Jahresrückblick 2023: Was hat die Glücksspielbranche im abgelaufenen Jahr bewegt und wie geht es 2024 weiter?

Das Jahr 2023 hat sowohl für die Anbieter als auch die Spieler von Glücksspielen eine Menge Veränderungen mit sich gebracht. Die Redaktion von OnlineCasinosDeutschland.com hat sich angesehen, welche Meilensteine die Branche in diesem Jahr geprägt haben und welche Herausforderungen sich für das neue Jahr ergeben.

Ein Korken schießt aus einer Sektflasche mit einer Wunderkerze im Hintergrund

Das Jahr 2023 hat viel Bewegung in die Glücksspielbranche gebracht und 2024 könnte es ähnlich dynamisch weitergehen. (Symbolbild) © Myriam Zilles/unsplash.com

Die GGL startet offiziell als Glücksspielbehörde

Im Januar 2023 nahm die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) offiziell ihren Dienst auf und markierte damit nicht nur den Start des (Glücksspiel-)Jahres, sondern den Beginn eines neuen Zeitalters.

Die vormals dezentralisierte Behördenstruktur mit unterschiedlichen Zuständigkeiten wurde aufgelöst und der neue Standort in Halle (Saale) in Sachsen-Anhalt ist seitdem für alle Fragestellungen rund um das Glücksspiel in Deutschland die wesentliche Anlaufstelle.

Im Laufe des Jahres hat die GGL zahlreiche Glücksspielfirmen geprüft, Anbieter lizenziert und Verwarnungen ausgesprochen, wenn gegen geltende Gesetze verstoßen wurde. Zudem ist die GGL bemüht, die Transparenz legalen Glücksspiel zu erhöhen und hat dafür ein offizielles Prüfsiegel entwickelt, das lizenzierte Anbieter tragen dürfen.

Das offizielle GGL-Prüfsiegel für Glückspielanbieter

So sieht das neue Prüfsiegel aus, das Glücksspielanbieter auf ihrer Website integrieren sollen © GGL

Ein weiterer Erfolg dürfte die technische Optimierung des LUGAS-Systems gewesen sein. Zukünftig soll damit dem Risiko der Geldwäsche besser begegnet werden.

Darüber hinaus hat die GGL auch unter Beweis gestellt, dass sie sich für die von ihr lizenzierten Unternehmen einsetzen möchte, indem klar Stellung zum fragwürdigen Gesetzesentwurf Bill No. 55 der maltesischen Regierung bezogen wurde.

Experten zufolge müsse die GGL aber künftig mit mehr Instrumenten zur strafrechtlichen Verfolgung von illegalen Glücksspielanbietern ausgestattet werden, um noch wirkungsvoller die eigenen Ziele durchzusetzen. Man darf gespannt sein, ob die Grundlage hierfür 2024 geschaffen werden könnte.

Konsequente Aktionen gegen illegales Hinterzimmer-Glücksspiel

Beamte des Ordnungsamtes verladen einen illegalen Spielautomaten

Das Ordnungsamt in Nordrhein-Westfalen stellt illegale Spielautomaten sicher © Ordnungsamt Hamm

Auch im Jahr 2023 war illegales Glücksspiel ein Problem in Deutschland. Im stationären Bereich hat es Maßnahmen gegeben, um illegale Spielautomaten sicherzustellen und die Drahtzieher festzunehmen. Oft ging es bei Razzien auch um weitere Straftaten, wie Drogenhandel oder Geldwäsche.

Mitte des Jahres wurde vom Bayerischen Automaten-Verband e. V. (BAV), dem Fachverband Gastronomie-Aufstellunternehmer e.V. (FGA) und der auf das Glücksspielrecht spezialisierten Kanzlei BENESCH & PARTNER eine Meldeplattform für illegale Glücksspielangebote im terrestrischen Bereich ins Leben gerufen, um unter anderem dem Aufstellen sogenannter Fun-Games entgegenzuwirken, bei denen die Gewinne nicht direkt von der Maschine ausgegeben, sondern oft vom Lokal in bar ausgezahlt werden.

Inwieweit die Meldeplattform oder Hinweisgeber im Allgemeinen den Ermittlern dabei geholfen haben, Razzien gegen illegale Glücksspielbetreiber durchzuführen, ist derzeit nicht bekannt.

Kanalisierung des legalen Glücksspiels bleibt eine Herausforderung

Die GGL scheint davon ausgehen, dass der Marktanteil des illegalen Glücksspiels auf etwa 2 bis 4 Prozent zurückgegangen ist. Doch andere Analysen und Studien scheinen zu dem Ergebnis gekommen zu sein, dass der Schwarzmarkt in Deutschland immer noch fast die Hälfte des Gesamtmarktes ausmacht.

