige Anpassung der Förderrichtlinien kann jedoch in diese Richtung weisen. Da ohne die Kapazitäten passender Beratungsstellen auch viele Fälle unbemerkt bleiben, darf nicht davon abgesehen werden, die Angebote auszubauen. Was eine Spielsucht anrichten kann, welche dramatischen finanziellen, sozialen und persönlichen Folgen sie haben kann, darüber wurde bereits viel berichtet. Es darf nicht an fehlender Finanzierung scheitern.

Warum die Beratungsstellen dringend gebraucht werden

Circa 430.000 Menschen in Deutschland sind spielsüchtig. Gerade mit Online Glücksspielen, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen, steigt die Suchtgefahr an. Da diese legalisiert wurden, werden auch die Gegenmaßnahmen wie ein gut ausgebautes Beratungsnetzwerk dringend gebraucht. Es geht darum, die Voraussetzungen für eine wirksame Suchtbekämpfung zu schaffen und dafür zu sorgen, dass mehr Menschen rechtzeitig nach Hilfe suchen können. Mit Strukturen, die sie auffangen, kommen auch mehr Fälle ans Tageslicht.

Wo Betroffene Hilfe finden

Für alle legalen Angebote können sich Betroffene sperren lassen, was die erste Maßnahme sein sollte. Auch Angehörige können dies für sie beantragen. Dafür ist das deutschlandweite Sperrsystem OASIS eingerichtet worden. Weiterhin gibt es von der BZgA für Betroffene wie für Angehörige ein kostenloses und anonymes Angebot, nämlich Check dein Spiel. Auch vor Ort können Beratungs- oder Hilfsangebote eine passende Anlaufstelle sein. Wichtig ist, über die eigenen Probleme zu sprechen.

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