Poker-Geschichte ganz nah: Mein Besuch bei der WSOP 2025

Eigentlich war mein Sommer 2025 ausnahmsweise mal anders geplant und Las Vegas kam dieses Mal darin nicht vor. Seit 2008 habe ich Las Vegas im Sommer während der World Series Of Poker regelmäßig besucht, nicht jedes Jahr, aber fast. Dieses Jahr wollte ich aus diversen Gründen (politisch, finanziell, persönlich) die Reise nicht antreten und hatte beschlossen, stattdessen in Südostasien zu bleiben. Ich bin ja nun „digitale Nomadin“ und habe daher die Freiheit, darüber zu bestimmen, wo ich mich generell aufhalte.
Eine Wand, auf der Pokerchips und die Buchstaben 'WSOP' abgebildet sind.

Bei der WSOP warteten einige Highlights auf mich – von bekannten Gesichtern & alten Freunden bis hin zu Events, die für immer im Gedächtnis bleiben. © OnlineCasinosDeutschland.com/Christin Maschmann

Doch mitten in meinem Aufenthalt in Da Nang, Vietnam, überkam mich ein Gedanke, der sich nicht mehr abschütteln ließ: Es muss ja nicht ganz oder gar nicht sein! Es müssen ja nicht zehn hardcore-intensive Wochen in Sin City sein, sondern ich könnte mein Gesicht auch relativ kurz zeigen.

Die Pokerwelt ist seit 2008 meine Branche und die WSOP ist das „Summercamp“. Alle sind da – Spieler, Industrie- und Medienvertreter. Da ich nun nach neuen Kunden suchte, nachdem ich nicht mehr für meinen ehemaligen Hauptkunden tätig war, sollte ich also auf jeden Fall dort einige Hände schütteln und ein paar Gespräche führen.

Ein Selfie von Christin Maschmann bei der WSOP 2025.

Aber auch zweieinhalb Wochen in Las Vegas sind nicht günstig, ich musste das Beste daraus machen. Ich schaute nach „günstigen“ Flügen um das Main Event herum und fand etwas Akzeptables. Wie auch in den letzten Jahren konnte ich meinen Hotel-Trick anwenden, bei dem ich immer vier Nächte kostenlos in MGM-Hotels bekomme (ich weiß bis heute nicht genau, warum, aber ich werde keine schlafenden Hunde wecken – Fakt ist: Nutzt immer eure Spielerkarten für alles!). Es war also wieder Hotel-Hopping angesagt: vier Nächte MGM, zwei Nächte woanders, vier Nächte MGM und so weiter. So schaffte ich es, für die 19 Tage nur ca. $400 für Unterkünfte zu bezahlen.

Party und Poker-People!

Ich landete spät am 1. Juli nach harten Flugreisen von Da Nang über Bangkok und über Seoul nach Las Vegas mit der Hoffnung, dass es das alles wert war. Zurück im Horseshoe fühlte sich alles gleichzeitig vertraut und fremd an. Ich hatte keine Aufgabenliste, kein Team, keine festgelegten Pflichten. Stattdessen konnte ich hier einfach als Poker-Fan und Teil der Community dabei sein. Schon am ersten Tag war klar: Das war die richtige Entscheidung.

Las Vegas Strip am Tag.

Ich traf Kolleg:innen, frühere Auftraggeber, Spielerinnen wie Sandra Naujoks, die ich seit 16 Jahren nicht gesehen hatte. Wir spazierten durchs Venetian, lachten über alte Geschichten und sprachen über mögliche neue Projekte. Mein Glückskeks sagte an diesem Tag: „The arrival of an old friend will spark a new adventure.“ Es passte erschreckend gut – und wer weiß, welche Abenteuer die Zukunft bringen wird.

Ein Schild am Eingang zur 4th of July Party der WSOP.