Der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) und der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) haben eine Studie an der Universität Leipzig in Auftrag gegeben, die unter anderem ein drastisches Wachstum des illegalen Glücksspielangebotes und des Marktanteils des Schwarzmarktes habe aufzeigen können, wie die folgende Grafik verdeutlicht:

Anteile am legalen und illegalen Markt für Online-Glücksspiele von 2019 bis 2023

Anteile am legalen und illegalen Markt für Online-Glücksspiele von 2019 bis 2023 © DSVW

Burkhard Blienert (SPD), der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, hatte sich im Laufe des Jahres für “scharfe Instrumente” gegen das illegale Glücksspiel ausgesprochen. Ein solches Instrument könne die “Entkriminalisierung” von Spielsüchtigen sein, die dazu animiert werden sollten, illegale Anbieter zu melden.

Zum Ende des Jahres hat Luka Andric, Geschäftsführer des DSVW, nochmals explizit die These formuliert, dass zu strenge Regulierungen des legalen Glücksspiels den Schwarzmarkt indirekt antreiben könnten.

Stationäre Spielhallen leiden unter strengen Vorschriften

In vielen Bundesländern gelten sogenannte Abstandsregeln für Spielhallen, die besagen, dass sich Glücksspieleinrichtungen nicht in der Nähe von Schulen, Kindergärten oder zueinander befinden dürfen. Unter anderem in Bremen wurde dieser Mindestabstand nochmals angehoben und trotzt massiven Widerstands für rechtmäßig erklärt.

Auch auf der 18. Fachtagung Sportwetten & Glücksspiel wurde Unmut darüber ausgedrückt laut, wie stark die legalen Anbieter eingeschränkt würden und dies den illegal operierenden Unternehmen in die Karten spielen werde.

Doch nicht nur Abstandsregeln scheinen stationäre Spielhallen zur Geschäftsaufgabe zu zwingen. Spielhallenbetreiber aus Berlin haben unter anderem die mehrfache Besteuerung bemängelt, die niedrigere Auszahlungsquoten nötig mache und das Glücksspiel in Spielhallen unattraktiver im Vergleich zu Online-Anbietern werden lasse.

Selbst der renommierte Anbieter Gauselmann hat inzwischen seine letzte der einst acht Merkur-Spielhallen in Berlin geschlossen. Das Geschäft sei nicht mehr wirtschaftlich und man könne den Standort nicht weiter betreiben.

Gauselmann eröffnet neue Spielbank und setzt Expansionskurs fort

David Schnabel und Paul Gauselmann

David Schnabel (links) und Paul Gauselmann feiern die Erteilung der Spielbankzulassung in Niedersachsen. © Gauselmann Gruppe/Oliver Krato

Ansonsten hat es für Gauselmann in diesem Jahr aber einige Erfolgsmeldungen gegeben. Der ostwestfälische Glücksspiel-Konzern hat seinen Expansionskurs im Bereich der Spielbanken fortgesetzt. Dies hat Vertriebsvorstand Jürgen Stühmeyer als strategische Antwort auf das stark reglementierte Spielhallen-Geschäft bezeichnet.

Der Glücksspielriese hat im März ein Casino in Monheim (NRW) eröffnet. Gauselmann darf exklusiv Spielbanken im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands betreiben, weil das Unternehmen im Jahr 2021 eine Ausschreibung gewonnen hat. In NRW hat Gauselmann seitdem das Recht, bis zu sechs Spielbanken zu betreiben.

Weil mit dem Casino in Monheim erst der fünfte Standort in NRW eröffnet hat, entschied man sich dazu, einen Spielbank-Neubau in Monheim zu planen. Trotz Protesten von Umweltschützern wurde das Vorhaben letztlich durch den Stadtrat abgesegnet, sodass die Bauarbeiten bis 2025 abgeschlossen sein sollen.

Auch in Niedersachsen wird Gauselmann nach einer gewonnen Ausschreibung künftig präsent sein und ab September 2024 zehn vormals staatliche Spielbanken übernehmen.

Lootboxen rücken erneut in den Fokus von Glücksspiel-Diskussionen

Der Glücksspielstaatsvertrag legt klar fest, welche Glücksspiele in Deutschland legal sind und ob diese im Internet oder nur terrestrisch angeboten werden dürfen. Doch es erscheinen immer wieder neue Formen des Glücksspiels auf dem Markt.

