Studie zeigt: Sportwetten-Werbung sorgt für mehr Einsätze

Spielerschutz-Initiativen kämpfen seit Langem dagegen: Werbung für Glücksspiel und Sportwetten nimmt überhand. Nun suggeriert eine neue Studie von der Universität Glasgow und Stirling, dass sie auf der richtigen Spur sein könnten. Innerhalb der Erhebung hätten zahlreiche Sportwettende eingeräumt, durch Werbung zu weiteren, aber ungeplanten Einsätzen geführt worden zu sein.

Auf einem Laptopbildschirm werden Statistiken angezeigt.

Trotz gegenteiliger Behauptungen steigen die Werbeausgaben der Anbieter.
©PhotoMIX-Company/Pixabay

Das beinhaltet die Studie

Die neue Studie beinhaltete zwei Umfragen unter insgesamt circa 3.000 aktiven Sportwetten-Fans. In der Auswertung der Erhebung unter der Leitung von Dr. Heather Wardle aus Glasgow stellte sich heraus, dass 31,2 Prozent der Sportwettenden sich durch die Werbung der Buchmacher dazu motiviert gefühlt habe, weitere Wetten abzuschließen, die in ihrem eigentlichen Plan nicht vorhanden waren. In diesem Ergebnis wird deutlich, welche Auswirkungen die Werbung wirklich auf Spieler und Spielerinnen hat.

Es ist der erste Beweis

“Zum ersten Mal haben wir Beweise dafür, dass Werbung wirklich schwerwiegende Auswirkungen auf Menschen mit problematischem Glücksspiel hat”

, sagt Dr. Wardle dazu,

“Die Branche sagt immer, dass es keine Beweise dafür gibt, dass die Werbung Schaden verursacht, aber wenn diejenigen, die ein Problem mit dem Glücksspiel haben, mehr Geld ausgeben, ist das ein Beweis für den Schaden.”

Die Untersuchungsergebnisse stützen die Thesen der Studie. Ganz besonders geht es darin um eine betroffene Gruppe.

Problemspieler und -spielerinnen sind besonders betroffen

Wer ohnehin bereits ein Problem mit seinem Spielverhalten hat, der leidet besonders unter der Werbung für Sportwetten und Glücksspiel. Fünf Prozent der Befragten aus der Studie von Dr. Wardle haben sich als Problemspieler zu erkennen gegeben. Von diesen haben ganze 87 Prozent erklärt, aufgrund der Werbung mehr gewettet zu haben als geplant oder gewollt. Liegen die Ergebnisse richtig, so trifft die Sportwetten- und Glücksspielwerbung besonders die ohnehin sehr vulnerablen Spieler und Spielerinnen mit bereits pathologischem Spielverhalten.

Der Staat ist mitverantwortlich

Dr. Wardle mahnt immer wieder an, welche Konsequenzen unreguliertes Glücksspiel für eine Gesellschaft und die Menschen darin haben kann, ganz besonders für vulnerable Gruppen. Deshalb plädiert sie dafür, endlich zu handeln und fordert insbesondere auch den Staat auf, aktiv zu werden. In dessen Verantwortlichkeit liege es nämlich, mithilfe von Gesetzen den Glücksspielsektor zu regulieren und Spielsüchtige so vor der für sie gefährlichen Werbung zu schützen, damit sie dieser nicht ausgesetzt sein müssen.

Studie hat Einschränkungen

Die Studie sei, so die Einschränkung der Forschenden, jedoch kein Beweis dafür, dass Sportwetten-Werbung auch die Spielsuchtgefahr in die Höhe schießen lasse. Um diese These zu belegen, sei die Studie nicht gedacht gewesen, sondern nur um den Zusammenhang zwischen Marketing und Problemspiel aufzudecken, den sie auch tatsächlich belegt. Schon diese Vernetzung sei allerdings ausreichend, um die Glücksspiel- und Sportwetten-Werbung einzuschränken, denn die Ergebnisse sind besorgniserregend genug. Und auch deutlich genug, um Handlungsbedarf anzuzeigen.

Es tut sich etwas

Überall ist derzeit zu sehen, wie sehr die Branche und der Markt in Bewegung sind. In Deutschland forderte gerade das Bündnis gegen Sportwetten-Werbung ein Ende dieses Marketings. Grund dafür sei die These, dass so ein für diverse Personengruppen gefährliches Produkt verharmlost werde. Aber auch in anderen Ländern, wie beispielsweise in den Niederlanden, gibt es Sorgen um fehlende Regularien. In manchen Ländern wird sogar über ein generelles Werbeverbot diskutiert.

Die Datenlage ist klar

Ein Faktor, der zudem für die potentielle Begrenzung von Glücksspielwerbung eine Rolle spielt, ist, dass die Ausgaben der Sportwetten-Anbieter für Marketing – trotz gegenteiliger Behauptungen – in den letzten Jahren massiv angestiegen sind. In der ersten Jahreshälfte wurden in Großbritannien zuvor durchschnittlich rund 6,8 Millionen GBP (circa 8,1 Millionen Euro) pro Woche ausgegeben. Inzwischen sind es 8,3 Millionen GBP; es ist also ein Anstieg um fast ein Viertel im Jahr 2021. Wissenschaftler bilanzieren, dass auch dies eine Motivation für Spielende sei.

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