WM weiterhin in der Kritik

Die FIFA Fußballweltmeisterschaft, die in rund zwei Wochen in Katar beginnt, erhitzt weiterhin die Gemüter. Ein Brief, den FIFA-Präsident Gianni Infantino nun an die Verbände gerichtet haben soll, fachte die Debatte vor allem für die Fans weiter an. An den vergangenen Spieltagen in der deutschen Fußballbundesliga nahmen die Proteste immer weiter zu. Das steckt dahinter.

Ein Fußball liegt auf einem Fußballfeld.

Der Brief von FIFA-Boss Infantino heizte die Diskussion weiter an. ©jarmoluk/Pixabay

Brief von Infantino an die Verbände

Schon vor einigen Tagen soll sich FIFA-Präsident Gianni Infantino mit einem Schreiben an die Verbände gewandt haben, das immer noch große Wellen schlägt. Adressiert war der Brief an die 32 teilnehmenden Nationalverbände, die dazu aufgefordert wurden, den Fußball und nicht politische Debatten in den Mittelpunkt der WM zur rücken. Schon seit der Vergabe des Turniers an das Arabische Emirat gibt es Diskussionen um die Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der Menschenrechte in dem Wüstenstaat. Unlängst wurden auch die Sponsoren zur finanziellen Unterstützung der Bevölkerung aufgefordert.

Fußball soll im Fokus stehen

Zunächst war es der britische TV-Sender „Sky News“, der über das Schreiben berichtet haben soll. Mittlerweile wurde es aber auch vom Deutschen Fußballbund (DFB) bestätigt. Zitaten zufolge, soll der FIFA-Präsident darum gebeten haben, dass die Verbände nicht zulassen sollten, dass der Fußball in jeden ideologischen oder politischen Kampf hineingezogen wird, den es gibt. Des Weiteren soll er angeführt haben, dass Meinungen und Überzeugungen respektiert werden sollten, ohne moralische Lektionen zu erteilen. In Katar seien alle Besucher ungeachtet von Herkunft, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Nationalität willkommen. Anstatt zu beschwichtigen sorgte das Schreiben aber nur für weitere Kritik.

LSVD meldet sich ebenfalls zu Wort

Neben dem Umgang mit den Bauarbeitern der Stadien, war es auch die Diskriminierung und Kriminalisierung der LGTBQ+-Gemeinschaft sowie weiterer Minderheiten, die für Diskussionen gesorgt hatte. So kam es auch, dass der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) die Fußballverbände nun aufforderte, die FIFA nicht weiter mit dem Besuch des Turniers oder dem Verfolgen der Spiele zu unterstützen. Die Austragung des Turniers wäre kein Gewinn für die veranstaltenden Nationen. Vor allem nicht, in Hinblick auf die Menschenrechte.

“Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und auch bei der kommenden U20-Weltmeisterschaft in Indonesien kann es keinen Gewinner geben. Denn die Menschenrechte haben bereits verloren.”Alfonso Pantisano, Sprecher, LSVD, Pressemitteilung des LSVD

Verbände halten Kritik zurück

Nun haben auch die Verbände auf das Schreiben von FIFA-Boss Infantino reagiert. Gemeinsam mit neun anderen Verbänden hat der DFB nun ebenfalls ein Statement veröffentlich, in dem man zu Infantinos Position Stellung beziehen wollte. Auch Belgien, Dänemark, England, Norwegen, Portugal, Schweden, Wales, die Schweiz und die Niederlande beteiligt sich an der Aktion, bei der es um einen Entschädigungsfonds für Gastarbeiter sowie das Konzept eines in Doha zu errichtenden Gastarbeiter-Zentrums gegangen sein soll. Deutliche Kritik an der FIFA blieb aber aus. Stattdessen wurde der Fortschritt Katars in Bezug auf Menschenrechte begrüßt.

Fans fordern Boykott

Den Fans reicht allein die Zusicherung Katars und der FIFA zur Verbesserung der Umstände und der Sicherheit aller Besucher nicht aus. Vermehrt fanden an den letzten Spieltagen Proteste statt, in denen es darum ging, die WM möglichst zu boykottieren. Dazu wurden beispielsweise Plakate in den Stadien hochgehalten. In Dortmund nahm ein Transparent sogar die komplette Heimtribüne ein. Deutschlandweit gab es Protestaktionen.

Wer wird Weltmeister?

Der Grund für ein vermehrtes Bewusstsein war auch der Besuch von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Katar, bei dem es auch um die Frage nach einem Fernsehboykott gegangen sein soll. In einem Interview gegenüber der „Welt am Sonntag“ hatten aber beide erklärt, dass man die Entscheidung die WM nicht zu verfolgen, dennoch jedem Einzelnen überlassen wolle. Nancy Faeser gab auch bekannt, dass sie zum ersten Spiel der Deutschen Nationalmannschaft vor Ort sein werde. Trotz aller Kritik, gibt es auch andere Positionen zu diesem kontroversen Thema. So wird zum Beispiel bereits wochenlang diskutiert, welche Mannschaft die größten Chancen auf den Weltmeistertitel hat.

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