Person mit einem Controller in der Hand

Laut Experten könnten Lootboxen einen Einstieg in das Glücksspiel bieten. superanton/pixabay.com

Im Jahr 2023 erhärtete sich die Diskussion auch in Deutschland darüber, ob sogenannte Lootboxen als Form des Glücksspiels anzusehen seien. Bei Lootboxen handelt es sich gewissermaßen um digitale Wundertüten in Videospielen, die teilweise im Austausch gegen Echtgeld erworben werden können.

Kritiker sehen in Lootboxen die Heranführung von Minderjährigen ans Glücksspiel, während einige sogar noch weiter gehen und fordern, dass Spiele mit Lootbox-Mechanik als Glücksspiele lizenziert und erst ab 18 Jahren freigegeben werden sollten.

EA FC 24, der Nachfolger der legendären FIFA-Reihe, wurde in diesem Jahr erst ab 12 Jahren freigegeben und am Aktionstag Glücksspielsucht 2023 wurden Kinder für den Verantwortungsbewussten Konsum von Glücksspielen sensibilisiert.

Studien zur Spielsucht werfen Fragen auf

Zwei wichtige Ziele des Glücksspielstaatsvertrages sind die Reduktion des illegalen Glücksspiels und ein Rückgang bei der Anzahl der Spielsüchtigen. Es hat sich aber gezeigt, dass diese Werte nicht so einfach zu ermitteln sind.

Im Laufe des Jahres 2023 wurden zahlreiche Studien zum Glücksspiel in Deutschland veröffentlicht. Oft wurden die Ergebnisse angezweifelt oder zumindest kontrovers diskutiert, denn die Vergleichbarkeit mit den Zahlen aus der Vergangenheit könnte dadurch erschwert werden, dass in verschieden Studien unterschiedliche Methodiken zum Einsatz kamen.

Der quartalsweise erscheinende Glücksspiel-Atlas, der von der Deutschen Gesellschaft für Glücksspiel mbH (DGGS) veröffentlicht wird, hat in diesem Jahr neben der allgemeinen Marktentwicklung auch die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Kontext des Glücksspiels thematisiert. Demnach könnten KI-Programme, wie sie beispielsweise von der Firma Mindway AI zur Verfügung gestellt werden, dabei helfen, problematisches Spielverhalten schneller zu identifizieren.

In Deutschland sollen rund 1,3 Millionen Menschen von einer Spielsucht betroffen sein. Diese Zahl liegt weit unter der Marke von 8 %, die im Glücksspiel-Survey 2021 ermittelt wurde, bei dem Kritiker aber auch methodische Fehler bemängeln, die zu einer Verzerrung der Ergebnisse geführt haben könnten.

Werbeverbote für Glücksspiele werden kontrovers diskutiert

Ein Foto von Werbefachmann Dr. Andreas Blaue

Werbefachmann Dr. Andreas Blaue wünscht sich eine konstruktive Diskussion hinsichtlich eines möglichen Sportwetten-Verbotes.

Wenn es um Werbung für Glücksspiel geht, hat der Werbefachmann Dr. Andreas Blaue den Diskussionsgegnern das Schwarz-Weiß-Denken vorgeworfen.

Nachdem ein Verbot von Sportwetten-Werbung von verschiedenen Politikern im Laufe des Jahres gelegentlich erwähnt wurde, hat das sogenannte Bündnis gegen Sportwetten-Werbung Anfang Dezember in einem offenen Brief das schrittweise Verbot von Glücksspiel- und Sportwetten-Werbung gefordert.

Die Branche, allen voran der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) argumentiert jedoch, dass Werbung für legale Angebote einen wichtigen Beitrag leiste, um über legales und illegales Glücksspiel aufzuklären.

Welche Glücksspielthemen werden von besonderer Bedeutung im Jahr 2024 sein?

DOCV-Geschäftsführerin Julia Lensing hat gefordert, die Regulierung von klassischen Tischspielen wie Baccarat, Blackjack oder Roulette zu überdenken, die gegenwärtig im lizensierten Online Glücksspiel in Deutschland nicht gestattet sind.

Ebenso ist zu erwarten, dass die Diskussionen zur Glücksspielwerbung, zur Bekämpfung des illegalen Glücksspiels und zur Prävention von Spielsucht weiter sehr kontrovers geführt werden. Welche Implikationen dies für die Politik und Wirtschaft hat, bleibt abzuwarten.

Auch die Forschung war im abgelaufenen Jahr sehr aktiv und hat die Grundlage für weitere Untersuchungen geschaffen. Allerdings gehen die Statistiken zur Größe des Schwarzmarktes oder zur Anzahl der spielsüchtigen Menschen in Deutschland noch stark auseinander.

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