Nach Phil Hellmuths Forderung: Sollte die World Series of Poker einen Ruhetag beim Main Event einführen?

von Editiert von Angela Burke Veröffentlicht am: 02.06.2025. Aktualisiert am: 05.06.2025.

  • Phil Hellmuth kritisiert fünf aufeinanderfolgende Zehn-Stunden-Tage beim World Series of Poker Main Event
  • Hellmuth fordert einen Ruhetag beim WSOP Main Event
  • Die aktuelle Belastung mache das Format aus seiner Sicht unfair
Veranstaltungsraum bei der WSOP.

Das WSOP Main Event kann für Teilnehmer extrem anstrengend sein. © WSOP

Phil Hellmuth fordert Erholungstag beim WSOP Main Event

Phil Hellmuth sorgt erneut für Diskussionen rund um die World Series of Poker (WSOP) . Dieses Mal hat sich die Pokerlegende nicht mit einem seiner legendären Auftritte selbst überboten, sondern hat eine klare Forderung formuliert: Das WSOP Main Event müsse überarbeitet werden.

Konkret kritisiert er in einem auf X (ehemals Twitter) veröffentlichten Video, dass Spieler derzeit an sieben aufeinanderfolgenden Tagen je zehn Stunden am Tisch sitzen müssen. Diese Belastung könne gerade für ältere Spieler unfair und spielentscheidend sein. Hellmuth ist der Ansicht, dass zwischen 30 und 40 Prozent der Spieler das Turnier allein aufgrund von Erschöpfung kaum gewinnen könnten.

Der elffache WSOP-Champion geht noch weiter: Selbst Top-Profis wie Brian Rast würden unter dieser Belastung Fehler machen. Es sei nicht im Sinne des Sports, wenn nicht die spielerische Klasse, sondern körperliche Frische über Sieg oder Niederlage entscheide. Die Turnierstruktur sei zwar grundsätzlich stark, aber körperliche Erschöpfung dürfe kein taktischer Faktor sein. Auch kritisiert er, dass sich manche Spieler nur mit Mikrodosierungen von Pilzen, Cannabis oder Adderall durch die Tage schleppen würden. Seine Lösung: ein Ruhetag an Tag 6.

Wie ist das WSOP Main Event aufgebaut?

Das Main Event der WSOP ist das wohl prestigeträchtigste Pokerturnier der Welt. Gespielt wird No-Limit Texas Hold’em. Der Buy-in liegt bei 10.000 USD (rund 8.740 EUR).

In der Regel gibt es mehrere Starttage (Day 1A, 1B, 1C usw.), an denen die Teilnehmer mit 60.000 Chips ins Turnier starten. Die Blinds steigen alle zwei Stunden. Das Turnier erstreckt sich insgesamt über rund zehn bis elf Tage. Viele Spieler sitzen dabei bis zu sieben Tage in Folge jeweils über zehn Stunden am Tisch.

Die letzten neun verbleibenden Spieler bilden schließlich den Finaltisch, der gesondert ausgespielt und medial groß aufgezogen wird. Der Preispool hängt von der Teilnehmerzahl ab.

Manipulierte Abstimmung oder PR-Show?

Begleitet wird Hellmuths Forderung von einem medialen Nebenschauplatz: Im Februar hatte Hellmuth öffentlich angekündigt, das Main Event in diesem Jahr womöglich zu boykottieren. Dies wäre ein Novum nach 37 Jahren ununterbrochener Teilnahme gewesen.

Kurz vor Turnierstart legte er die Entscheidung über seine Teilnahme dann aber in die Hände seiner Fans: Eine X-Umfrage sollte klären, ob er antreten solle. Erst stimmten über 70 % für Play, doch nach rund 4.000 Stimmen kippte das Ergebnis. Hellmuth sprach später von gezielter Manipulation und vermutete einen organisierten Angriff durch Troll-Farmen. Die Umfrage wurde daraufhin gelöscht.

Deutsche Übersetzung: Main Event? Oder boykottieren in der Hoffnung, dass sie die Struktur für das nächste Jahr ändern: indem sie uns Tag 6 frei geben? In meinem nächsten Tweet werde ich eine Umfrage veröffentlichen und die Ergebnisse würdigen.

In einem Video vom 29. Mai erklärte er schließlich, dass er definitiv am WSOP Main Event teilnehmen werde, stilgerecht als 80er-Rockstar unter dem Motto Highway to Hellmuth.

