Zwei Jahre mit dem Glücksspielstaatsvertrag: Wir ziehen Zwischenbilanz

Der deutsche Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) hat sowohl das stationäre als auch das digitale Glücksspiel revolutioniert. Die Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland war ein zäher Prozess, der nicht ohne Gegenwind abgelaufen ist. Am 01. Juli 2021 traten die neuen Bestimmungen endgültig in Kraft. Nach fast zwei Jahren wollen wir eine Zwischenbilanz ziehen.

Dealerin am Casinotisch mit Chips

Auch Live Dealer Casinospiele sind nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 nicht mehr in Deutschland gestattet (Symbolbild) © pavil danilyuk/pexels.com

Welche Veränderungen hat der Glücksspielstaatsvertrag mit sich gebracht?

Unternehmen, die legale Glücksspiele in Deutschland anbieten möchten, müssen sich bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) lizenzieren lassen. Die ersten Lizenzen wurden erst im vergangenen Jahr vergeben. Welche Anbieter über eine Glücksspiellizenz verfügen, kann der offiziellen Whitelist entnommen werden, die als Download auf der Website der GGL zur Verfügungs steht.

Der neue Glücksspielstaatsvertrag hat eine Reihe an Einschränkungen und Verboten mit sich gebracht, die das Spiel in stationären und virtuellen Spielhallen deutlich verändert haben. Diese lassen sich in verschiedenen Kategorien zusammenfassen.

Änderungen bei der Registrierung und Einzahlung

Wer an einem Glücksspielangebot teilnehmen möchte, muss nicht nur mindestens 18 Jahre alt sein, sondern auch der Aufnahme seiner Daten in ein zentrales System mit dem Namen OASIS zustimmen. Hier wird notiert, ob ein Spieler aus bestimmten Gründen nicht an Glücksspielen teilnehmen soll oder darf.

Zudem sind keine unbegrenzten Einzahlungen mehr möglich. Das Einzahlungslimit, das über ein weiteres System mit dem Namen LUGAS kontrolliert wird, liegt pro Spieler bei 1.000 € pro Monat und bezieht sich auf das Spiel bei allen legalisierten Glücksspielanbietern. Glücksspieler können also nicht zu einem anderen Anbieter wechseln und dort ebenfalls 1.000 € pro Monat einzahlen.

Spielkarten in Herz

Auch Online Poker ist gegenwärtig in Deutschland nicht gestattet (Symbolbild) © yanina/pexels.com

Änderungen im Spielablauf und Spieleangebot

Um die Regeln des Glücksspielstaatsvertrages umzusetzen, mussten die Betreiber von Glücksspielen ihre Slots und andere Angebote umprorammieren. Gegenwärtig gibt es eine Pause von fünf Sekunden zwischen jedem Spin, die Höhe des Einsatzes ist auf 1 Euro pro Dreh festgesetzt und mehrere offene Tabs mit verschiedenen Automatenspielen sind nicht mehr gestattet.

Diese Veränderungen im Spielablauf haben dazu geführt, dass einige Slots komplett überarbeitet werden mussten. Den Betreibern wurde hierfür eine Übergangszeit eingeräumt, um in Zusammenarbeit mit den Software-Herstellern technische Lösungen zu schaffen.

Darüber hinaus wurden manche Spiele im Internet komplett verboten. So dürfen keine Slots mit progressivem Jackpot mehr angeboten werden. Auch klassische Tischspiele, wie z.B. Blackjack oder Roulette, die teilweise auch in Live Dealer Casinos online angeboten wurden, sind nicht mehr gestattet.

Änderungen hinsichtlich des aktiven und passiven Spielerschutzes

Die angesprochenen Änderungen im Spielablauf sind als Maßnahme für einen erhöhten Spielerschutz zu verstehen, da sie unter anderem die Wahrscheinlichkeit verringern sollen, dass Spieler in zu kurzer Zeit oder sogar im Autoplay-Modus zu viel Geld verspielen.

Darüber hinaus müssen Glücksspielanbieter ihre Kunden laufend über ihre Gewinne und Verluste informieren und die Möglichkeit einer Selbstsperre per Knopfdruck ermöglichen. Diese kann entweder 24 Stunden andauern oder permanent bis zur Aufhebung durch den Spieler aktiv bleiben.

Hilft der Glücksspielstaatsvertrag bei der Bekämpfung von Spielsucht?

Es ist nicht einfach, die Anzahl der Spielsüchtigen in Deutschland zu erfassen. Offiziellen Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit zufolge seien rund 500.000 Personen in Deutschland von einer Glücksspielsucht betroffen. Insgesamt sollen rund 38 % der deutschen Bevölkerung regelmäßig an Glücksspielen teilnehmen.

Mit der Einführung der OASIS-Datenbank wurde die Grundlage für aussagekräftigere Statistiken geschaffen. Allerdings kann hierüber nur der legale Glücksspielmarkt überblickt werden. Zudem werden nicht alle Glücksspiele, wie z.B. Lotto, über die OASIS-Datenbank erfasst.

Es ist ersichtlich, dass das OASIS-System genutzt wird, um sich selbst oder Angehörige vom Glücksspiel ausschließen zu lassen. Aktuell seien 193.000 Menschen in der OASIS-Datenbank für Glücksspiele gesperrt. Man kann davon ausgehen, dass das OASIS-System durchaus angenommen wird und zu mehr Spielerschutz beitragen könnte. Eine genaue Auswertung wird aber sicher noch Zeit in Anspruch nehmen, um belastbare Daten zu generieren.

Steht der Glücksspielstaatsvertrag vor einer erneuten Überarbeitung?

Einigen Politikern scheinen manche Aspekte des Glücksspielstaatsvertrages noch nicht weit genug zu gehen. So setze sich beispielsweise Burkard Blienert (SPD), der Sucht- und Drogenbeauftrage der Bundesregierung für ein vollständiges Werbeverbot ein. Dies würde nach Meinung des Politikers auch dem Wunsch der Bevölkerung entsprechen. Allerdings scheint die Umsetzbarkeit eines solchen Vorhabens in der nächsten Zeit erstmal unwahrscheinlich zu sein.

Ich kann ausschließen, dass es [zeitnah] ein Werbeverbot für Sportwetten geben wird. Dazu müsste der Glücksspielstaatsvertrag geändert werden. Das ist […] unter den 16 Bundesländern nicht mehrheitsfähigMatthias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbandes (DSWV) Quelle

Andere Politiker, wie beispielsweise René Domke (FDP), warnen sogar davor, dass zu starke Einschränkungen das illegale Glücksspiel fördern könnten, weil Glücksspieler unter Umständen nach Alternativen suchen könnten.

Man kann davon ausgehen, dass die Glücksspielszene in der deutschen Politik auch in Zukunft weiterhin große Aufmerksamkeit finden wird. Nicht zuletzt, weil es sich um einen Milliardenmarkt handelt, der auch viele Steuereinnahmen verspricht.

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