TIU sperrt weitere Tennisspieler

Die Integritätsabteilung des Tennissports, TIU (Tennis Integrity Unit), setzt ihren Rundumschlag gegen illegale Spielabsprachen fort. Der algerische Spieler Aymen Ikhlef wurde mit einer lebenslangen Sperre belegt, nachdem zehn Verstöße gegen das Tennis-Antikorruptions-Programm (TACP) festgestellt wurden, darunter vier Fälle von Spielmanipulation. Es handelt sich um die siebte Sperre innerhalb von nur sechs Wochen. Nicht nur der Sport, sondern auch die Wettbranche leidet unter den Vorfällen.

Ein Tennisspieler richtet sein Schweißband.

In kaum einer anderen Sportart sind Matchfixings zurzeit so präsent wie im Tennis. ©Ollivves/Pixabay

Zehn Fälle in mehreren TACP-Sektionen

Einen Monat nach der Sperre der bulgarischen Tennisbrüder Karen und Yuri Khachatryan hat die Tennis-Integritätsabteilung TIU weitere Urteile gegen mehrere Tennisprofis gefällt. Diese Woche erhielt der Algerier Aymen Ikhlef eine lebenslange Sperre. Grund ist die wiederholte Missachtung der TACP-Regeln. Der Anhörungsbeauftragte Richard McLaren leitete die Ermittlungen und stellte gravierende Verstöße in zehn Fällen in mehreren Bereichen fest.

Vier Fälle beziehen sich auf Spielmanipulationen. In zwei Fällen hatte Ikhlef andere Spieler dazu aufgefordert, sich nicht nach besten Kräften zu bemühen. In drei weiteren Fällen wurden dem 25-jährigen Algerier Versäumnisse in Bezug auf Korruptionsmeldungen nachgewiesen. Als letzten Punkt benannte TIU mangelnde Kooperationsbereitschaft bei der Untersuchung. Laut McLaren ist der Spieler in allen Fällen schuldig.

Ikhlef ist kein weltbekannter Tennisstar, sein bisheriges Karrierehoch feierte er 2015 als er den Platz 1.739 im ATP-Ranking erreichte. Mit dem Urteil geht es für den Spieler nun auch nicht mehr weiter nach oben. Die Liste der TACP-Richtlinien, gegen die Ikhlef verstoßen hat, ist lang. So wurden im Verlauf der Ermittlungen eindeutige Verstöße gegen die Abschnitte D.1.d, D.1.e, D.2.a.i und den Abschnitt F.2.b festgestellt.

Die Abschnitte gleichen dem Fall des Anfang Oktober wegen Wettbetrugs gesperrten Tennisprofis Gerard Joseph Platero Rodriguez. Sie besagen, dass kein Spieler Spielergebnisse manipulieren darf. Zudem dürfen Spieler keine anderen Spieler dazu auffordern, nicht ihr Bestes zu geben. Ein weiterer Abschnitt besagt, dass ein Spieler, der von einer Person angesprochen wird, die Geld, Vorteile oder Gegenleistungen in Bezug auf Spielabsprachen bietet, dies umgehend bei der TIU melden muss. Darüber hinaus sind alle registrierten Spieler zur Kooperation verpflichtet.

Sieben Sperren in sechs Wochen

Die Sperre gegen Ikhlef ist bereits die siebte in nur sechs Wochen. Neben den benannten Fällen kam es Ende letzten Montas zur lebenslangen Sperre der bulgarischen Tennisspielerin Aleksandrina Naydenova, welche eine weitaus größere Marke im Tennis darstellt: Die 28-jährige Athletin ist Gewinnerin von 14 Titeln der International Tennis Federation (ITF), belegte im ITF-Einzelranking Platz 89 und Platz 218 im WTA-Ranking.

Zwischen 2015 und 2019 soll Naydenova jedoch mehrfach an Matchfixing-Aktivitäten teilgenommen haben. Auch sie wurde von der TIU beschuldigt, nicht hinreichend kooperiert zu haben, neben der Sperre hat sie eine Geldstrafe von 150.000 Dollar (~ 126.057 Euro) erhalten. Insgesamt wurden der Spielerin 13 Verstöße gegen das TACP nachgewiesen. 12 davon bezogen sich auf Spielmanipulationen.

Sanktion gegen Linienrichter Rocher

Anfang Dezember wurde außerdem der Spanier Enrique López Pérez, der 2018 im ATP-Einzelranking Platz 154 erreichte, wegen dreifachen Matchfixings für schuldig befunden. Er erhielt eine achtjährige Sperre und eine Geldstrafe von 25.000 Dollar. Vor zwei Wochen kam es obendrein zur lebenslangen Sperre des Ukrainers Stanislav Poplavskyy sowie zur Verurteilung des Briten George Kennedy, der mit einer siebenmonatigen Sperre und einer Geldstrafe belegt wurde.

Die Sperren der letzten Zeit bezogen sich nicht nur auf Spieler, sondern auch auf Offizielle. Für Furore sorgte diesbezüglich die 18-monatige Sperre und 5.000 Dollar schwere Geldstrafe gegen den französischen Linienrichter David Rocher. Laut TIU hatte der Offizielle mehrfach auf Tennisspiele gewettet, was die Regeln des TACP ebenfalls untersagen. Rocher hatte zugegeben, zwischen Januar und Oktober 2019 insgesamt 11 Wetten auf Spiele platziert zu haben. Damit lag ein eindeutiger Verstoß gegen Abschnitt D.1.a des TACP vor.

Ab Januar 2021 wird die TIU in ITIA (International Tennis Integrity Agency) umbenannt. Sie wird auch weiterhin die Durchsetzung der Wettintegrität im Tennis übernehmen, bevor sie ab 2022 auch die Kategorie Doping in ihre Zuständigkeit aufnimmt.

IBIA: Neue Datenschutzstandards

Wie aus einem Bericht von Europol, dem Polizeiamt der Europäischen Union (EU), hervorgeht, haben illegale Spielabsprachen zuletzt immer mehr zugenommen. Vor allem Tennis bildet in diesem Kontext ein Problemfeld: Im Jahr 2016 wurden lediglich 11 Spiele manipuliert, im Jahr 2017 waren es schätzungsweise 236, wobei dieser Wert bis 2018 wieder leicht auf 191 gesunken ist.

Im November meldete auch die International Betting Integrity Association (IBIA), dass die Zahl der Meldungen über verdächtige Wetten im dritten Quartal um 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, wobei zwei Drittel der Fälle auf Fußball und Tennis entfielen. Diese beiden Sportarten generierten jeweils 25 Meldungen, die zusammen 66 % aller im dritten Quartal erfassten Fälle ausmachten.

Um der Situation zu begegnen hatte die IBIA im Oktober neue Standards für den Datenschutz erlassen, die zur Wahrung der Integrität von Sport und Buchmachern beitragen sollen. Ein Großteil davon bezieht sich auf die Protokollierung der Geschäftsvorgänge und die Nachvollziehbarkeit der Datensätze, welche den Wettanbietern zur Verfügung gestellt werden. In beiden Feldern sei ein allgemeiner Mangel an Transparenz festzustellen.

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