Deutsche Übersetzung: Ich werde unter dem Motto Highway To Hellmuth anreisen. Vielleicht verkleide ich mich als Rockstar aus den 80ern. Ich kann es kaum erwarten, das Kunstwerk zu zeigen, das wir für den großen Start des Main Events haben.

Ob die WSOP-Veranstalter Hellmuths Forderung nachkommen, ist derzeit noch unklar. Fest steht: Seine Kritik stößt in der Spielerszene auf Resonanz. Viele teilen seine Einschätzung, dass das Turnierformat an seine Grenzen stößt. Hellmuth, der sich selbst gerne mit Sportgrößen wie Tiger Woods oder Michael Jordan vergleicht, nutzt seine Popularität, um strukturelle Änderungen anzustoßen. Hinter dem angekündigten Highway to Hellmuth-Spektakel steckt dieses Jahr also mehr als nur Show.

Auf Reddit stößt Hellmuths Forderung nicht nur auf Zustimmung:

Comment byu/firestickmike from discussion inpoker

Deutsche Übersetzung: Unabhängig davon, ob er es schaffen könnte oder nicht, ist sein Vorschlag nicht unvernünftig. Fünf Tage am Stück 12–16 Stunden am Tag zu pokern, ist für jeden anstrengend, und wenn man dieses Niveau erreicht hat, verdient man einen Tag, um sich zu erholen, da die Entscheidungen, die man treffen muss, umso wichtiger sind.

Comment byu/firestickmike from discussion inpoker

Deutsche Übersetzung: Ehrlich gesagt bin ich da anderer Meinung. Ich denke, dass große Turniere lang und anstrengend sein sollten und dass die Fähigkeit, weiterhin gute Entscheidungen zu treffen, ein wichtiger Faktor dafür ist, wie gut man als Spieler ist.

Man kann auch argumentieren, dass Phil nur versucht, dies zu erreichen, weil er alt ist und buchstäblich keine mehrtägigen Turniere mehr spielen kann wie früher, was ich für verrückt halte.

Comment byu/firestickmike from discussion inpoker

Deutsche Übersetzung: Um ihm gegenüber fair zu sein: Müdigkeit ist zu 100 % ein Faktor, wenn Spieler älter werden, und sie ist ein wichtiger Grund dafür, dass fast alle, die man spät im Main Event sieht, jünger sind. Es geht nicht nur darum, stundenlang Entscheidungen zu treffen, sondern auch darum, sich zu erholen, um es am nächsten Tag wieder zu tun.

Das begünstigt die jüngeren Spieler dramatisch, und ein zusätzlicher Ruhetag verschafft niemandem einen zusätzlichen Vorteil, sondern sorgt dafür, dass die Spieler auf dem gleichen Niveau spielen.

Comment byu/firestickmike from discussion inpoker

Deutsche Übersetzung: Ich stimme Phil Hellmuth in diesem Punkt sogar zu (eine seltene Sache für mich). Ich bin für kürzere Tage und regelmäßige freie Tage bei Turnieren. Sie sind viel zu zermürbend.

Ich wäre ehrlich gesagt froh, wenn sie auf maximal 8 Stunden pro Tag und 40 Stunden pro Woche begrenzt würden, um sowohl den Spielern als auch den Dealern zu helfen. Wenn das Main Event doppelt so lange dauert, soll es so sein.

Wer weiß, vielleicht würden mehr Leute teilnehmen, wenn der Zeitplan weniger belastend wäre? Es ginge schneller, wenn man bei allen WSOP-Turnieren die Shot-Clocks/Zeitbanken besser nutzen würde. Bubble Stalling muss so viel Zeit kosten. Einer der Gründe, warum ich angefangen habe, Cash Games zu spielen, ist, dass ich von den langen und ungemütlichen Turnierzeiten wegkommen wollte.

Es ist schade für Phil, dass er bei Cash Games nie wirklich vergleichsweise gut gewesen ist. Vielleicht ist es für ihn noch nicht zu spät, um umzusteigen? Könnte er bei Cash Games gut werden, oder hat Tony G ihn zu sehr traumatisiert 😆?

Tatsächlich hat die WSOP bereits in diesem Jahr kleinere Änderungen eingeführt, so etwa die stärkere Regulierung elektronischer Hilfsmittel und die Optimierung der Registrierung über die neue WSOP+ App. All das zeigt: Die Veranstalter sind bereit, behutsam an der Turnierstruktur zu arbeiten. Ob dies künftig auch für einen offiziellen Ruhetag gilt, könnte von der anhaltenden Debatte rund um Hellmuths Vorstoß abhängen.

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