Sportwettbüros in Bremen drohen Schließungen

Es könnte das Ende der Sportwettbüros in Deutschlands kleinstem Bundesland bedeuten: Die Bremer Innenbehörde widmet sich dem Kampf gegen Geldwäsche. Alle Veranstalter von Sportwetten im Land Bremen müssen nun nachweisen, woher das Geld für die Gründung einzelner Wettbüros stammte. Zeit, um diese Nachweise vorzulegen, ist noch bis Anfang August.

Jemand sitzt mit einer Kreditkarte in der Hand am Laptop.

Die Stadt Bremen steht der Liberalisierung des Glücksspielmarktes kritisch gegenüber. ©rupixen/Pixabay

Veranstalter müssen Nachweise erbringen

Zurück geht die Bremer Initiative auf eine Risikoanalyse der Bundesregierung aus dem Jahr 2019, nach der Sportwettbüros besonders anfällig sind, Schauplätze von Geldwäsche aus dem kriminellen Milieu zu werden. Alle Veranstalter sind nun also aufgefordert, Nachweise zu erbringen. Zeit dafür haben sie noch bis Anfang August. Bislang hat jedoch nach Angaben der Bremer Innenbehörde kein einziger Betreiber reagiert und Nachweise erbracht. Verstreicht die Frist, gelten die Angebote fortan als illegal und müssen somit geschlossen werden.

24 Wettbüros waren in Bremen geduldet

Bislang sind nach Behördenangaben vier Veranstalter im Bundesland aktiv, namentlich Tipico, Happybet, Tipwin und Xtip. Zehn weitere Betreiber arbeiten in der Hansestadt als Franchiseunternehmer und betreiben mindestens ein Sportwettbüro. Insgesamt waren bislang 24 solcher Einrichtungen rechtlich geduldet. Der Glücksspielstaatsvertrag von 2021 stellt jedoch klar, dass nun alle Wettbüros von den Behörden genehmigt werden müssen. Für alle bisher existierenden 24 wurden entsprechende Anträge eingereicht. Neu eröffnet werden sollten weitere acht.

Innenbehörde lehnt alle Anträge ab

Jetzt ist klar: Die Bremer Innenbehörde hat alle der insgesamt 32 Anträge abgelehnt. Würden die Wettbüros weiterbetrieben werden, wäre dies somit illegales Glücksspiel. Bis Anfang August gibt es noch die Chance, Buße zu tun und die geforderten Nachweise einzureichen. Ist bis dahin nicht klar, woher das Geld für die Gründung stammte, müssen die Wettbüros schließen, notfalls mithilfe der Bremer Polizei. In Bremerhaven werden die Anträge aktuell noch bearbeitet, hier geht es um fünf Wettbüros von vier Betreibern.

Eröffnung eines Wettbüros ist teuer

Rund 120.000 Euro kostet die Eröffnung eines Wettbüros, je nach Veranstalter, nach Angaben der Bremer Innenbehörde. Alle Betreiber haben inzwischen eine Schließungsverfügung mit einer offiziellen Anhörung erhalten. Doch Bremens Innensenator Ulrich Mäurer erwartet nicht, dass die Büros freiwillig schließen, sondern geht davon aus, dass die Betreiber sich gerichtlich gegen die Ablehnung ihrer Anträge wehren werden. Dafür ist die Hansestadt aber augenscheinlich bereit.

“Wir betreten mit unserer Initiative rechtliches Neuland. Das ist immer ein gewisses Risiko. Aber das ist es uns wert.”Ulrich Mäurer, Bremer Innensenator

Bremens Vorgehen ist einzigartig

In vielen anderen Bundesländern reicht es aus, ein Führungszeugnis vorzulegen, um ein Wettbüro betreiben zu dürfen. Dieses strikte Vorgehen rund um die Nachweise der Geldmittel, die zur Eröffnung der Stätten genutzt wurden, ist aber nur ein Teil der Strategie von Innensenator Mäurer, der es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen die Glücksspielindustrie vorzugehen. Das Bundesland Bremen steht der Liberalisierung des Marktes eher skeptisch und zögerlich gegenüber, doch die Kontrolle des Glücksspiels ist Ländersache.

Maßnahmen zur Verschärfung getroffen

Auch damit, was Bremen für Verschärfungen getroffen hat, machte das Land auf sich aufmerksam. Kürzlich wurde zum Beispiel beschlossen, dass Casinos in der Hansestadt bald ab 21 sein sollen. Innensenator Mäurer sprach sich vor Kurzem sogar für ein generelles Verbot von Sportwettenwerbung aus, da diese suggeriere würden, dass Wetten selbstverständlich zum Fußball gehören würden und diejenigen höhere Gewinnchancen hätten, die sich gut mit dem Sport auskennen. Dies verkenne die oft dramatischen Folgen von Spielsucht.

Politik muss Zugeständnisse machen

Ob der Weg der Bremer Innenbehörde geeignet ist, wird erst die Zukunft zeigen. Spiele um Geld sind zwar gefährlich und haben manchmal auch dramatische Konsequenzen sowohl finanzieller, als auch familiärer oder sozialer Natur. Trotzdem gibt es ein Bedürfnis von Bürger und Bürgerinnen, an Glücksspiel teilzunehmen, das ausbalanciert werden muss. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem Schutz der Spieler und den Bedürfnissen der Menschen. Wer keine legalen Angebote zur Verfügung hat, der fällt auf illegale zurück.

Das Ziel ist, Geldwäsche zu verhindern

Auch renommierte Anbieter stehen immer wieder in der Kritik. Tipico beispielsweise musste Vorwürfe erdulden, seine Geschäftspartner vor Ort nicht sorgfältig genug kontrolliert zu haben. Innensenator Mäurer benennt das Ziel klar als die Verhinderung von Geldwäsche.

“Im Kern geht es uns darum, die Zuverlässigkeit dieser Betreiber zu überprüfen. Wir wollen zudem sicherstellen, dass hier keine Gelder aus dunklen Geschäften wie Drogen- oder Menschenhandel gewaschen werden und auf diese Art und Weise in den legalen Geldkreislauf fließen können.”

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