Direkt am 4. Juli – Independence Day – fand die WSOP-Party statt, für die ich mir eine Einladung hatte sichern können. Die Party wurde in einer Rooftop-Bar im Paris-Hotel direkt unter dem Eiffelturm veranstaltet. Ich ging in Begleitung meines Bekannten „Panda“, den ich irgendwann auf dem Poker-Zirkus kennenlernen durfte, eine schillernde Persönlichkeit mit sehr viel Energie und Positivität. Er war der perfekte Freund, den ich nicht belustigen musste, während ich bei der Party von einem bekannten Gesicht zum nächsten wanderte, um alte Kontakte aufzuwärmen, neue zu knüpfen und allen kundzutun, dass ich offen für Jobs bin.

Die Party war klasse, mit offener Bar, leckeren Snacks, Live-Unterhaltung und einem Premium-Blick auf die Bellagio-Fountains und die Feuerwerke beim Caesar’s Palace auf der anderen Straßenseite. Nach drei Stunden war ich erschöpft und ging zurück ins Hotel, um eine Nachtschicht für eine Pokernachrichten-Seite zu arbeiten. Was ich erst am nächsten Tag erfuhr: Ich hatte bei der Party einen $500-Amazon-Gutschein in einer Raffle gewonnen! Nice!

Meine Aufgabe im August wird es sein, all die Gespräche, die ich bei der Party geführt habe, wieder aufzugreifen und zu sehen, was für Job-Möglichkeiten eventuell dabei rauskommen.

Genießen muss auch etwas sein

Auch wenn mein Ziel für diesen Trip klar war (Networking!), sollte ich Vegas auch etwas genießen können. Ich hatte ursprünglich vorgehabt, weit mehr Poker zu spielen – als zusätzliche Einnahmequelle und um meine Fähigkeiten auszubauen. Ich komme nicht viel zum Pokern und Vegas ist hierfür immer meine Spielwiese. Leider sollte es gar nicht laufen. Und da ich keine Bankroll (Geld, das speziell für Poker zur Seite gelegt wurde) habe, sondern jegliches Geld, das ich verliere, „echtes“ Geld ist, musste ich etwas vorsichtiger vorgehen. Es gab also nicht so intensive Poker-Sessions, wie ich es gehofft hatte.

Pokerchips auf einem Pokertisch in Las Vegas.

Aber Poker ist ja nicht alles. Eine Vegas-Freundin, die ich irgendwann mal am Pokertisch kennengelernt hatte, ist in der Billard-Szene aktiv und so verbrachte ich Zeit mit ihr beim Billard-Üben und spielte sogar ein $20-9-Ball-Turnier mit – selten kann man in Vegas so günstig Spaß haben. Natürlich schaffte ich es nicht weit im Turnier, aber es war ein super Erlebnis, das ich in den nächsten Jahren sicher wiederholen werde.

Dann ist da noch das Essen! Ich bin keine Partymaus, gehe nicht in Clubs, und ich bin auch kein großer Fan von Shopping. Aber ich liebe gutes Essen und Las Vegas hat einfach ALLES im Angebot. Das Gute ist, dass ich jeweils mit meinen vier kostenlosen Nächten in MGM-Hotels auch zwischen $100 und $200 an Resort Credits erhalte, die für Essen ausgegeben werden können. Und das nutze ich natürlich aus! Amerikanisch, Japanisch, Koreanisch, Mexikanisch, Irisch, Thai, Italienisch – es war ein Fest und wie immer habe ich sicherlich ein paar Kilo zugenommen. Zum Glück waren es dann doch nicht die ursprünglich geplanten zehn Wochen Vegas. Und zweimal schaffte ich es auch an den Pool, um in der 40-Grad-Wüstenhitze zu braten.

Geschichte erleben: Mizrachi und Margets im Rampenlicht

Ein Pokertisch bei der WSOP 2025 in der Bubble-Phase.

Es gibt beim Poker Schlüsselmomente, die man planen und abwarten kann, aber es gibt auch Dinge, die einfach unvorhersehbar sind. Ich war froh, dass ich für beides vor Ort sein konnte, auch wenn mich der ganze Trip mehr Geld kostete, als ich das eigentlich wollte. Ein ganz besonderer Moment jedes Jahr während des WSOP Main Events ist die Bubble-Phase. Das Spektakel, wenn nur noch ein paar Spieler vor dem Min-Cash ausscheiden müssen, ist jedes Jahr aufs Neue elektrisierend. Die Hand-for-Hand-Phase, die Kamerateams, Jack Effel mit dem Mikrofon, das Kollektiv aus Spannung, Hoffnung, Angst und Erleichterung – ich liebe diesen Moment.

Dann kam das größte Highlight: das Finale des WSOP Main Events. Es war nicht irgendein Jahr, es war ein Jahr voller Rekorde und unglaublicher Momente. Die spanische Poker-Profispielerin Leo Margets war die erste Frau seit Barbara Enright im Jahr 1995, die den Finaltisch des WSOP Main Events erreichte. Und auch, wenn sie am Ende auf Platz 7 ausschied, ihr Lauf war ein Statement. Ein Signal, dass sich etwas verändert. Margets, seit Jahren eine respektierte Figur in der europäischen Szene, wurde zur Symbolfigur für das, was viele lange forderten: mehr Sichtbarkeit für Frauen auf höchstem Niveau. Ihr Erfolg zeigte: Es ist möglich. Und es wird künftig häufiger passieren.

Man mag es kaum für möglich halten, aber dieses absolute Poker-Highlight sollte zwei Tage später fast vergessen sein. Michael „The Grinder“ Mizrachi hatte früher während der Series zum vierten Mal (!!!) das prestigeträchtige $50.000 Poker Players Championship gewonnen, was bereits ein Rekord für sich war. Und als wäre das nicht genug, dominierte er nur Tage später auch das Main Event.

Das Finale war in zwei Teile geteilt. Als noch vier Spieler übrig waren, wurde das Spiel pausiert und am nächsten (dem offiziell letzten) Tag beendet. Michael Mizrachi war nun die Story. Könnte er es wirklich schaffen, nicht nur die PPC, sondern auch das Main Event zu gewinnen? Er hatte einen massiven Chiplead und so sah es gut für ihn aus. In einem Interview sagte er scherzend, dass er eine Stunde brauchen würde, um das Turnier für sich zu entscheiden. Es wirkte überheblich, fast größenwahnsinnig.

Ein Pokertisch im Finale der WSOP 2025 auf einer Bühne mit den Moderatoren und dem Gewinner Michael Mizrachi.

Die Aussage reichte allerdings für mich aus, mich doch früher zum Horseshoe zu begeben, denn durch massive Schlafprobleme hatte ich eigentlich nicht die Energie, pünktlich zum Start des letzten Spieltages zu erscheinen. Am Ende schaffte ich es aber zum „Shuffle Up And Deal“ und wie „The Grinder“ es vorher gesagt hatte, brauchte er nur eine Stunde! Er eliminierte in nur wenigen Händen seine letzten Gegner, sicherte sich das Bracelet, das 10-Millionen-Dollar-Preisgeld – und wurde direkt nach seinem Sieg außerordentlich in die Poker Hall of Fame aufgenommen. Ein symbolträchtiger Moment, der noch lange nachhallen wird. Seine Leistung in diesem Jahr wird niemals wiederholt werden können! Es war ein unfassbares Erlebnis, bei diesem Stück Poker-Geschichte dabei sein zu können.

Fazit: Präsenz mit Purpose

Dieser Vegas-Trip war mein 21. und vielleicht einer der bedeutsamsten. Ich werde im nächsten Jahr wieder da sein und bin bereits dabei, meine Vier-Nächte-Blöcke in MGM-Hotels für 2026 zu buchen! Nächstes Jahr gibt es aber mehr Poker – mit vernünftiger Bankroll!

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